Itzingerstraße: Umbenennung ist vom Tisch

- Die Itzingerstraße wurde im Jahr 1981 nach dem in Ried geborenen Heimatdichter und Nationalsozialisten Karl Itzinger benannt.
- Foto: Bruckbauer
- hochgeladen von Thomas Streif
Stadt nimmt Rücksicht auf die Widerstände der Bewohner – eine Gedenkstätte für die Opfer der NS-Zeit soll verwirklicht werden
Seit etwas mehr als 30 Jahren gibt es in Ried die Itzingerstraße, die nach einem ehemaligen Heimatdichter und Nationalsozialisten benannt wurde. Damals wusste man über die dunkle Vergangenheit von Karl Itzinger noch wenig bis gar nichts. Zu einer viel diskutierten Straßenumbenennung wird es allerdings nicht kommen.
RIED (tst). Itzinger war laut dem Zeitgeschichtsforscher Hannes Koch unter anderem SA-Sturmbannführer und im Schulungsbereich der NSDAP tätig. Seine Romane sind laut dem Experten Christian Schacherreiter typische „Blut- und Boden-Literatur“. Als die Straße 1981 nach Itzinger benannt wurde, wussten die Verantwortlichen über dessen Vergangenheit noch nicht Bescheid.
Zu einer von der KPÖ und von der Plattform „Mut und Toleranz“ (M.u.T.) geforderten Umbenennung der Straße wird es nicht kommen.
Grund: Ein Großteil der betroffenen Bewohner ist, so die Obfrau des Kulturausschusses, Claudia Schossleitner, dagegen. Vom Tisch sei das Thema deshalb aber nicht. Im Gegenteil: „Wir wollen mit dem Thema offen umgehen und werden in der nächsten Zeit an einem Projekt arbeiten.“ Neben einer kleinen Gedenkstätte für die Opfer des NS-Regimes sei auch eine virtuelle Gedenkplattform und Informationsseite über die Person Karl Itzinger und dessen Vergangenheit geplant. Diese soll auch mit der Technologie einer Handy-Scan-App direkt bei der Itzingerstraße abrufbar sein. Wo die Gedenkstätte errichtet werden könnte, steht derzeit noch nicht fest.
Es sei aber durchaus vorstellbar, dass diese in der Nähe einer bereits vorhandenen Gedenkstätte im städtischen Friedhof für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges entstehen werde. „Wir werden sicher keine drei Meter hohe Statue bauen, aber die Verantwortlichen der Stadt Ried haben in einer gewissen Weise einen Auftrag in Sachen Gedenkkultur, den es auch zu erfüllen gilt“, so Claudia Schossleitner von der ÖVP. Obwohl es zu dem geplanten Projekt im Stadtrat von allen Fraktionen eine Zustimmung gab, dürften die Freiheitlichen aber von den Plänen noch nicht ganz überzeugt sein. Georg Seidenbusch vom Kulturausschuss: „Ich denke nicht, dass wir in Ried eine zweite Gedenkstätte brauchen.“
Problem sei, so FPÖ-Nationalratsabgeordneter Elmar Podgorschek, dass sich die Diskussion um ein neues Denkmal in regelmäßigen Abständen immer wieder wiederhole. „Die meisten wissen leider gar nicht, dass wir in Ried bereits eine Gedenkstätte haben“, so Podgorschek. Etwas überrascht über die Entscheidung in Sachen Itzingerstraße war Gottfried Gansinger, der Sprecher der Plattform M.u.T. Eine Gedenkstätte für die Opfer des Bezirks in der NS-Zeit unterstütze er aber voll und ganz: „Es wird von uns in Sachen Itzinger in den nächsten Monaten noch eine endgültige Stellungnahme geben. Die Experten Christian Schacherreiter und Hannes Koch arbeiten gerade daran. Dass dabei neue Erkenntnisse ans Tageslicht kommen werden, kann ich versprechen. Auch zeithistorische Dokumente aus den Archiven in Berlin werden von Koch und Schacherreiter aufgearbeitet.“
Zur Sache: Heimatdichter und Nationalsozialist
Der Schriftsteller Karl Itzinger wurde 1888 in Ried geboren. Er hat bereits vor 1938 als „Illegaler“ aktiv am Untergang Österreichs mitgewirkt und verfasste völkische Romane. Bekannt ist er vor allem durch das Frankenburger Würfelspiel, das von ihm geschrieben wurde. Neben der Itzingerstraße in Ried, die ihren Namen 1981 erhielt, gibt es auch in Frankenburg am Hausruck einen Weg, der nach Itzinger benannt wurde.



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