Ukraine-Krieg
Flüchtlinge in Obernberg: "Die Russen werden bald in unserer Stadt sein"

Wolfgang und Nadine Schiessl haben die Türen ihres Hotels in Obernberg am Inn für Flüchtlinge des Ukraine-Krieges geöffnet.  | Foto: BRS/Doms
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Erste Flüchtlinge des Ukraine-Krieges haben im Bezirk Ried Unterschlupf gefunden. Im Pufferquartier des Roten Kreuzes, dass am 9. März 2022 eingerichtet wurde, sind noch am selben Abend die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine untergekommen. Mehr dazu hier. Und zwei Wirtsleute – Wolfgang Schiessl in Obernberg und Karl Zuser in Ried – haben schon einige Tage zuvor Familien aus dem Kriegsgebiet aufgenommen. Die BezirksRundSchau Ried konnte mit Arina, die mit ihrer Familie aus Odessa flüchtete, sprechen.

OBERNBERG, RIED. "Sie standen plötzlich abends vor meiner Tür und fragten, ob sie eine Nacht bleiben können", erzählt Wolfgang Schiessl, Wirt vom Hotel und Gasthof zur Post in Obernberg am Inn. Das war vor einer Woche. Die ukrainische Familie aus Odessa, deren Ziel eigentlich Deutschland war, wurde in der Gemeinde so herzlich aufgenommen, dass sie geblieben ist. Sechs Erwachsene und zwei Buben, 6 und 11 Jahre alt, bewohnen derzeit drei Zimmer des Hotels. Darunter Arina: Die junge Frau spricht sehr gut Englisch und hat der BezirksRundschau ihre Geschichte geschildert: "Wir sind am 24. Februar um 5 Uhr früh von Explosionen geweckt worden und haben unsere Sachen gepackt." Erste Station der Flucht mit dem Auto war Moldawien, wo die Familie bei einer Tante Schutz suchte. Dann ging es weiter nach Rumänien und über Ungarn schließlich nach Österreich.

"Wir fühlen uns jetzt sicher. Aber es ist alles sehr emotional", sagt Arina. In Gedanken sei sie stets bei ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrem Freund, die nicht ausreisen dürfen. Den Kontakt zu ihnen konnten sie bisher gut halten. In Odessa sei die Lage derzeit noch sicher. Aber die Menschen dort bereiten sich auf einen russischen Angriff vor. Mehreren Medienberichten zufolge ist die Stadt, die als wichtigste Hafenstadt in der Ukraine gilt, ein nächstes Ziel der russischen Invasion. Und eine Freundin Arinas berichtete am Telefon, sie sehe von ihrem Fenster aus täglich russische Kriegsschiffe im Hafen.

Dass sie in Obernberg so gut aufgenommen wird, damit hätte die Familie niemals gerechnet. "Wir können unsere Dankbarkeit gar nicht in Worte fassen", sagt Arina. Der größere der beiden Buben besucht schon ab Freitag, 11. März 2022, die Schule in Obernberg. Der kleinere geht in den Kindergarten. "Wir wissen nicht, wie lange wir nicht zurück in unsere Heimat können. Umso wichtiger ist es uns, dass die Kinder mit Gleichaltrigen zusammen sein können und am besten auch etwas Deutsch lernen", sagt Arina.

Zwei Mütter mit Kindern im Biergasthof Hotel Riedberg

In der Stadt Ried, im Biergasthof Hotel Riedberg, sind sechs Flüchtlinge untergekommen. Wirt Karl Zuser hat spontan zwei Frauen aus der Ukraine mit jeweils zwei minderjährigen Kindern – darunter auch ein Baby – aufgenommen, die ebenfalls mit dem Auto aus der Ukraine ausgereist sind. "Ein Transportunternehmer hat sich bei mir gemeldet, ob ich Platz hätte", schildert Zuser der BezirksRundSchau. "Die Männer der beiden sind Brüder und Fahrer bei dem polnisch-österreichischen Unternehmen", erklärt er. Die Kriegsflüchtlinge hat der Wirt in einem erst jüngst gekauften Privathaus direkt neben dem Gasthaus untergebracht. Weil dieses aber noch komplett unmöbliert war, startete er einen Aufruf via Facebook mit der Bitte um Möbel und Geschirr. Die Rückmeldungen waren berührend, wie er sagt: "Wir haben rund 200 Spender kontaktiert und hatten schnell alles beisammen." 

Hilfe für Flüchtlinge

Hotline für ukrainische Staatsbürger auf der Flucht und deren Angehörige:
+43 1 2676 870 9460
(Zuteilung zu Notquartieren für Flüchtlinge)

Solidaritäts-Hotline für private Unterkunftanbieter:
+43 732 7720 - 16 200 bzw. per E-Mail an nachbarschaftshilfe@ooe.gv.at
(für Personen, die privat Quartiere für Flüchtlinge zur Verfügung stellen wollen)

Oö. Spendenaktion von Land OÖ und Volkshilfe OÖ:
Informationen auf volkshilfe-ooe.at bzw. unter der Nummer +43 732 34050

Ukraine-Krieg – die Auswirkungen auf Oberösterreich
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