Podiumsdiskussion
"Höchtl für Pille in Schulmilch"
REKAWINKEL (bw). Andreas Hochmuth vom "Forum 3012" lud zu einer Podiumsdiskussion über Medien und Politik ein. - Es waren fünf starke bürgerliche Meinungsmacher und Medienprofis, die am Donnerstag im Gasthaus "Zu den fünf Starken" über "Medien und Politik als wichtige Stützen einer lebendigen Demokratie" diskutierten. "Information soll den Menschen Orientierung geben", meinte VP-Nationalrat Friedrich Ofenauer, doch im Zeitalter der Digitalisierung sei das nicht mehr ganz so leicht wie früher: "Im Internet können Fakten leicht verdreht werden. Es besteht die Gefahr einer Massenverwirrung."
Der Pressbaumer Bürgermeister Josef Schmidl-Haberleitner verwies auf die von ihm geübte Praxis, Probleme mit rechtzeitiger und guter Information zu vermeiden: "Trotzdem war ich schon vier Mal beim Volksanwalt im Fernsehen. Die Stadtgemeinde Pressbaum war zwar immer im Recht, aber darüber wurde nicht mehr so ausführlich berichtet." Tipps in Sachen Medien hatte sich Schmidl-Haberleitner gleich nach seiner Wahl zum Bürgermeister bei VP-Urgestein Josef Höchtl geholt: "Er hat mir gesagt: Alles, was nicht in der Presse steht, ist nie geschehen."
Wie man bekannt wird
Wie er auf die Titelseite kommt, lernte Josef Höchtl schon Anfang der 1970er Jahre: Bei einer Pressekonferenz im Wiener Café Landtmann präsentierte er als angehender Bundesobmann der Jungen ÖVP ein Zehn-Punkte-Programm gegen die Abtreibung. Tags darauf lautete der Aufmacher der größten österreichischen Tageszeitung: "Höchtl für Pille mit der Schulmilch". Der damalige VP-Obmann Karl Schleinzer reagierte prompt: "Er hat mich gleich um sechs Uhr früh am Telefon angebrüllt", erzählte Höchtl: "Zu meiner Popularisierung war das aber die beste Geschichte meines Lebens. Sogar die BBC hat berichtet."
Fehlende Medienkunde
Schockiert zeigte sich Höchtl jedoch über die heute üblich gewordene Medienmanipulation: "In Amerika werden Lügen als alternative Wahrheit bezeichnet. Es wird in einem ungeheuren Ausmaß manipuliert. Wie soll sich der Konsument da noch auskennen?"
Profil-Redakteur Otmar Lahodynsky schlug in die gleiche Kerbe und kritisierte das entstandene Ungleichgewicht zwischen Politik und Medien: "Nicht einmal Qualitätsmedien haben mehr die finanziellen Mittel gründlich zu arbeiten. Dem stehen Heerscharen von Medienleuten in der Regierung gegenüber. Beim Brexit wurde ein ganzes Land über Facebook in die Irre geführt. Medienkunde müsste deshalb verstärkt in die Lehrpläne aufgenommen werden." Auch Franz Ferdinand Wolf sprach sich gegen Fake News und Troll-Fabriken im Internet aus: "In den Medien sind viele politische Triebtäter unterwegs. Jeder hat schon eine Meinung, bevor er überhaupt die Fakten kennt. Diese Aggressivität ist Gift für Demokratie und Gesellschaft."
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