Einsamkeit ist ein tiefer Schmerz

- "Einsamkeit ist ein Gefühl, das im Kopf beginnt", sagt Maria Leibetseder.
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Die Weihnachtszeit, oder Sonn- und Feiertage sind gerade für einsame Menschen eine besonders schwierige Zeit.
BEZIRK. „Einsamkeit lässt sich nicht ganz aus dem Leben verbannen, da es im Leben jedes einzelnen immer wieder Momente gibt, in denen wir durch Trennung, Schicksalsschläge oder Erkrankung auf uns selbst zurückgeworfen sind. In der Regel sind solche Phasen vorübergehend. Sie helfen, uns an die neuen Umstände anzupassen“, beschreibt Maria Leibetseder, klinische Psychologin am Landes-Krankenhaus Rohrbach. „Hält die Einsamkeit jedoch über Monate an, ist sie ein ähnlich großer Risikofaktor für die Gesundheit wie Übergewicht oder Rauchen." Einsamkeit ist der tiefe Schmerz, dass wir uns niemandem nahe fühlen können. Der Einsame hat weder teil am Leben eines Menschen, noch nimmt jemand Anteil an dem seinigen. Darüber hinaus ist Einsamkeit ein häufig anzutreffendes Begleitphänomen seelischer Störungen wie Angst und Depression.
"Der Depressive entzieht sich mehr und mehr menschlicher Zuneigung und verliert damit auf Dauer, was er am meisten braucht – die Nähe von Menschen, die es gut mit ihm meinen", sagt Leibetseder. Die Psychologin weist auf den Unterschied von Alleinsein und Einsamkeit hin. Nicht nur ältere und alleinstehende Menschen sind von Einsamkeit betroffen, sondern auch Menschen, die in Partnerschaft leben, Kinder haben, und beruflich erfolgreich sind. „Einsamkeit ist also nicht unbedingt ein Zustand, der sich aus einem Mangel an sozialen Kontakten ergibt, sondern eher ein Gefühl, das im Kopf beginnt. Ob wir uns einsam fühlen, hängt wesentlich von unserer Wahrnehmung und Einstellung zu uns und unserem Leben ab“, sagt Leibetseder. Das kann einerseits durch negative und belastende Erfahrungen in der Kindheit und Jugend geprägt sein, wenn es beispielsweise an verständnisvollen Bezugspersonen mangelte. Andererseits neigen einsame Menschen dazu, sich zu vergleichen – und zwar mit anderen, die sie für beliebter, klüger, sympathischer oder attraktiver halten als sich selbst.
Schwieriger Umgang mit Ruhe
Die ständige Erreichbarkeit via Handy und Facebook erschwert einen Umgang mit Ruhe und Stille zusätzlich, sodass viele Menschen nicht gelernt haben, ganz alleine zufrieden zu sein. „Bei der effektiven Behandlung von Einsamkeit geht es hauptsächlich darum, deren Wahrnehmung und Einstellung mit Hilfe von Psychotherapie zu verändern. Sich selbst liebevoll zu behandeln, in einer ehrenamtlichen Tätigkeit eine sinnvolle Aufgabe zu finden, können erste Schritte aus der Einsamkeit sein", sagt Leibetseder. Vielen hilft ein Haustier: "Einen tierischen Begleiter zu haben, für den man sorgen kann, ist von unschätzbarem Wert“, sagt die Psychologin.
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