Bürgerinitiative Lebensraum St. Marienkirchen
"Betonwerk – Nein danke!"

Die Firma Niederndorfer beabsichtigt, in St. Marienkirchen am Hausruck ein Betonwerk zu errichten, informiert die Bürgerinitiative "Lebensraum St. Marienkirchen". Dafür sollen 14.000 Qudratmeter Grünland in ein Betriebsbaugebiet umgewidmet werden.  | Foto: BRS/Doms
8Bilder
  • Die Firma Niederndorfer beabsichtigt, in St. Marienkirchen am Hausruck ein Betonwerk zu errichten, informiert die Bürgerinitiative "Lebensraum St. Marienkirchen". Dafür sollen 14.000 Qudratmeter Grünland in ein Betriebsbaugebiet umgewidmet werden.
  • Foto: BRS/Doms
  • hochgeladen von Silvia Wagnermaier

Die Bürgerinitiative „Lebensraum St. Marienkirchen“ stellt sich gegen ein geplantes Betonwerk-Projekt. Sie wehrt sich gegen die  Bodenversiegelung, warnt vor dem hohen Wasserverbrauch des Betonwerks sowie dem Verkehrsaufkommen und fürchtet um den hohen Erholungswert ihrer Wohnumgebung und den Immobilienwert ihrer Häuser. Bürgermeister Fisecker will, dass "man sich die Fakten anschaut". Die Firma Niederndorfer hält die Bedenken für unbegründet.

ST. MARIENKIRCHEN AM HAUSRUCK. Die Firma Niederndorfer beabsichtigt, in St. Marienkirchen am Hausruck ein Betonwerk zu errichten, informiert die Bürgerinitiative "Lebensraum St. Marienkirchen". Dafür sollen 14.000 Quadratmeter Grünland in ein Betriebsbaugebiet umgewidmet werden. Bei einer Unterschriftensammlung haben sich bereits 35 Prozent der Einwohner gegen das Projekt ausgesprochen.

Umwidmungspläne seit Ende Juni bekannt

Seit Ende Juni bekannt wurde, dass die Gemeinde beabsichtigt, 14.000 Quadratmeter Grünland für die Firma Niederndorfer in ein Betriebsbaugebiet umzuwidmen, laufen in der 950-Einwohner-Gemeinde die Gemüter laut Bürgerinitiative heiß. Die Bürgerinitiative „Lebensraum St. Marienkirchen“ formierte sich dann rasch aus engagierten Anrainern und Betroffenen, um sich gegen das geplante Projekt zu wehren.

Die Bürgerinitiative „Lebensraum St. Marienkirchen“ stellt sich gegen ein geplantes Betonwerk-Projekt auf der grünen Wiese – "da geht meine Laufstrecke direkt vorbei", erzählt ein besorgter St. Marienkirchner Familienvater. | Foto: Bürgerinitiative „Lebensraum St. Marienkirchen“
  • Die Bürgerinitiative „Lebensraum St. Marienkirchen“ stellt sich gegen ein geplantes Betonwerk-Projekt auf der grünen Wiese – "da geht meine Laufstrecke direkt vorbei", erzählt ein besorgter St. Marienkirchner Familienvater.
  • Foto: Bürgerinitiative „Lebensraum St. Marienkirchen“
  • hochgeladen von Silvia Wagnermaier

Die Gruppe von etwa zehn Leuten sammelte "mittlerweile 250 Unterschriften von besorgten Anrainern – das sind rund 35 Prozent der knapp über 700 Wahlberechtigten des Ortes". Es werden weiter Unterschriften gesammelt, damit die Firma Niederndorfer, die "mit ihrem Vorhaben bereits in den Nachbargemeinden Neuhofen, Hohenzell und Eberschwang gescheitert ist", das Betonwerk nun nicht in der Wohngemeinde St. Marienkirchen realisiert.

Zu einem bei der Übergabe der ersten Unterschriften am 8. Juli 2022 geforderten Gespräch mit dem Bürgermeister und den Fraktionsobmännern sei es bislang nicht gekommen. Bürgermeister Günter Fisecker erklärt, der Termin sei bislang noch nicht zustande gekommen, weil noch Informationen der Firma Niederndorfer gefehlt hätten. In den nächsten Tagen werde er sich mit einem Terminvorschlag an die Initiative wenden.

"Beton braucht jeder Häuslbauer"

Der St. Marienkirchner Bürgermeister versteht die Bedenken der Gemeindebürger. Bei Betonwerk denke man einfach an Lärm und Staub und an den Verkehr, sagt er. Es gelte aber – das ist seine Bitte – bei den Fakten zu bleiben. Laut derzeitigem Wissenstand des Bürgermeisters würden mit dem Werk 15 bis 20 Arbeitsplätze geschaffen. Die Anlage sei moderner und deshalb nicht zu vergleichen mit den beiden Betonwerken, die in Neuhofen und Schernham, Gemeinde Geiersberg, geschlossen würden. Das Werk sei ja kein zusätzliches, sondern ein Ersatzbau. Für Fisecker gehört ein Betonwerk auch zur "Nahversorgung" der Region: "Beton braucht jeder Häuslbauer", erklärt der Gemeindechef.

"Bedenken unbegründet"

"Leider ist die Bürgerinitiative nicht mit uns in Kontakt getreten. Wir hätten ihnen gerne unser Projekt vorgestellt und gezeigt, dass Ihre Sorgen und Befürchtungen unbegründet sind", teilt Carola Fekter, Junior-Chefin der Firma Niederndorfer mit: "Wir glauben, dass der neue Standort im Vergleich zur derzeitigen Situation deutliche Vorteile für die Gemeinde St. Marienkirchen bietet, und stehen jederzeit für Gespräche mit der Bürgerinitiative zur Verfügung." Für die St. Marienkirchner Initiative stellt sich die Sachlage anders dar.

Widerstand der Anrainer

Die Gemeinde St. Marienkirchen sei ein begehrter Lebensraum im Grünen, der zudem über gute Verkehrsanbindungen verfügt, führt die Bürgerinitiative in einer Liste an Argumenten gegen das Betonwerk an: "Dutzende junge Familien haben sich hier ihren Traum vom Eigenheim verwirklicht. Durch den Bau des Betonwerkes in unmittelbarer Nähe des Wohngebietes befürchten sie massive Beeinträchtigungen für die Umwelt und Lebensqualität in ihrem Dorf und nicht zuletzt eine enorme Wertminderung ihrer Grundstücke und Immobilien." Die Bürgerinitiative fordert daher in Zeiten, in denen Umwelt- und Klimaschutz wichtiger seien denn je, Verantwortung zu übernehmen und den wertvollen Lebensraum für diese und kommende Generationen zu schützen. Es könne nicht sein, dass wirtschaftliche Vorteile für einige wenige über die Interessen der Allgemeinheit gestellt würden.

 "Keine zwei Fußballfelder versiegeln!"

Für die Bürgerinitiative „Lebensraum St. Marienkirchen“ ist die Versiegelung von 14.000 Quadratmetern Grünland, etwa die Größe von zwei Fußballfeldern, in keiner Weise mit den Klimaschutzzielen der Bundesregierung vereinbar: "Diese sehen bis 2030 eine Reduzierung des Flächenverbrauchs pro Tag auf 2,5 Hektar vor. Die Flächenversiegelung stellt in industrialisierten Ländern eines der drängendsten ökologischen Grundprobleme dar."

Foto: BRS/Doms

"Weniger Bodenversiegelung als jetzt"

Laut Unternehmen Niederndorfer gibt es durch das Projekt, das eine Zusammenlegung der beiden bisherigen Standorte Neuhofen im Innkreis und Schernham, Gemeinde Geiersberg, vorsieht, keinen zusätzlichen Flächenverbrauch. Es würden sogar mehr alte Betriebsflächen rückgebaut und rekultiviert, als insgesamt neu versiegelt würden, erklärt Carola Fekter. Zudem wäre das neue Betonwerk in St. Marienkirchen nach neustem Stand der Technik und wäre dank eigener Photovoltaik-Anlage das modernste und energiesparsamste in der Region.

Warnung vor enormem Wasserverbrauch

Zur Herstellung von Beton werde enorme Wassermengen benötigt, warnt die Bürgerinitiative zudem: "Für eine Produktion von 30 Fuhren Beton täglich wären beispielsweise 9,45 Millionen Liter Trinkwasser pro Jahr erforderlich. 50 Fuhren täglich würden in einem Jahr sogar 15,75 Millionen Trinkwasser verbrauchen. Ein derartiger Wasserbedarf würde zu einer Senkung des Grundwasserspiegels beitragen. Bereits jetzt gehen Prognosen davon aus, dass der gesamte Grundwasserspiegel bis 2050 um zirka 23 Prozent sinken wird." Es bestehe daher große Sorge, ob die Wasserversorgung des Ortes zukünftig sowohl für die Einwohner als auch für die Landwirtschaft gedeckt werden könne, wenn das Betonwerk solche Mengen an Wasser verbraucht. Sollte Betonschlacke durch Überschwemmungen, Unfälle oder andere Naturereignisse in den angrenzenden Bach, der in die Antiesen mündet, oder in die naheliegenden Quellen gelangen, könnte es zu massiven Verunreinigungen des Wassers sowie zur Gefährdung der Tierwelt kommen, sorgt sich die Initiative.

Unabhängiger tiefer Brunnen

Laut Firma Niederndorfer würde die Wasserversorgung des Betonwerks durch einen eigenen, sehr tiefen Brunnen erfolgen, der von den anderen Wasserrechten unabhängig ist und der in einer eigenem wasserrechtlichen Verfahren genehmigt werden müsste. Im Gegenzug dazu würde das Wasserschongebiet am Haager Rücken endlich „betriebsfrei“, was der Wasserversorgung aller umliegenden Gemeinden zu Gute käme, argumentiert Fekter. Verunreinigungen des Grundwassers würden durch bauliche und technische Maßnahmen ausgeschlossen.

Verkehrsaufkommen: Mehr oder weniger?

Dass die Transporte zum und vom Betonwerk zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen verbunden mit entsprechender Lärmbelästigung führen werden, liegt auf der Hand, erklärt die Initiative. Darüber hinaus gebe es Bedenken, ob die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und der Kinder am Schulweg weiterhin gewährleistet werden könne. 
Feinstaub stelle zudem ein ernst zu nehmendes Risiko für Menschen dar und könne schwerwiegende Beeinträchtigungen der Gesundheit zur Folge haben, warnt die Initiative weiter: "Auch mit modernsten Filteranlagen wird ein Betonwerk nicht gänzlich ohne Staubemissionen auskommen. Es bestehen daher berechtigte Befürchtungen, dass die Bevölkerung über Jahrzehnte mit einer kontinuierlichen Feinstaubbelastung konfrontiert wird."

Ganz andere Schlüsse zieht hier die Argumentation der Firma Niederndorfer: Der Standort Schernham werde bereits jetzt über das Gemeindegebiet St. Marienkirchen beliefert. Durch eine Zusammenlegung  der Standorte Neuhofen und Schernham an den neuen, verkehrsgünstig gelegenen Standort komme es "insgesamt sogar zu einer Reduktion des Verkehrs im Gemeindegebiet St. Marienkirchen und in der Region". 

"In keiner Weise ein Gewinn"

Die formierten Gegner führen zudem an, dass für den Betrieb einer heutzutage vollautomatisierten Betonherstellung kaum Mitarbeiter benötigt würden: "Die Einnahmen an Kommunalsteuer würden der Gemeinde nur ein paar Tausend Euro pro Jahr einbringen. Als Argument für das Betonwerk nennen die Befürworter, dass St. Marienkirchen einen eigenen ,Nahversorger' für Beton hätte. Da sich im Umkreis von 15 Kilometern (Aurolzmünster, Taiskirchen, Waldzell) drei Betonwerke befinden, ist für die Versorgung der St. Marienkirchner mit Beton ausreichend gesorgt."
"Wir glauben, dass der neue Standort im Vergleich zur derzeitigen Situation deutliche Vorteile für die Gemeinde St. Marienkirchen bietet", teilt Junior-Chefin Fekter mit.

Gemeinderat entscheidet

Bei der nächsten Gemeinderatssitzung am 8. September 2022 soll auf Gemeindeebene über das weitere Vorgehen entschieden werden. Die Bürgerinitiative „Lebensraum St. Marienkirchen“ fordert die Gemeinderäte auf, "bei ihrer Entscheidung die Interessen der Einwohnerinnen und Einwohner sowie künftiger Generationen zu vertreten, den Lebensraum der Menschen und die Natur zu schützen und nicht die wirtschaftlichen Vorteile für ein paar wenige in den Vordergrund zu stellen". Bis dahin werden noch weitere Unterschriften gesammelt, um das geplante Projekt zu verhindern, versichert die Gruppe. Auch ein Gespräch von Gemeinde und Bürgerinitiative steht noch an.

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

2 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Ried auf MeinBezirk.at/Ried

Neuigkeiten aus Ried als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Ried auf Facebook: MeinBezirk.at/Ried - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Ried und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.