Schönste Gärten der Region
Ein selbstgezogener Wald im eigenen Garten
TULBINGER KOGEL. Der Natur ihren Lauf lassen - unter dem Motto bewirtschaftet Karl Genau seinen Garten. Was hier aufgeht, darf auch bleiben. "1970 haben wir den Grund gekauft und 1975 haben wir den Garten angelegt", erinnert sich Genau.
Aus Fehlern gelernt
Damals hat er Zypressen, die als Neophyten gelten, eingepflanzt, die er heute eigentlich entfernen würde, doch: "Inzwischen hat sich der Efeu, eine typisch heimische Pflanze, auf den Zypressen ausgebreitet. Der Efeu ist bis in den Oktober hinein grün und bietet mit seinen Blüten und Beeren den Insekten und Vögeln eine Nahrungsquelle. So ist doch wieder eine Normalität entstanden." Im Laufe seines Lebens hat sich Karl Genau immer mehr mit dem Thema auseinandergesetzt und würde heute keine Neophyten mehr in seinen Garten pflanzen.
"Viele Neophyten haben keine Blüten und somit auch keine Früchte. Sie bieten also keine Nahrung für die Tierwelt"
, erklärt der Naturenthusiast.
Ein persönlicher Wald
Auch ein Stück Wald befindet sich in Karl Genaus Garten: "Die Bäume sind von selbst gekommen und ich habe sie dann gelassen. Ich möchte einen Garten haben, der das bietet, was früher der Wald, der heute hauptsächlich Wirtschaftswald ist, geboten hat." Bäume, die umfallen, dürfen liegenbleiben - denn Totholz bietet vielen Insekten einen Lebensraum. "Wenn wir Gartenbesitzer alle wieder zur Natur zurückkehren, haben wir ein ungeheures Aufkommen an CO2-Bindung und Sauerstoff", erklärt Karl Genau.
Kreislauf der Natur
Der 90-Jährige ist Mitglied des Naturschutzbundes und war sogar bis vor kurzem noch im Vorstand tätig. Ihm liegt die Artenvielfalt in der Natur sehr am Herzen. "Ich liebe die freie Natur und ich will sie nicht einschränken", erklärt der Naturliebhaber. Schwarze Ribisel von den Vögeln 'angebaut', wilde Himbeeren und Brombeeren: "Es ist immer ein Wechsel der Blütenpflanzen", so der Gärtner, "die Brombeeren vermehren sich von selbst und die Blüten sind beispielsweise ein wichtiges Nahrungsmittel für Wildbienen." Geerntet werden einige Früchte aber dann schon: "Die pflücke ich dann für meine Frau", so der 90-Jährige.
Nicht jeder liebt den Dschungel
"Ich hätte es gerne anders", gibt Irene Genau zu, "aber Brombeeren und Himbeeren, die hegt er und pflegt er für mich." Früher hatten die beiden einen Gemüsegarten, doch langsam verwandelte ihr Mann den Garten in das Paradies für Artenvielfalt, das er heute ist. "Gemüse kriege ich im Laden, einen Naturgarten krieg ich nicht", erklärt er. Gestritten wird darüber jedoch nicht, denn die Tiere, die durch die Natur und etwas Futter angelockt werden, machen alles wieder wett: "Manche sind schon so zutraulich. Das ist schon lieb mit den Vogerln. Alle möglichen Arten kommen da, das ist schön", schwärmt Irene Genau. Auch eine Natter findet im Winter in Karl Genaus Garten einen Unterschlupf. "Nur Igel haben wir keinen, leider. Aber wir hätten gerne einen", so Irene Genau.
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