Buchvorstellung
Die Welt mit den Augen von Georg Trakl sehen
Im Video präsentiert heute Hans Weichselbaum ein Buch über Trakl. Georg Trakl ist Salzburgs bekanntester Dichter. Sein Vermächtnis spürt man bis heute in Straßen und Winkeln.
SALZBURG. Wenn ein Besucher des Mirabellgartens an der Ostseite vor der Tafel mit dem Gedicht „Musik im Mirabell“ von Georg Trakl innehält und die Zeilen liest, freut sich Hans Weichselbaum. "Fast immer, wenn ich hier vorbeikomme, sehe ich davor jemand stehen", sagt der 74-Jährige. Er ist nämlich der Mann, der für die Lese-Pausen der Passanten verantwortlich ist, denn auf seinen Vorschlag hin wurde dort das in Marmor gemeißelte Gedicht angebracht.
"Die Gedichttafel in St. Peter war die erste Tafel. Ich habe das fortgeführt und Vorschläge gemacht, wo man sie noch in der Stadt anbringen könnte."
Mittlerweile gibt es im Stadtgebiet verteilt neun dieser Trakl-Gedichttafeln. Zwei im Mirabellgarten, in St. Peter, auf dem Mönchsberg, in der Christuskirche, in Hellbrunn, am Salzachkai beim Fernheizwerk und in der Linzergasse am Haus der ehemaligen Engel-Apotheke, wo Georg Trakl vor seinem Pharmaziestudium eine dreijährige Praktikantenzeit absolvierte.
Vom Lehrer zum Forscher
"Mein Beruf war Gymnasiallehrer", sagt der Trakl-Forscher, der diesen Titel gar nicht angestrebt hat. 1973 wurde Weichselbaum gefragt, ob er Lust habe, Ausbau und Betreuung der Georg-Trakl-Gedenkstätte am Waagplatz zu übernehmen. Weichselbaum hatte damals gerade sein Studium der Germanistik abgeschlossen. "
Ich habe die Erweiterung des Trakl-Museums seither kontinuierlich betrieben und Material und Wissen dafür gesammelt. Es gab ein schönes Ineinander mit anderen Tätigkeiten. Trakl hat mich immer begleitet. Mich allerdings ein Berufsleben lang nur einem Dichter zu widmen, der ein so schmales Werk hinterlassen hat, wäre mir unmöglich gewesen"
, erklärt der Germanist. Allerdings müsse er in der richtigen Verfassung sein, um Trakls Verse mit Gewinn zu lesen und sich von ihnen angesprochen zu fühlen. "Man braucht eine innere Offenheit für die sprachliche Schönheit."
Handwerk des Dichtens
Die Trakl-Gedenkstätte war während des Lockdowns geschlossen. Während andere Einrichtungen die Zeit für eine Renovierung nützten, war das für das Dichtermuseum nicht notwendig, denn 2016 wurde es gründlich neugestaltet und befindet sich seitdem auf dem neuesten Stand.
Vereinzelt kämen junge Menschen, die von der Suche nach Trakl getrieben sind, aber hier sei derzeit keine Bewegung festzustellen.
"Wenn zwischendurch geöffnet war, kamen zwar vereinzelt Besucher, aber es fehlen die Besucher aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland, wo Trakl im Kreis der Lyrik-Kenner besonders geschätzt wird. Es ist eine sehr, sehr stille Zeit"
, sagt Weichselbaum und erklärt, dass er das vergangene Jahr genutzt habe, um konzentriert an einer neuen Gesamtausgabe der "Dichtungen und Briefe" Georg Trakls zu arbeiten, die vor Kurzem erschien. Darin sind auch alle in der letzten Zeit bekannt gewordenen Gedichte und Briefe enthalten. Es sei ein leistbares Werk für die breite Öffentlichkeit, das leicht zugänglich ist und in die Welt von Georg Trakl führt.
Lesen, lesen, lesen
"Die Sprache ist das Handwerkszeug eines Dichters. Trakl war etwas Besonderes. Er schaffte diesen bestimmten Tonfall, eine bestimmte Wortwahl. Man muss die Offenheit besitzen, sich auf eine ungewohnte Bildwelt einzulassen." Das Wichtigste ist für den Trakl-Forscher jedoch, Trakl überhaupt zu lesen. "Das ist das Um und Auf, dafür leben Dichter."
Das Werk von Georg Trakl kennenlernen
Im Februar erschien im Otto Müller Verlag die neue Ausgabe von Georg Trakls "Dichtungen und Briefe". Mit 620 Seiten ist das Buch eine repräsentative Ausgabe, die das Werk und Briefe von Georg Trakl enthalten. Mit der ISBN 978-3-7013-1282-5 lässt sich das Buch bestellen. Das Buch gibt es auch als E-Book.
Im Video stellt Hans Weichselbaum das Buch vor:
Der Prospekt "Wege mit Georg Trakl" zeigt Trakls Wirken in der ganzen Stadt. Den kostenlosen Flyer erhält man in der Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte oder im Büro der Kulturvereinigung im Trakl-Haus am Waagplatz. Ebenfalls erhältlich ist dort die Broschüre „Georg Trakl – die ‚Salzburg‘-Gedichte“ um vier Euro.
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