Negativer Asylbescheid
Haslacher kämpfen um Familie Lopez

Emilia Lopez und ihre beiden Kinder Joshua (li.) und Joia (re.) haben sich in Haslach gut eingelebt.  | Foto: privat
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  • Emilia Lopez und ihre beiden Kinder Joshua (li.) und Joia (re.) haben sich in Haslach gut eingelebt.
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UPDATE: Die Familie wurde von der Polizei abgeholt. Mehr dazu, lesen Sie hier

Groß ist die Aufregung in der Gemeinde Haslach: Dort hat eine gut integrierte und beliebte Familie einen negativen Asylbescheid bekommen, die Abschiebung droht. Und das, obwohl sie in ihrem Heimatland Indien verfolgt werden, mahnt die Haslacher Gruppe rund um Initiator Klaus Peter. Das Quartett setzt sich mit aller Kraft für den Verbleib und ein Bleiberecht der drei Betroffenen ein. Auch eine Online-Petition gibt es. 

HASLACH. Konkret geht es um Emilia Lopez und ihre beiden Kinder, Tochter Joia und Sohn Joshua, die im Jahr 2021 nach Haslach gekommen sind. Dort fanden sie zunächst Unterschlupf im Asylquartier von Klaus Peter, dem Betreiber der Sunnseitn Haslach. Seit diesem Zeitpunkt lief auch das Verfahren, das jedoch vor kurzem negativ abgeschlossen wurde. Damit sieht sich die Familie, die laut Klaus Peter mehrere Asylgründe aufweisen kann, mit der Gefahr einer Abschiebung konfrontiert. 

Familie wird verfolgt

Zu den Gründen gehört zum einen die Verfolgung wegen des römisch-katholischen Glaubens, zum anderen die Bedrohung an Leib und Leben im Falle einer zwangsweisen Abschiebung. Letzteres ausgelöst durch den unauffindbaren Ehemann von Emilia, dem Vater der beiden Kinder. Er wird in Indien per Steckbrieffahndung gesucht und hat die Familie im Stich gelassen. Sollten Emilia und ihre Kinder zurück müssen, sind auch sie in Gefahr. "Es gibt Beweise dafür, das haben wir alles schriftlich", betont Klaus Peter. 

"Liegen dem Staat nicht auf der Tasche"

Dafür, dass die Familie nicht in Österreich bleiben sollen darf, hat man in Haslach kein Verständnis: Alle drei haben sich laut ihrem ehemaligen Unterkunftgeber sehr gut integriert, sprechen Deutsch, Tochter Joia sogar im Dialekt. Die Mutter engagiert sich in der Gemeinde: zum einen als Mesnerin in der Kirche, zum anderen arbeitet sie legal mit einer Arbeitsgenehmigung in einem Mangelberuf, konkret in der Küche des Gasthaus Baier in Haslach. Ihre Tochter hat nach einer Klasse einer berufsbildenden Schule in Rohrbach vor einiger Zeit eine Altenpflegeausbildung begonnen, bereits einen Teil positiv abgeschlossen und kann im Bezirksalten- und Pflegeheim Haslach anfangen. Sohn Joshua geht in die letzte Klasse Pflichtschule und soll im Herbst in die Handelsakademie in Rohrbach gehen. 

Peter betont: "Sie liegen dem Staat nicht auf der Tasche, die Mutter wohnt mit dem Sohn in einer kleinen Gemeindewohnung.“ Auch die Tochter stehe bereits auf eigenen Füßen und wohnt bei einem pensionierten Briten, der sein Haus in der Gemeinde besitzt.

"Ich weiß nicht wie, aber Gott hat uns nach Haslach gebracht“

Tochter wurde in Gewahrsam genommen

Nachdem der negative Bescheid folgte und alle Instanzen erschöpft waren, ergaben sich bei einer Rechtsberatung zwei Möglichkeiten, wie es für Emilia und ihre Kinder weitergehen könne. Die Option, freiwillig nach Indien auszureisen und nach einer Wartezeit von einem
halben Jahr mit der Rot-Weiß-Rot-Karte wiedereinzureisen sei aufgrund der drohenden Verfolgung ausgeschlossen. Klaus Peter: "Jetzt gibt es nur den einen Weg, dass sie einen neuen Asylantrag stellen, in Form eines Nachfolgeantrages." Genau diesen wollte die Tochter am Donnerstag bei der Polizei stellen. Doch es kam alles anders: Joia wurde in Gewahrsam genommen und ins Aufnahmezentrum nach Wels gebracht. Daraufhin seien Emilia und ihr Sohn mit der Lebensgefährtin von Klaus Peter freiwillig nachgefahren, wo dann mit einem Dolmetscher und der Polizei das Erstaufnahmeverfahren durchgeführt wurde. Erst am Abend folgte ein erstes Aufatmen: Die Familie durfte wieder nach Hause nach Haslach fahren, "sie wurden keinem Asylquartier zugewiesen", erklärt Klaus Peter, der aber klar macht: Damit habe man nur Zeit gewonnen, um Einspruch zu erheben und um die vorzulegenden Beweise anerkennen zu lassen und sie so vor der Abschiebung zu bewahren.

Briefe und Unterschriftenlisten

Dafür hat das vierköpfige Team, das neben Klaus Peter aus Heinz Hehenberger, Marianne Fraundorfer und Martin Park besteht, in kurzer Zeit in ihrem Heimatort bereits einiges ins Rollen gebracht: Zum einen sind in der Gemeinde Unterschriftenlisten im Umlauf, zum anderen wurden Briefe an verschiedenste Vertreter der Politik und Organisationen, darunter etwa an Landeshauptmann Thomas Stelzer, Vizekanzler Werner Kogler oder an die Caritas, versandt, wo um Hilfe gebeten wird. 

"An Menschlichkeit der Entscheidungsträger appellieren"

Unterstützung kommt auch vom Haslacher Pfarrer Gerhard Kobler. Bei ihm ist die Betroffenheit groß, dass die Familie einen negativen Asylbescheid bekommen hat, "weil ich diese Entscheidung in keinster Weise nachvollziehen kann. Sie haben eine unglaublich schwere Zeit hinter sich und hatten dann das Glück, in Haslach Unterstützung und wohlwollende Aufnahme zu finden.Wenn sie jetzt abgeschoben werden, verlieren sie nicht nur erneut jegliche Stabilität und Sicherheit ihrer Lebenssituation, sondern ihr Leben wäre massiv bedroht." Auch Kobler betonte gegenüber der BezirksRundSchau, wie gut die Familie integriert sei und hob ihre Tätigkeit in Mangelberufen - in denen doch so dringend Arbeitskräfte gesucht werden – hervor: "Wenn schon die Tatsache, dass hier Menschen in sogenannten "Mangelberufen" (Gastronomie, Pflege) arbeiten, unverständlicherweise kein Argument für das Bleiberecht ist, kann man wohl nur noch an die Menschlichkeit von Entscheidungsträger appellieren, dass sie nicht stur ein menschenunwürdiges Gesetz exekutieren."

Alfred Baier: "Sie ist wirklich eine tüchtige Frau"

Ebenfalls unter Schock und den Tränen nahe zeigte sich am Donnerstag der Arbeitgeber von Emilia Lopez, Gastwirt Alfred Baier vom gleichnamigen Gasthaus: "Im November hat sie bei uns angefangen, da habe ich angesucht, weil wir schon seit über zwei Jahren für die Küche und für den Service suchen. Wir waren froh, als wir sie bekommen haben. Sie ist wirklich eine tüchtige Frau, hat die Arbeit auch gesehen." Nach wie vor suche das Gasthaus nach Mitarbeitern, ein Wegfall ihrer geschätzten Angestellten wäre verheerend. "Sie hat wirklich gepasst. Sie kann Englisch, sie kann Deutsch, überhaupt kein Problem." Verstehen kann Baier die Entscheidung der Behörden nicht: "Das kann man nicht kapieren." Auch der Umstand, als Arbeitgeber überhaupt nicht informiert zu werden, stößt bei diesem auf Unmut: "Das kann es ja nicht sein, das sind keine Zustände." 

"Stehen hinter der Familie"

Auch vom Bürgermeister der Gemeinde, Dominik Reisinger, kommen klare Worte: "Die Marktgemeinde Haslach steht voll und ganz hinter der Familie Lopez steht. Wir werden alle bereits initiierten Unterstützungsmaßnahmen – Petition, Schreiben an politische Verantwortungsträger, – bestmöglich unterstützen und bekräftigen. Das ist der humanitäre Blickwinkel. Der rechtliche Weg wird meines Wissens von einem Anwalt juristisch begleitet." Er fügt außerdem an: "Wir alle hoffen, dass sich die gemeinsamen Anstrengungen lohnen werden und diese in Haslach bestens integrierte Familie – getragen von menschlichen Entscheidungen – in Ruhe und Geborgenheit bleiben darf."

"Er ist Teil unserer Mannschaft"

Unterstützung für die Familie kommt auch vom SV Haslach. In einem Facebook-Posting schreibt der Verein: "Joshua Lopez ist seit über zwei Jahren beim SVH dabei (aktuell bei der U14 SPG Haslach/Rohrbach/St.Stefan). Er ist Teil unserer Mannschaft und in fast allen Trainings immer fleißig dabei." Gleichzeitig ruft der SVH dazu auf, die ins Leben gerufene Online-Petition zu unterschreiben, um ein Bleiberecht zu erreichen: "Wir brauchen hier jede Unterstützung!"

Online-Petition läuft

Die Online-Unterschriftensammlung für Familie Lopez läuft über die Plattform "Open Petition". Initiiert wurde diese von Annemarie Peherstorfer, einer Lehrerin von Joshua. 
Zur Petition geht es hier.

Emilia Lopez und ihre beiden Kinder Joshua (li.) und Joia (re.) haben sich in Haslach gut eingelebt.  | Foto: privat
Im Gasthaus Baier fand Emilia Lopez arbeitet. Von ihrem Arbeitgeber wird sie sehr für ihren Einsatz sehr geschätzt. | Foto: BRS

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