Kommentar zu Trauer
"Satz 'Ich verstehe dich' ist für mich gestrichen"
Der heutige Kommentar von Bezirksblätter-Redakteurin Anna Wintersteller behandelt das Thema Trauer. "Ich verstehe dich" sagt sie so bald nicht mehr.
SALZBURG. Diese Woche wurde mein Weltbild zerstört. Mein ganzes Leben lang dachte ich, ich sei ein besonders "verständnisvoller" Mensch. Geht es jemandem in meinem Umfeld schlecht, geht es mir schlecht. Schluchzt eine Freundin wegen Liebeskummer ins Telefon, schluchze ich ebenso laut mit. Aber damit nicht genug: Anstatt einfach nur zuzuhören, gibt es gut gemeinte Ratschläge, wenn es meinem Gegenüber schlecht geht
"Vielleicht hilft ein Spaziergang", "Hier, ein Taschentuch", "Wird schon wieder" sind Sätze, die regelmäßig aus meinem Mund kommen. Lösungsvorschläge geben Hoffnung, dachte ich immer. Was ich diese Woche im Gespräch mit Trauerbegleiterin Mai Ulrich gelernt habe: Ich kann die Trauer anderer Menschen nicht "verstehen". Dazu müsste ich dieselbe Situation durchlebt haben. Und Lösungen finden Trauernde, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, schon selbst. Darauf kann ich vertrauen. Trauer ist schwer auszuhalten, nichts zu sagen statt "Ich verstehe dich" eine Herausforderung. Eine Herausforderung, der ich mich von nun an stellen möchte.
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