Vor Gericht gelandet
Pfuscher hinterließen enormen Schaden
Völlig überrumpelt fühlten sich einige Hausbesitzer von einer Gruppe angeblicher Dachdecker, die ihnen kostengünstige Reparaturen anboten und oft schneller ans Werk gingen, „noch bevor wir ja sagen konnten“.
REGION. Ihre Geldforderungen danach übertrafen die ursprünglichen Angebote um ein Vielfaches. Zurück blieben die mutmaßlichen Opfer meist mit noch größeren Schäden und hohen Kosten für die professionellen Reparaturen.
Ausführliche Zeugenberichte
Auch in der fortgesetzten Verhandlung am Landesgericht St. Pölten zogen es die vier anwesenden Beschuldigten vor, sich in Schweigen zu hüllen, umso ausführlicher berichteten die Zeugen gegenüber Richter Markus Grünberger von der Vorgehensweise der Rumänen. Die meisten von ihnen waren sich zumindest beim Erstangeklagten, ein auffallend kleiner 24-jähriger Mann, absolut sicher, dass er mit ihnen die Verhandlungsgespräche geführt habe. Er habe sich als professioneller Dachdecker ausgegeben und die Opfer massiv zu Reparaturen gedrängt. Zuletzt habe einer der Rumänen unterstützt durch Komplizen in wechselnder Anzahl mit Nachdruck unverschämt hohe Forderungen gestellt.
Opfer eingeschüchtert
„Ich hatte Todesangst“, wiederholte eine 85-Jährige aus dem Bezirk Melk, die, völlig überrascht von der Forderung zunächst massiv eingeschüchtert worden war. Schließlich griff einer der Männer in ihre Geldbörse und nahm 8.000 Euro an sich, obwohl ursprünglich von 1.260 Euro die Rede war.
Zur Reparatur gedrängt
Während Privatbeteiligtenvertreterin Nicole Nossek für ein Opfer aus Gablitz 3.800 Euro Schadenersatz fordert, versucht ein Ehepaar zumindest einen Teil seines Schadens geltend zu machen. Den Gablitzer drängten die Rumänen zur Reparatur seines Garagendaches zum Preis von 200 Euro. Schneller, als er schauen konnte, kamen weitere Arbeiter dazu, die plötzlich das gesamte Dach abgetragen hatten. Der Besitzer forderte die Wiederherstellung und sollte rund 3.200 Euro bezahlen. Mit einem unverschraubten Dach, jedoch ohne zu bezahlen, blieb er zurück.
Schaden statt Reparatur
Mit einem Angebot zur Sanierung der Dachrinne begann das Dilemma für das Ehepaar, das den Rumänen schließlich 25.000 Euro für Reparaturen am gesamten Dach aushändigte. Beim ersten Regen stellte das Ehepaar fest, dass die Arbeiten sehr viel Schaden angerichtet haben, sodass eine komplette Erneuerung des gesamten Daches mit Kosten in Höhe von 70.000 Euro notwendig war.
Opfer getäuscht
Ein weiteres Opfer, das ebenfalls mit Schäden zurückblieb, kam erst im Nachhinein drauf, dass die Dachdecker, die bei ihm tätig geworden waren, absolut nichts mit jener Firma zu tun hatten, die er tags zuvor telefonisch mit den Arbeiten beauftragt hatte.
Falsche Versprechen
Als das Ermittlungsverfahren gegen die Rumänen bereits im Gange war, soll er Erstangeklagte nahe Klosterneuburg abermals seine Dienste angeboten haben. Für die Reparatur einer angeblich kaputten Dachrinne waren zunächst 200 Euro ausgemacht worden, nach 45 Minuten habe er plötzlich versucht, 10.300 Euro in Rechnung zu stellen.
Wieder vertagt
Grünberger warnte den Beschuldigten, nochmals dahingehend in Erscheinung zu treten, zumal man ihn dann sicher in Untersuchungshaft nehmen werde. Nachdem der fünfte Angeklagte, sowie eine Zeugin nicht erschienen waren, wurde der Prozess abermals vertagt.
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