BASIS kämpft ums Überleben

Evelyn Mages (3.v.l.) verfasste im Namen des BASIS-Vorstandes einen Brief an viele Entscheidungsträger. | Foto: BASIS
  • Evelyn Mages (3.v.l.) verfasste im Namen des BASIS-Vorstandes einen Brief an viele Entscheidungsträger.
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REUTTE (rei). Die ÖVP/FPÖ-Regierung verändert derzeit vieles im Land. Auch bestehende Regelungen, welche die finanzielle Unterstützung diverser Organisationen betrifft. Betroffen ist u.a. "BASIS Frauenservice und Familienberatung Außerfern".
Die Mitarbeiterinnen fühlen sich dadurch in ihrer Arbeit "bedroht". Obwohl bereits das zweite Halbjahr hereingeborchen ist, fehlt die Information über die zur Verfügung stehende Förderhöhe für das Jahr 2018!

Offener Brief

Nun hat Geschäftsführerin Evelyn Mages einen offenen Brief in der Angelegenheit an diverse Entscheidungsträger, politisch Verantwortliche und die Medien geschickt. In ihrem Schreiben (nachzulesen am Ende dieses Berichts) erläuterte Evelyn Mages im Namen von Basis und des Netzwerkes österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen, wie massiv sich die Kürzungen bzw. die Nichtauszahlung von Geldern auf die Arbeit der Familienberatungsstellen auswirken.
"Wir sind für Menschen da, die mit schweren Krisen in ihrem Leben konfrontiert sind. Wir stehen ihnen bei der Einordung und Bewältigung dieser Ausnahmesituationen zur Seite. Wir können gemeinsam mit ihnen Lösungswege definieren und beschreiten. Wir geben Betroffenen ihre Würde zurück und ermächtigen sie zu aktivem zukunftsorientierten Handeln. Mindestens genauso wichtig ist unsere Arbeit im Sinne der Prophylaxe", heißt es in dem Schreiben, das u.a an Bundespräsident Alexander van der Bellen, Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache, an Minister, Staatssekretäre und viele weiterw Persönlichkeiten versandt wurde.

Viele Personen betroffen

Zum besseren Verständnis konkretisiert Mages die Auswirkungen, mit denen man sich bei BASIS jetzt konfrontiert sieht: "BASIS  wurde für das erste halbe Jahr deutlich weniger als in den Jahren zuvor überwiesen. Sollte es bei dieser Kürzung bleiben, bedeutet das um 61 KlientInnen und Klienten pro Jahr weniger beraten zu können. 61 Schicksale von Frauen, Familien und Kindern stehen alleine im Rahmen unserer Tätigkeit in Reutte / Außerfern auf dem Spiel. "

1200 Beratungstunden jährlich

Für die Bezirksblätter hat Evelyn Mages in den Statistiken der BASIS-Organisation nachgesehen und harte Fakten zu Tage gefördert: jährlich werden etwa 1200 Beratungsstunden erbracht, seit Bestehen der Organisation (Gründungsjahr 1996) häuften sich 22.000 Stunden an. Diese wurden von rund 5500 Personen in Anspruch genommen.

Schon lange ist BASIS keine Frauenberatungsstelle mehr. Das Thema Familien spielt eine zentrale Rolle, aber auch Männer nehmen die Dienste für sich gerne in Anspruch. Der Männeranteil liegt bei 20,21 Prozent!
Zumeist sind es österreichische Staatsbürger, die sich an die Beratungsstelle mit Sitz in Reutte im Haus der Vereine in der Planssestraße wenden. 82 Prozent beträgt der Anteil. EU Bürger kommen auf 13 Prozent, die übrigen fünf Prozent verteilen sich auf Hilfesuchende aus anderen Staaten.
Auch die regionale Verteilung ist interessant. 36 Prozent der Hilfesuchenden kommt aus Reutte, der Rest aus den Umlandgemeinden.

Klare Forderung

Die Sorge, dass die bestens eingeführte Service- und Beratungsstelle ihre Angeboten zurückschrauben muss ist groß. Daher gibt es eine klare Forderung an die Adresse der Verantwortlichen:
* Zurücknahme der drohenden Kürzungen
* Sofortige Klarheit über die Förderhöhe für jede Familienberatungsstelle

Zur Sache

Hier das Schreiben von BASIS im vollen Umfang (inkl. Verteilerliste):

Familienberatungsstellen sind seit 1974 im Familienberatungsförderungsgesetz verankert und haben auf Basis dessen mehrjährige Verträge mit dem Familienministerium. Diese Beratungsstellen betreuen jährlich österreichweit 230.000 Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer, Paare und Familien in schwierigen Lebenssituationen. Die häufigsten Themen in der Beratung sind Familien- und Paarkonflikte, Trennungen, häusliche oder sexuelle Gewalt, schulische Probleme, Mobbing, Arbeitslosigkeit, persönliche Krisen, Behinderung, Migration, Sucht, Diskriminierung und Armut. Die Anzahl der Hilfesuchenden steigt kontinuierlich aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen und der damit verbundenen vielfältigen Herausforderungen.

Auch viele Frauenberatungsstellen wie „BASIS Frauenservice und Familienberatung Außerfern“, die, ergänzend zu ihrem Angebot für Frauen auch Familien beraten, sind von der geplanten Kürzung seitens der Bundesregierung betroffen.

Wir sind für Menschen da, die mit schweren Krisen in ihrem Leben konfrontiert sind. Wir stehen ihnen bei der Einordung und Bewältigung dieser Ausnahmesituationen zur Seite. Wir können gemeinsam mit ihnen Lösungswege definieren und beschreiten. Wir geben Betroffenen ihre Würde zurück und ermächtigen sie zu aktivem zukunftsorientierten Handeln. Mindestens genauso wichtig ist unsere Arbeit im Sinne der Prophylaxe: Wir helfen dabei, dass diese Krisen erst gar nicht entstehen, da wir aufgrund unserer regional gut verankerten, vernetzten und kompetenten Arbeit die Möglichkeit der vorbeugenden Intervention wahrneh-men können. Wir verstehen das als eine der wesentlichen Säulen zur Verhinderung weiteren Leids und ausufernder Kosten zulasten des sozialen Systems. Diese verantwortungsvolle und für die Gesellschaft enorm wichtige Aufgabe können wir nur bei entsprechender Finanzierung seitens der öffentlichen Hand leisten.

Seit Jahresbeginn steht eine Kürzung der Fördergelder um fünf Prozent im Raum, konkret um eine Million Euro auf 12 Millionen Euro jährlich für alle Familienberatungsstellen österreichweit. Im Budget eines Ministeriums ist eine Million schnell gestrichen, mit der Begründung, dass „alle sparen müssen“. Für die Menschen, die zu uns kommen, ist das ein zynisches Argument und führt ihnen ihre Machtlosigkeit drastisch vor Augen. Für uns Beratende ist es ein Rückschritt in prähistorische Zeiten der Ignoranz gegenüber der Notwendigkeit psychosozialer Versorgung.

Vertreterinnen und Vertreter des Dachverbandes der Familienberatungsstellen bauen darauf mit den politisch Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen, um klare Auskunft zu allen geplanten Schritten zu erhalten. Wir müssen wissen, wann wir, wie es Brauch in einem gut geführten Betrieb ist, unsere Jahresplanung für Personal und Infrastruktur, für unser Angebot und unsere Dienstleistung erstellen können. Wir müssen wissen, in welcher Höhe die im Gesetz verankerten Förderungen nun zu erwarten sind. Wir müssen unserer Klientel Auskunft geben können, in welcher Intensität wir uns weiter um sie bemühen werden.

Zum besseren Verständnis: Der „BASIS Frauenservice und Familienberatung Außerfern“ wurde für das erste halbe Jahr deutlich weniger als in den Jahren zuvor überwiesen. Sollte es bei dieser Kürzung bleiben, bedeutet das um 61 KlientInnen und Klienten pro Jahr weniger beraten zu können. 61 Schicksale von Frauen, Familien und Kindern stehen alleine im Rahmen unserer Tätigkeit in Reutte / Außerfern auf dem Spiel.
Wer wird in Zukunft Anlaufstelle für diese Menschen sein?

Die BASIS wird daher gemeinsam mit allen anderen Einrichtungen weiterhin darauf drängen, bei Ministerin Bogner-Strauß doch noch Gehör zu finden. Gesprächsverweigerung erscheint uns hier nicht zielführend. Die Verantwortung liegt eindeutig bei der Ministerin hier eine gute Lösung für alle Beteiligten zu erreichen.

Diese Lösung kann nur lauten:
* Die Zurücknahme der drohenden Kürzungen
* Sofortige Klarheit über die Förderhöhe für jede Familienberatungsstelle

Und an Sie, die Adressatinnen und Adressaten dieses offenen Briefes, appellieren wir: Bitte setzen Sie sich im Rahmen Ihrer politischen Tätigkeit dafür ein, dass wir Familien in ganz Österreich weiter professionell und Schutz gewährend zur Seite stehen können. Es ist eine Investition in Sicherheit, in Gesundheit und Lebensqualität – für die Betroffenen, für uns als Gesellschaft. Dass der Staatshaushalt langfristig entlastet wird, soll zumindest mit überlegt werden.

Evelyn Mages
Geschäftsführerin BASIS Frauenservice und Familienberatung Außerfern
und im Namen des Netzwerks österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen

Verteiler

Ergeht an:
· Dr. Alexander Van der Bellen, Bundespräsident
· Sebstian Kurz, Bundeskanzler
· Heinz-Christian Strache, Vizekanzler
· Mag. Dieter Kandlhofer, Generalsekretär im BKA
· Hartwig Löger, Bundesminister für Finanzen
· MMag. DDr. Hubert Fuchs, Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen
· Dr.in Juliane Bogner-Strauß, Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend
· Bernadett Humer, MSc, Kabinettschefin BKA
· Mag.a Beate Hartinger-Klein, Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
· Mag.a Helena Guggenbichler, Generalsekretärin im Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
· Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
· Herbert Kickl, Bundesminister für Inneres
· Mag.a Karoline Edtstadler, Staatssekretärin im Bundesministerium für Inneres
· Dr.in Karin Kneissl, Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres
· Mag. Dr. Johannes Peterlik, Generalsektetär im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres
· Dr. Josef Moser, Bundesminister für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz
· Mag. Christian Pilnacek, Generalsekretär im Bundesminister für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz
· August Wöginger, Klubobmann ÖVP und NR
· Norbert Sieber, NR
· Mag. Christian Kern, Klubobmann SPÖ und NR
· Birgit Silvia Sandler, NR
· Gabriele Heinisch-Hosek, NR
· Eva Maria Holzleitner BSc, NR
· Mag. Andreas Schieder, GF Klubobmann der SPÖ und NR
· Dr. Walter Rosenkranz, Klubobmann FPÖ und NR
· Edith Mühlberghuber, NR
· Ricarda Berger, NR
· Mag. Dr. Matthias Strolz, Klubobmann NEOS und NR
· Michael Bernhard, NR
· Claudia Gamon MSc (WU), NR
· Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, NR
· Dr.in Irmgard Griss, Stv. Klubofrau Neos und NR
· Mag. Bruno Rossmann, Klubobmann der Liste Pilz und NR
· Daniela Holzinger-Vogtenhuber BA, stv. Klubobfrau der Liste Pilz und NR
· Reinhard Todt, Präsident des Bundesrates
· Dr. Magnus Brunner, Vizepräsident des Bundesrates
· Ewald Lindinger, Vizepräsident des Bundesrates
· René Pfister, Ausschuss für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz des Bundesrates
· Ferdinand Tiefnig, Ausschuss für Familie und Jugend des Bundesrates
· Inge Posch-Gruska, Kinderrechtsausschuss des Bundesrates
· DK Elisabeth Pfurtscheller, Bundesrätin
· Ewa Dziedzic, Bundesrätin
· Dorothea Schittenhelm, Bundesleiterin der ÖVP Frauen
· Günther Platter, Landeshauptmann von Tirol
· Sonja Ledl-Rossmann, Präsidentin des Tiroler Landtages
· Mag. Johannes Anzengruber, Klubobmann ÖVP
· Helmut Buchacher, Klubobmann SPÖ
· DIin Gabriele Fischer, Landesrätin für Frauen und Soziales
· Dr.in Renate Krammer-Stark, Klubobfrau Grüne
· Patrizia Zoller-Frischauf, Landesrätin für Jugend und Familien
· Land Tirol, Abt. Gesellschaft und Arbeit / Frauen und Gleichstellung
· Mag.a Katharina Rumpf, Bezirkshauptfrau BH Reutte
· Luis Oberer, Bürgermeister von Reutte
· Johann Dreier, Bürgermeister von Weißenbach
· Hansjörg Fuchs, Bürgermeister von Lechaschau
· Martin Hohenegg, Bürgermeister von Ehrwald
· Vinzenz Knapp, Bürgermeister von Höfen
· Karina Konrad, Bürgermeisterin von Jungholz
· Beate Reichl, Bürgermeisterin von Heiterwang
· Helmut Schönherr, Bürgermeister von Plach
· Reinhild Schuler, Bgm.Stv.in von Pflach
· Hanspeter Wagner, Bürgermeister von Breitenwang
· Wolfgang Winkler, Bürgermeister von Ehenbichl
· Mag. Günther Salcher, Regionalentwicklung Außerfern

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