Klimawandel und Tourismus: Wohin geht die Reise?

Regina Karlen, Bezirkssprecherin der Grünen, plädiert für einen sanften Tourismus. | Foto: Archiv
  • Regina Karlen, Bezirkssprecherin der Grünen, plädiert für einen sanften Tourismus.
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BEZIRK REUTTE. Wir leben in einer Naturparkregion, aber was wird in Zukunft überwiegen – die Natur oder der Park? Tourismusverbände und der Wirtschaftsbund sind reich an Fantasien und Projekten.

Gewinner und Verlierer

Der erst kürzlich wieder ausgezeichnete Lechweg im Natura 2000 Gebiet ist eine großartige Erfolgsgeschichte und bringt viel Wertschöpfung in die Region. Oder will der Gast doch lieber die konstruierte Parkanlage, die ihm alles vorgibt: Action, Spaß und allzeit erreichbares Naturspektakel? Beim Projekt Seebenseewand scheint der „Park“ gewonnen zu haben, ein Naturjuwel soll den Gästen geradezu wie auf einem Silbertablett stehend präsentiert werden. Obwohl Wasserrechte noch verhandelt werden müssen, ein so hohes Gut, wird das vom Touristiker gesehene Highlight als fix präsentiert.

Ansturm auf die Berge

Dem Fahrradtourismus ist nichts Negatives entgegenzusetzen, bedeutet es doch auch, dass diese nahezu CO2 neutrale Mobilität die Klimaerwärmung verlangsamt und durch den Ausbau des Radwegenetzes auch die heimische Bevölkerung profitieren wird.
Aber Halt: nicht die Radwege von, zu und durch die Ortschaften sollen prioritär ausgebaut werden, nein, mit E-Bikes soll jeder Berggipfel, jedes noch so entlegene Gebirgstal erreichbar und jeder See umrundbar werden, wenn möglich auch noch asphaltiert. An die rekordverdächtige Tiroler Bodenversiegelung denkt niemand und hinterfragt man bestimmte Wege, wird nicht selten die Barrierefreiheit ins Spiel gebracht. Diese ist natürlich zu begrüßen, wäre da nicht der fahle Beigeschmack, dass ein hoher Prozentsatz an Gastronomen ihre WC-Anlagen im Keller angesiedelt haben, und nun plötzlich den RollstuhlfahrerInnen ihre Rechte auf alle Berggipfel erkämpfen wollen.

Unmoralische Projektfantasien

Es gibt auch unmoralische Forderungen von „Parkprojekten“, die Golfplatzerweiterung im Lermooser Moos. Trotz bestehendem Natur- und Vogelschutzgebiet mit dem vom Aussterben bedrohten Braunkehlchen, will da der Wirtschaftsbund nicht aufgeben. Abseits dieser Prioritätensetzung stellt sich mir die Frage: hat die Bevölkerung ein Recht darauf zu erfahren, welche chemischen Mittel verwendet werden, die dann in unser aller Grundwasser sickern, damit der Golfplatzrasen erhalten bleibt?

Der Pässe-Funpark für die unzähligen, lärmverbreitenden Motorradfahrer macht besonders deutlich sichtbar, dass wir eine Entscheidung brauchen wohin die Reise gehen soll. Diese Richtungsgebung dürfen wir nicht ausschließlich den Projektfantasien der Tourismusverbände überlassen, auch die Bevölkerung muss gehört werden und das nicht nur am Tag der Wahl.

Tourismus auf die sanfte Tour

Mit den Folgen des Klimawandels werden wir uns alle auseinandersetzen müssen, ich plädiere für einen sanften, erholsamen Tourismus mit Regionalität der Produkte und dem Bekenntnis zu unserer wunderschönen, schützenswerten Natur.
Denn geht es der Natur gut, dann geht es den Menschen gut und dann geht es auch der Wirtschaft gut – und nicht umgekehrt!

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