Rudolfsheim-Fünfhaus
Ist der Rustensteg barrierefrei?
Neue Rampen sollen Fußgängern mit Ballast das Stiegensteigen erleichtern. Für die Grünen ist das zu wenig.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Die einzigen Möglichkeiten, das riesige ÖBB-Gelände zu queren, bieten die Schmelzbrücke und der ausschließlich für Fußgänger errichtete Rustensteg. Dieser Fußgängerübergang verbindet mit rund 208 Metern Länge die beiden Bezirksteile Rudolfsheim und Fünfhaus mit Neu-Fünfhaus. Der Eingang von der Felberstraße erfolgt auf dem gleichen Niveau. Der Abgang in die Avedikgasse besteht aus einer dreiarmigen Stiege, diese ist ziemlich steil. Ältere Menschen sowie Familien mit Kinderwägen haben Probleme, diese zu passieren. Eine Tatsache, die dem Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ) sowie den Grünen seit längerem ein Dorn im Auge ist. Gemeinsam setzen sie sich daher für dessen Barrierefreiheit ein. Zatlokal hat sich mit seinem Anliegen an die Stadträtin Ulli Sima gewendet. "Von einen Tag auf den anderen waren gelbe Rampen da, die auf den Stiegen montiert wurden. Auch der dunkle 45 Meter lange Personendurchgang wurde ausgemalt. Barrierefrei ist der Steg dennoch nicht", so Zatlokal.
Auch für den Klubobmann der Grünen, Haroun Moalla, ist das zu wenig: "Es sind über zwei Stockwerke, die man hier gehen muss, was trotz dieser 45 Prozent steilen Rampen kaum bewältigbar ist. Ein Lift muss her, damit wäre auch der nach Urin stinkende Personendurchgang, der aufgrund seiner Uneinsichtbarkeit als Angstraum bezeichnet wird, Geschichte."
Licht am Ende des Tunnels?
Laut der Machbarkeitsstudie, die von der Bezirksvertretung beschlossen wurde, könnte die Aufzugsanlage auf der Avedikstraße errichtet werden. Diese würde dadurch zur Einbahnstraße (Richtung Schmelzbrücke) werden. Die Brücke würde etwas länger und die Unterführung vermieden werden. Luise Gruber, Pressesprecherin der MA 29 für Brücken- und Grundbau, teilte der bz mit: "Die Stiegenanlage wurde mit Kinderwagenrampen nachgerüstet. Dadurch wurde die Benutzung des Stiegenabganges mit Kinderwägen und Fahrrädern wesentlich erleichtert. Das Portal an der Seite des Rustensteges bestehend aus einem Plexiglas-Überstieg-Schutz wurde durch ein Gitter ersetzt. Durch diese Maßnahme wurde nicht nur der Lichteinfall verbessert, wodurch der Eingang in die Unterführung insgesamt heller und freundlicher wirkt, sondern auch das optische Erscheinungsbild verbessert, da die mit Graffiti verunreinigten Plexiglaswände optisch nicht sehr ansprechend waren. Weitere Maßnahmen sind derzeit nicht geplant."
Statements der Anrainer:
Harald Silvio Frassine: "Praktisch betrachtet ist es leichter, ein Fahrrad weiterhin hinaufzutragen, als es über die 45%-Rampe zu schieben. (Weil beim Tragen die Massenmittelpunkte von Rad und Person näher beisammen sind.) Für Lastenräder wär hier ein Lift die einzige Option."
Roland Romano: "Aus meiner Sicht sind die zwei Schiebebleche und das Geländer eine Sofortmaßnahme. Aufgrund der steilen Stiegen jedoch ziemlich schwierig zu benutzen. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, solange die Schmelzbrücke nicht radfreundlich umgestaltet wurde. Dem Bezirk fehlt ja seit langem eine Nord-Süd-Radverbindung, um die Bezirksteile zu verbinden."
Margit Palman: "Es kommt auf das Rad an. Ein Rennrad würde ich tragen, alles was schwerer ist lieber schieben."
Teresa Haider: "Ich nutze den Rustensteig regelmäßig seit 10 Jahren, da er eine wichtige Verbindung zwischen den Bezirksteilen ist - besonders in der Nacht, wenn wenige Verkehrsmittel zwischen nördlichem und südlichem 15. Bezirk fahren. Das Durchqueren des Durchgangs ist zu allen Tageszeiten sehr gruselig, das hat sich in den 10 Jahren nicht geändert. Wenn möglich telefoniere ich beim Durchgehen, um mich sicherer zu fühlen."
Basty Anonym: "Eine kurzfristige, in Richtung gefährliche Lösung. 45 Grad Neigung, lange Abstände bis zum nächsten Plato und zu kleine Abstände zwischen den Metallplatten (meine Füße habe nicht genug Platz). Nun bin ich relativ jung, männlich und habe einen sehr gut funktionierenden Körper (jeden Tag ein Glück). Ich kann die Stiege mit und ohne Fahrrad ohne Probleme nutzen. Hoch trage ich das Fahrrad meist noch immer. Runter kann ich es jetzt schieben. Menschen mit weniger Kraft, mit physischer Beeinträchtigung ist es nicht möglich überhaupt den Weg zu nutzen. Da ist es schon ein Witz, da ihnen dann empfohlen wird 1km außen herum zu gehen. Das gleiche für Einzelpersonen mit Kinderwagen oder Kleinkinder, die den Weg nicht schaffen. Ich habe bisher zwei Familien mit Kinderwagen gesehen. Bei einer sah es schon ziemlich schweißtreibend aus und bei der anderen weis ich nicht, ob sie wieder umgedreht ist, als sie die Rampe an der Brückenstiege gesehen hat."
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