Familienbad Neu
Aufsichtsbehörde "pfeift" Ehrwald zurück

Im Ehrwalder Gemeinderat wurden Pläne für die Modernisierung des Familienbades vorgestellt, samt Finanzierungsmodell. Ob am Ende alles so kommt, muss aber der neue Gemeinderat entscheiden. Die Aufsichtsbehörde wird dabei ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

EHRWALD. Die Projektvorstellung für die Modernisierung des Ehrwalder Familienbades fand vor einer großen Zuhörerschaft im Zugspitzsaal statt. Im Grunde war die Präsentation eine Empfehlung an den neuen Gemeinderat, das Vorhaben umzusetzen.
Im Ort gab es zuvor die Sorge, der "alte" Gemeinderat könnte wenige Tage vor den Neuwahlen ein Millionenprojekt beschließen, das der neue Gemeinderat realisieren muss. Damit wäre der finanzielle Spielraum auf Jahre hinaus massiv einschränkt, egal, ob die neue Gemeindeführung das will, oder nicht. Diese Sorge erwies sich als unbegründet.

Sanierung ist schon lange akutell

Das Ehrwalder Familienbad ist in die Jahre gekommen. Schon lange gibt es Gespräche, ob und wie man die Freizeitanlage modernisieren oder gar erneuern kann. Seit 2014 wird intensiv(er)  diskutiert. Damals gab es Schätzungen, dass eine Sanierung zwischen acht und elf Millionen Euro kosten würde. Es blieb beim Vorsatz, etwas tun zu wollen, konkrete Umsetzungsschritte wurden nicht gesetzt.

Diskussionen auch in Lermoos

2017 wurden die Gespräche intensiviert. Nahezu zeitgleich begannen in der Nachbargemeinde Lermoos Diskussionen, wie es mit dem dortigen Freibad weitergehen soll - auch das entspricht nicht mehr heutigen Anforderungen, außerdem sind die Tage der Vollauslastung sehr eingeschränkt, die Anlage daher unrentabel.
Lermoos erklärte sich bereit, auf eine Sanierung zu verzichten und dafür vorgesehenes Geld in das Familienbad in Ehrwald zu investieren. "Das ist einzigartig in der Geschichte", wie Ehrwalds Bürgermeister Martin Hohenegg am Dienstag im Gemeinderat berichtete. Immerhin geht es um eine Summe von 1,5 Millionen Euro. Und weil beim Bad der Tourismusverband Tiroler Zugspitz Arena (TZA) 50-Prozent-Partner ist, geht es um einen Zuschuss von drei Millionen Euro, der von Lermoos nach Ehrwald fließen soll.

Architektenwettbewerb ausgeschrieben

In Ehrwald wurde zwischenzeitlich klar, dass "halbe Sachen" nicht zum Ziel führen. Wenn dann richtig, lautete die Devise. Es wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Jenes Projekt, das dabei als Sieger hervor ging, wird aus heutiger Sicht Baukosten von 18 Millionen Euro verursachen. Von dieser Summe muss man den Drei-Millionen-Zuschuss aus Lermoos abziehen, ebenso jene Förderungen, die das Land bereit stellen soll, und dann wiederum die Kostenbeteiligung der Zugspitz Arena, die gemeinsam mit der Gemeinde 50-Prozent-Partner in der Betreibergesellschaft ist.

Der Modernisierung des Familienbades, bzw. der dafür notwendige Finanizierung galt das Hauptaugenmerk. | Foto: Reichel
  • Der Modernisierung des Familienbades, bzw. der dafür notwendige Finanizierung galt das Hauptaugenmerk.
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Kostensteigerung ist beträchtlich

Hinzu kommen auf der anderen Seite Kosten für die Modernisierung des Zugspitzsaals (siehe "Zur Sache"). Alles zusammen ergibt sich daraus ein Finanzierungsbedarf für die Gemeinde Ehrwald von 8,2 Millionen Euro. Noch im Jahr 2020 hatte man sich als "Latte" 5,5 Millionen Euro gelegt. Corona zeigt sich aber als "Preistreiber". Die genannten 8,2 Millionen seien unter diesem Aspekt gar nicht so hoch.

Aufsichtsbehörde legt sich quer

Die Aufsichtsbehörde sieht das anders. Eine Genehmigung zur Aufnahme eines Darlehens in genannter Höhe will man nicht erteilen. Groß ist die Sorge, dass Ehrwald fortlaufende Ausgaben nicht mehr bedienen kann. Es geht um eine Summe zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro, die über dem Finanzierungsmöglichkeiten der Gemeinde liegt.
Im Gemeinderat glaubt man, dass auch das bewältigbar wäre. Trotzdem muss dass Projekt jetzt erst wieder auf die "Warteliste". Der neue Gemeinderat wird sich mit dem Thema erneut befassen.

Appell: Projekt unbedingt umsetzen

Seitens des noch amtierenden Bürgermeisters und des Gemeinderates gab es Appelle an die neue Gemeindeführung, die schon bald im Amt sein wird, am Projekt festzuhalten. Es sei ein gutes Vorhaben, das weit fortgeschritten ist, befindet man sich doch kurz vor der Detailplanung.
Alternativen sieht man nicht: Wenn man jetzt abermals nicht zu bauen beginnt, dann werde es bald gar kein Familienbad in Ehrwald geben.

Das wurde beschlossen

Beschlossen wurde am Ende eine Darlehensaufnahme über 1,5 Millionen Euro. Davon werden 1,2 Millionen in die Modernisierung des Zugspitzsaals investiert, die restlichen 300.000 Euro braucht man, um bereits angefallene Kosten für das Projekte "Familienbad Neu" abzudecken. "Stirbt" letzteres Vorhaben, fällt Ehrwald um die Kosten für Planungen und andere vorbereitende Maßnahmen um.

Zur Sache

Der Zugspitzssaal befindet sich direkt neben dem Familienbad.  | Foto: Reichel
  • Der Zugspitzssaal befindet sich direkt neben dem Familienbad.
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Der Zugspitzsaal ist aus der Gemeinde Ehrwald nicht wegzudenken. Er erfüllt viele wichtige Aufgaben. Doch das Haus muss saniert werden. Das Objekt soll besser zugänglich werden, den großen Saal möchte man akustisch deutlich verbessern und heller soll er auch werden. Es sind neue Nebenräume angedacht, der Brandschutz soll verbessert werden und im Küchenbereich möchte man sich künftig in Richtung "Catering" orientieren. Das Restaurant soll mehr Platz bekommen, innen und ebenso im Terrassenbereich, außerdem muss in die Toilettenanlage investiert werden.
Der Kostenbedarf für alle notwendigen Maßnahmen liegt aus heutiger Sicht bei ca. 2,65 Millionen Euro. Projektträger, und damit Zahler, sind die Gemeinde und der Tourismusverband Tiroler Zugspitz Arena je zur Hälfte. Mit Förderungen wird gerechnet. Die Gemeinde wird aus heutiger Sicht rund 1,2 Millionen Euro investieren. Diese Summe wird über ein Darlehen aufgebracht.

Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter
www.meinbezirk.at

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