Gericht, Region Purkersdorf
Ein Streit mit Radfahrer eskaliert
Kein Verständnis zeigte ein 51-jähriger Handelsagent, als er am 3. Juli dieses Jahres beruflich von Tullnerbach Richtung Purkersdorf unterwegs war und auf der Straße an einem Radfahrer vorbei musste, der seiner Meinung nach auf den parallel verlaufenden Radweg gehörte.
REGION PURKERSDORF (ip). Der Lieferwagenfahrer blieb stehen, um den Radfahrer zur Rede zu stellen und ihm klar zu machen, dass er nicht nur sich selbst sondern auch andere gefährde, zumal die Fahrbahn vor Ort zu schmal zum Vorbeifahren sei und eine Sperrlinie ein Überholen nicht gestatte. Die Zurechtweisung eskalierte und hat nun ein Nachspiel am Landesgericht St. Pölten, wobei Richter Andreas Beneder aufgrund der Widersprüche den Prozess zur Einholung eines Gutachtens vertagte.
Während sich der 51-Jährige als Angeklagter zum Vorwurf der schweren Körperverletzung und der Sachbeschädigung nicht schuldig bekannte und stattdessen ein Foto mit einem lädierten Schienbein, das der Kontrahent durch einen Tritt zu verantworten habe, vorlegte, wartete das Opfer, ein 56-jähriger ehemaliger Radrennfahrer, mit einem ärztliche Gutachten (knöcherner Bänderausriss am rechten Daumen) und einem weiteren Zeugen auf.
Den Tritt gegen das Schienbein bezeichnete der Radfahrer als „Phantasiegespinst“ des 51-Jährigen, der ihm nicht nur mit der Faust gegen die Schläfe geschlagen und dabei seinen Helm unbrauchbar gemacht habe, sondern auch seinen Daumen nach hinten verdrehte, als er die Hand noch am Fahrradlenker hatte.
„Gut erfunden, stimmt aber kein einziger Punkt“,
kommentierte der Beschuldigte, unterstützt durch Verteidiger Michael Hofbauer, die Aussage des 56-Jährigen. Er habe auf Stöße und den Tritt des Älteren nur reflexartig mit einer Ohrfeige reagiert und sei danach weggefahren, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.
Ein unbeteiligter Zeuge verfolgte den Streit aus eingeschränkter Perspektive. Er kniete hinter dem Lieferwagen, schaute unten durch und kombinierte aus den Bewegungen der Füße und den lautstarken Worten den Hergang der Auseinandersetzung.
Beneder braucht Klarheit. Wolfgang Denk soll daher aus medizinischer Sicht erklären, wie die Verletzungen der beiden Männer mit deren Aussagen in Einklang zu bringen sind. Die Schmerzensgeldforderung des Radfahrers in Höhe von 1.500 Euro wies Verteidiger Hofbauer jedenfalls vorerst zurück.
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