Pilgern zu Zeiten des Hl. Coloman

Frau am Berg Kirche Füssen mit Pilgerdormitorium
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Ein Pilgerreise zu Zeiten des Hl. Colman vor 1000 Jahren war eine gefährliche Angelegenheit. Coloman etwa wurde wegen seiner fremden Sprache für einen Böhmischen Spion gehalten und gehängt.

Besonders beliebt waren Pilgerreisen nach Rom und ins Heilige Land und so ist unser Land von alten Pilgerwegen durchzogen, die oftmals in Vergessenheit geraten sind.

Bevor man eine Pilgerreise antrat, machte man sein Testament und regelte alle wichtigen Angelegenheiten. Schließlich war es ja unsicher, ob man je wieder in die Heimat zurückkehren würde.

Pilger machten sich durch eine Jakobsmuschel kenntlich, die sie an den Hut steckten. Ein praktisches Utensil, diese Jakobsmuschel, denn sie diente auch als Trinkschale und mit der scharfen Kante konnte man wie mit einem Messer schneiden.

Geld wurde im Proviant versteckt - z.B. in Brot eingebacken oder in den Saum der Kleider eingenäht, damit man es möglichen Räubern nicht gar so leicht machte. Von Verwandten und Freunden wurden Rosenkränze, Bilder oder Kerzen mitgegeben, die an der Pilgerstätte geweiht werden sollten.

Für Pilgerreisen ins Heilige Land war Venedig der wichtigste Anlaufpunkt. Manchmal bot die Kirche selbst Übernachtungsmöglichkeiten, damit man nicht in eine Herberge gehen musste, in der sich vielleicht auch allerlei Gesindel aufhielt. So etwa ist in der Frau am Berg Kirche in Füssen eine Zwischendecke eingezogen, über der sich ein Schlafraum für Pilger befindet.

Auf dem Markusplatz in Venedig trafen sich Pilger und Schiffskapitäne um Verträge über die Reise zu schließen, es wurde gehandelt und gestritten. Wohlhabende Pilger nahmen auf die Reise ihren eigenen Koch mit um nicht von der - meistens schlechten - Gemeinschaftsverpflegung auf dem Schiff abhängig zu sein.

Die gewöhnliche Schifsroute: Venedig - dalmatinische Küste - Korfu - Kreta - Rhodos - Zypern - Jaffa. Bedrohungen durch Piraten und Unwetter waren keine Seltenheit.

Endlich in Jerusalem angekommen pflegte man den Leidensweg Christi nachzugehen und zur Grabeskirche zu gehen. Pilger suchten von den heiligen Stätten kleine Steine abzuschlagen um sie als Souvenir mitzunehmen, worunter die Bauwerke stark litten.

Pilgerinnen strebten an, sich im Wasser des Jordan oder an Heiligen Stätten befruchten zu lassen, weil Kinder, die in Kirchen gezeugt wurden, als Glückskinder galten.

Das Bad im Jordan war ein Höhepunkt der Reise, weil damit die vollkommenen Vergebung der Sünden verbunden war. Jordanwasser wurde in kleine Fläschchen abgefüllt, um es mit in die Heimat zu nehmen.

Man konnte sich mit heiligen Symbolen tätowieren lassen oder mumifizierte Kinderleichen kaufen, die als Leichen der unschuldigen Kinder von Bethlehem angeboten wurden - sofern man noch Geld hatte.

Schaffte man es dann, gesund wieder zurück nach Venedig zu kommen, hatte man die größten Gefahren überstanden. Dann gab es noch noch die Alpenüberquerung. Wem auch dies noch gelang, wurde in seiner Heimat wie ein König gefeiert.

Frau am Berg Kirche Füssen mit Pilgerdormitorium
St. Coloman bei Schwangau
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