Vier Asylwerber-Lehrlingen aus Pfarrkirchen droht Abschiebung

SPÖ-Landeschefin Birgit Gerstorfer und Andrea Tews. | Foto: SPÖ OÖ
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BEZIRK. "Menschenverachtend und null Hausverstand" – Mit diesen scharfen Worten kritisiert Oberösterreichs SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer die Bundesregierung, die vor kurzem bekanntgegeben hat, dass sie die Lehre für Asylwerber abschaffen wird. Gerstorfer hat nun erhoben, welche finanziellen Auswirkungen dieser Beschluss hat, denn Asylwerber in Lehrberufen bringen derzeit jährlich mehr als zehn Millionen Euro ein. Die Grundversorgung falle bei ausreichendem Einkommen auch weg, was nochmals eine Ersparnis von mehr als sechs Millionen Euro zur Folge hat. Zudem leisten die Lehrlinge ihren Beitrag zur Sozialversicherung mit mehr als vier Millionen Euro. Insgesamt sind das hochgerechnet auf das Jahr 2018 exakt 10.668.462,73 Euro, die Asylwerber in der Lehre dem Staat Österreich bringen. Am Arbeitsmarktbezirk Rohrbach sind konkret 38 Asylwerber als Lehrlinge beschäftigt, 28 von ihnen kommen aus Afghanistan. Sie absolvieren ihre Lehre in sogenannten Mangelberufen, also in Berufen, die unter akutem Personalmangel leiden. Die jährliche Ersparnis durch diese Beschäftigungsverhältnisse beträgt allein im Bezirk Rohrbach 357.923 Euro.
"Wenn man so agiert wie die schwarz-blaue Regierung, dann kann man das Geld auch gleich beim Fenster rausschmeißen, das hat denselben Effekt", kritisiert Gerstorfer. Den Landeshauptmann Thomas Stelzer fordert sie auf, "seine Position noch einmal zu überdenken und seinen Parteifreund Kurz dazu zu drängen, diesen Beschluss schnellstmöglich zu revidieren."

Super Integration, aber Arbeit nur mit Bleiberecht

Der Beschluss der Bundesregierung zum Stopp der Lehre für Asylwerber stößt auch auf großes Unverständnis bei der Tierärztin Andrea Tews aus Pfarrkirchen. Zwischen August und November 2015 hat die ausgebildete Krisenpflegemutter vier unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Sie hat sie nicht nur betreut, sondern ihnen die Integration so gut wie möglich erleichtert. Alle vier absolvieren derzeit eine Lehre. Zwei haben bereits ihre eigene Wohnung bezogen, die anderen zwei Burschen (15 und 19 Jahre alt) leben bei Tews in Pfarrkirchen und absolvieren eine Lehre als Maurer beziehungsweise als Tierpfleger. Die bereits ausgezogenen (18 und 20) sind beide im dritten Lehrjahr ihrer Kochausbildung und haben in jedem Jahr die Berufsschule positiv abgeschlossen. Einer von beiden, Ramazan, arbeitet sogar in einem Top-Restaurant. "Der Lehrherr hat sehr lange verzweifelt nach einem Lehrling gesucht. Jetzt hat er mit Ramazan einen äußerst begabten jungen Koch und dem droht nun die Abschiebung", so die Tierärztin. Das sei für den Burschen natürlich eine große Belastung. Auch der 19-jährige Mohammad fürchte um seine Zukunft, denn auch er hat einen negativen Asylbescheid bekommen. Mohammad absolviert gerade das dritte Lehrjahr als Tierpfleger am Hof von Tews und hat bereits im Tierpark Schönbrunn mehrere Praktika gemacht. "Die sind ganz begeistert von ihm und würden ihn nach Abschluss der Lehre fix anstellen. Allerdings nur, wenn Mohammad ein dauerhaftes Bleiberecht vorweisen kann."

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