Friseure schlagen Alarm
Extra Testen fürs Haareschneiden kommt für viele nicht in Frage

Den heimischen Friseuren machen die Corona-Zutrittstest und die Konkurrenz durch Pfuscher zu schaffen.  | Foto: Kzenon/fotolia
  • Den heimischen Friseuren machen die Corona-Zutrittstest und die Konkurrenz durch Pfuscher zu schaffen.
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Als die Friseure am 8. Februar 2021 ihre Salons wieder aufsperren durften, konnten sie sich vor Terminen kaum retten. Nun ist diese Welle vorbei und sie müssen teils hohe Umsatzeinbrüche verzeichnen. Denn viele Kunden scheuen die Zutrittstests und dadurch boomt der Pfusch. Die BezirksRundschau hat sich bei heimischen Friseuren umgehört. 

Lassen Sie sich testen, um zum Friseur gehen zu können?

BEZIRK RIED. "Da ruft mich doch tatsächlich eine Kundin an und fragt nach der Zusammenstellung ihrer Haarfarbe. Sie möchte sich diese gerne kaufen und selbst färben", erzählt Monika Bohninger, Friseurin aus Pattigham, mit einem Kopfschütteln. "Und ein anderer Kunde fragt mich, wo er eine gute Schneidemaschine herbekommt." Bohninger arbeitet einen Tag in der Woche im Salon und die restlichen Tage als Mobile Friseurin. Sie ist überzeugt: Weil viele nicht testen gehen wollen, greifen sie selbst zur Schere oder weichen auf Pfuscher aus – also Friseure, die ihr Handwerk inoffiziell betreiben. 

43 Prozent der Österreicher schätzen den Aufwand als zu hoch ein

Es ist zum einen diese immer stärker werdende Konkurrenz durch den Pfusch. Und zum anderen sind es die hohen Zugangshürden durch die Corona-Tests, die den Friseuren das Arbeiten schwer machen. 
Das bestätigt auch Christoph Wiesner, Leiter der Wirtschaftskammer Ried. "Es gibt einfach diesen gewissen Prozentsatz an Leuten, die sich von den Maßnahmen nicht einschränken lassen wollen und deshalb auch nicht zum Friseur gehen", sagt er. "Das sind dann schon bis zu 15 Prozent weniger Kunden." Wie es in einer Aussendung der Wirtschaftskammer heißt, schätzen einer aktuellen market-Umfrage zufolge rund 43 Prozent der Österreicher den Aufwand eines Tests extra für einen Friseurbesuch als zu hoch ein. Die Termine für Covid-19-Tests neben Job, Verantwortung in der Familie und anderen Verpflichtungen zu koordinieren, sei für viele Menschen zu aufwendig.

Von Umsatzeinbußen in Höhe von 40 Prozent spricht Johann Pilz, Geschäftsführer des Friseursalons Pilzköpfe in der Rieder Innenstadt. "Bis Ende Februar waren wir komplett ausgebucht. Jetzt ist es ruhiger. Viele wollen nicht testen gehen. Hinzu kommt, dass es keine Hochzeiten oder Veranstaltungen gibt und wir deshalb sowieso weniger Geschäftsgang haben", schildert er. "Aber jetzt ist es trotzdem besser als im Lockdown. Wir müssen es sowieso so nehmen, wie es ist." 

Mobile Friseure: Kunden müssen nicht getestet sein

Nicht mehr hinnehmen wollte Patricia Stallinger die Situation. Die zweifache Mama aus Taiskirchen hat zunächst in einem Salon gearbeitet und sich nun im Februar selbstständig gemacht als Mobile Friseurin. Als solche waren die Auflagen zunächst "milder". Jetzt wurden aber auch diese verschärft. "Wir Mobilen Friseure müssen nun alle 48 Stunden testen gehen. Ich habe glücklicherweise einen positiven Antikörpertest und bin deshalb von der Test-Pflicht noch bis Juni befreit", schildert sie.

Auf jeden Fall gut sei, dass die Kunden, die einen mobilen Friseur-Service in Anspruch nehmen, nicht getestet sein müssen. Das ist auch der Grund, weshalb sich die Mobilen Friseure zur Zeit "zerreißen" könnten, wie Bohninger aus Pattigham sagt. "Ich kriege Anrufe aus dem ganzen Bezirk. Aber ich kann halt schlecht für einen Haarschnitt nach Geinberg fahren. Das stößt bei den Kunden dann oft auf Unverständnis". Das regelmäßige Testen ist für sie ein großer zusätzlicher Aufwand. Deshalb versucht sie, ihre Termine auf zwei Tage zu legen, um nicht dreimal in der Woche testen gehen zu müssen. 

Selbsttests und Detektive gegen Pfusch

Damit sich die Lage wieder entspannt, hofft auch sie, dass bald die Selbsttests für Zuhause sowie die Schnelltests der Jugendlichen in der Schule als Zutrittstest gültig werden. Das ist eine Forderung der Wirtschaftskammer Oberösterreich an die Politik. "Mit so einem niederschwelligen Eintrittstesten würden spontane Friseurtermine wieder möglich werden", sagt dazu Landesinnungsmeistern der Friseure, Erika Rainer. "Das aufwändige Jonglieren wäre hinfällig. Und es würde jenen Salons helfen, die große Umsatzverluste haben, weil die Laufkundschaft ausbleibt. Was den Pfusch betrifft, kündigt Rainer an:  "Wir werden verstärkt auf den Einsatz von Detektiven setzen, und in enger Zusammenarbeit mit den Behörden den schwarzen Schafen den Kampf ansagen."

Friseure: Auflagen und Hilfen

Kunden müssen beim Besuch eines Friseurs als körpernahen Dienstleisters einen negativen Test auf Covid-19 vorweisen. Antigentests dürfen nicht älter als 48 Stunden sein, PCR-Tests sind 72 Stunden gültig. Ausnahme: Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr. 
Kunden müssen eine FFP2 Maske tragen

Betriebsinhaber/Mitarbeiter mit unmittelbarem Kundenkontakt müssen spätestens alle sieben Tage einen negativen Test vorweisen. Kann kein negativer Nachweis erbracht werden, ist eine FFP2-Maske zu tragen. Ansonsten ist ein herkömmlicher MNS-Schutz erlaubt. 

Mobile Friseure müssen bei Hausbesuchen selbst getestet sein (Antigen: 48 Stunden gültig, PCR: 72 Stunden). Die Kunden selbst müssen, wenn die Dienstleistung bei ihnen zu Hause erbracht wird, nicht getestet sein. Die Bundesregierung wollte nicht in die Privatsphäre der Kunden eingreifen. 

Im Lockdown erhielten die Friseure 80 Prozent Umsatzersatz. Seit Öffnung können sie bei einem Umsatzrückgang von mindestens 30 Prozent einen Fixkostenzuschuss beantragen.

Quelle: https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/friseure/geschaefte-im-dienstleistungsbereich-geschlossen.html

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