Borkenkäfer
Waldbesitzer für Forschungsprojekt gesucht
Martin Thalhammers Familie besaß selbst bis vor kurzem in der Sauwald-Region einen Wald. Er bekam mit, wie der wiederkehrende Borkenkäferbefall zu Konflikten auf verschiedenen Ebenen führte. Für seine Doktoratsprojekt sucht er nun Waldbesitzer aus den Gemeinden Klaffer, Schwarzenberg, Ulrichsberg und Aigen-Schlägl.
BEZIRK ROHRBACH. Laut Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus hat in Oberösterreich nach über einer Million Erntefestmeter (Efm) Schadholz im Jahr 2019 der Borkenkäfer im Jahr 2020 mit 560.000 Efm erneut zugeschlagen. Dazu kämpfen Waldbesitzer und Forstbetriebe zunehmend mit Extremwetterereignissen, instabilen Beständen, schwächelnder Naturverjüngung und den Auswirkungen des Klimawandels in Form von Hitzewellen und Dürreperioden.
„Die forstwissenschaftliche Forschung kann die Voraussetzungen und Folgen von Borkenkäferausbrüchen gut abschätzen. Doch es wurde bisher wenig zur Frage geforscht, wie Menschen vor Ort den Borkenkäfer wahrnehmen, wie sie mit diesem umgehen und welche Konflikte mit Borkenkäferausbrüchen einhergehen.“
Martin Thalhammer
Den möglichen Ursachen geht er in seinem Doktoratsprojekt im Studiengang Umweltwissenschaften an der Central European University Wien auf den Grund.
Einzigartige Waldlandschaft
Mit einer Kombination aus Beobachtungen, Interviews, Feldstudien und Fragebögen möchte sich Thalhammer in drei Forschungsgebieten einen Eindruck der Situation vor Ort verschaffen. Dabei handelt es sich um die Randgebiete des Nationalparks Kalkalpen, den Sauwald in den Forstbezirken Engelhartszell und Schärding und die Grenzregion Böhmerwald auf österreichischer Seite. Die Forstverwaltung von Stift Schlägl bewirtschaftet hier einen großen Waldbesitz von etwa 5.700 Hektar. Die Wälder rund um Klaffer am Hochficht, Ulrichsberg, Aigen-Schlägl und Schwarzenberg sind für Thalhammer besonders interessant. Durch die Höhe des Böhmerwalds ist die Fichte weniger vom Schädlingsbefall betroffen als in anderen Regionen. Doch wenn sich die Temperaturen aufgrund des Klimawandels verändern, wird sich der Käfer auch in höheren Lagen ausbreiten.
„Eine so große durchgängige Waldfläche wie in dieser Region ist in Oberösterreich schon selten. Ein besonderer Aspekt ist hier die Nähe zum tschechischen Nationalpark Šumava. Hier kam es in der Vergangenheit zu Konflikten zwischen der Nationalparkverwaltung und österreichischen Grundnachbarn“, weiß Thalhammer.
Fragebogen, Interviews und Begehungen
Er möchte Konflikte nach Borkenkäferausbrüchen zwischen Grundnachbarn bis hin zu Spannungen zwischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, Holztransportunternehmen und Sägewerken im Rahmen seiner Forschung untersuchen. Für Interviews und Begehungen freut sich Thalhammer auf jederzeitige Kontaktaufnahme. Waldbesitzer, die Thalhammer bei der Erforschung unterstützen möchten, erreichen den Doktoranden unter der Telefonnummer 0680/315 17 11 oder per E-Mail an thalhammer_martin@phd.ceu.edu. Sowohl die Langversion als auch die Kurzversion des Fragebogens können ab sofort und bis spätestens Dezember 2022 online ausgefüllt werden.
Zur Sache
Der vorläufige Arbeitstitel der Doktoratsprojekts lautet: „Von Menschen, Borkenkäfern und Wäldern. Eine politische Ökologie von Mensch-Borkenkäfer-Beziehungen in Oberösterreich”. Durch seine Doktorarbeit erhofft sich Thalhammer ein besseres Verständnis der sozialen und politischen Dimensionen und Auswirkungen von Borkenkäferausbrüchen in Oberösterreich. „Damit soll zum Ausdruck kommen, dass ich eine Perspektive anstrebe, die über den Menschen hinausgeht und sich an der Schnittstelle von Natur- und Sozialwissenschaften ansieht, welche ökologischen Veränderungen, politischen Herausforderungen und sozialen Konflikte mit Borkenkäferkalamitäten verbunden sind“, so Thalhammer.
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