LehrlingsRundSchau
"Nicht nur auf Schule oder Studium fokussieren"
Angelika Egger hat sich heuer dafür entschieden, ins Berufsleben einzusteigen. Sie rät anderen, sich verschiedene Bereiche und Betriebe anzuschauen, statt den Fokus nur auf eine Schule oder ein Studium zu legen.
BEZIRK ROHRBACH. 181 offene Lehrstellen sind per Ende August beim Rohrbacher AMS gemeldet. Vor allem in der Gastronomie, im Handel sowie in Metall- und Elektroberufen werden Auszubildende gesucht. Klaus Grad, Leiter der WKO Rohrbach berichtet, dass der Fachkräfte- und damit auch der Lehrlingsmangel aber in fast allen Bereichen spürbar sei: "Den Einstieg in die duale Ausbildung mit Schule und Berufspraxis sehen vermutlich viele Jugendliche mit 15 Jahren als noch nicht so attraktiv an, während die rein schulische Laufbahn per se positiv betrachtet wird."
Der WKO-Leiter betont, dass eine Ausbildung sehr viele gute Aspekte mit sich bringe. Denn während Jugendliche nach der Matura oft nicht wissen, was sie beruflich machen wollen, haben Lehrlinge in diesem Alter bereits die Lehrabschlussprüfung und das eigens verdiente Geld in der Tasche. "Vielleicht stehen sie dann auch schon vor der Meisterprüfung. Und eine weitere schulische Ausbildung steht, wie ja bekannt, mittlerweile allen Menschen offen", so Grad.
Anders als erwartet
Einen sehr großen Einfluss auf die Berufsentscheidung der Jugendlichen üben die Eltern und das familiäre Umfeld aus, erklärt AMS-Leiterin Doris Steiner: "Wenn dort eine Lehre oder ein bestimmter Beruf negativ bewertet wird, hat das eine Auswirkung auf die Jungen." Vielfach sei auch die Meinung der Eltern über bestimmte Berufe "old school": "Bestimmte Berufe waren früher vielleicht sehr anstrengend. Inzwischen werden aber fast alle handwerklichen Berufe maschinell ausgeführt oder unterstützt und das Berufsbild sieht völlig anders aus, als die Eltern das noch kennen."
Von negativen Meinungen ließ sich Angelika Egger jedoch nicht beirren: Die 17-Jährige, die ursprünglich aus Spital am Pyhrn kommt, hat im Mai eine Doppellehre als Hotel- und Restaurantfachfrau im Hotel Bergergut begonnen. Warum es sie ausgerechnet ins 140 Kilometer entfernte St. Stefan-Afiesl verschlagen hat? "In den letzten beiden Jahren durfte man kaum raus. Das war echt anstrengend. Deshalb habe ich jetzt die Möglichkeit genutzt, die Lehre in einer anderen Gegend zu absolvieren und neue Leute kennenzulernen", berichtet Egger. Eine Ausbildung zu machen, stand für die 17-Jährige schnell fest: "Zu Beginn wusste ich zwar noch nicht, was ich machen sollte. Mir war aber klar, dass ich raus in die Welt und mein eigenes Geld verdienen will. Ich hatte keine Lust mehr darauf, zuhause rumzusitzen und nur zu lernen. Das Praxisorientierte hat mir in der Schule definitiv gefehlt."
Geschnuppert und gefunden
Den Entschluss, eine Lehre zu beginnen, bereut Egger nicht: "Ich kann aus mir herauskommen und werde dadurch viel selbstbewusster. In der Schule würde ich zwar auch noch einiges lernen, doch das kann man mit den Erfahrungen, die ich hier sammle, nicht vergleichen." Die 17-Jährige rät anderen, sich auch verschiedene Bereiche und Betriebe anzuschauen, statt den Fokus nur auf eine Schule oder ein Studium zu legen. "Ich habe auch erst durch das Schnuppern festgestellt, dass ich eine Lehre in der Gastronomie beginnen möchte. Davor wusste ich noch nicht einmal, was mich hier erwartet. Deshalb: Schaut euch so viele Bereiche wie möglich an."
Laut Doris Steiner sind nun die Betriebe des Bezirks gefordert, sich und den Beruf positiv und attraktiv darzustellen: "Die Welt der jetzigen Jugend ist eine völlig andere. Die Generation Z hat die Digitalisierung des Alltags bereits komplett in ihr Leben integriert und sucht nach dem Sinn, in dem was sie tut. Das heißt, Lehrstellen müssen dort dort angeboten werden, wo sich die Jugendlichen tummeln."
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