Buchrezension Irmgard Fuchs
Von der Verzweiflung der "kommenden Nächten"

- Die 1984 in Salzburg geborene Irmgard Fuchs legt mit „In den kommenden Nächten“ ihren ersten Roman vor.
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Irmgard Fuchs erzählt in ihren ersten Roman über die Sehnsucht nach einem Abenteuer, das an der Konfrontation mit dem eigenen Ich zerbricht.
SALZBURG (sm). Die in Salzburg geborene Irmgard Fuchs bringt mit ihrem ersten Roman "in den kommenden Nächten" ein Stück Gegenwartsliteratur auf den Markt, der ein Gefühl von vielen wieder spiegelt: das "festhängen" im Alltag.

- "In den kommenden Nächten" handelt von Doro Grimm, die mit ihrem Leben unzufrieden ist und ihre Zeit mit Warten verbringt.
- Foto: Buchcover/kremayr-scheriau
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Inhalt des Buches "In den kommenden Nächten"
Sie hat eigentlich alles im Leben. Doro Grimm, eine Mittelschicht Frau in den dreißigern, die eine Wohnung, einen Beruf und eine Beziehung hat und dennoch unglücklich ist. Das Unglücklichsein entwickelt sich zur stummen Krise ihres Lebens. Sie schmeißt den Job hin, verlässt ihren Freund und kündigt dem Umfeld an eine Weltreise zu machen. In Wahrheit jedoch mietet sie sich in einen anderen Stadtteil in einer Wohnung für sechs Monate ein und beginnt ein Pärchen aus dem Fenster gegenüber zu beobachten.
„Du legst dich mit dem Rücken auf den Boden, schaust zur Zimmerdecke hin und versuchst, dir dein Leben aus der Vogelperspektive vorzustellen. Alles kreist um den immer gleichen Punkt: eine Leerstelle, die du bist.“
Die Handlung wechselt ständig in verschiedene Zeiten. Mal wird das gestern geschildert, mal vor einem Jahr, mal die Jugend ihrer Mutter oder das Frühstück als Kind bei den Großeltern. Doro Grimm wünscht sich so sehr das Glück und die Wunder eines Märchens und verbringt ihr Leben damit, vergeblich darauf zu hoffen.
"Jeden Tag nimmst du dir vor, es morgen endlich anders zu machen.
Jeden Tag.
Aber du schaffst es einfach nicht, dich zu überwinden."
Selbstannahme unmöglich
Je weiter die Handlung voranschreitet um so erdrückenden wird nicht nur der im Buch beschriebene Hitzesommer, sondern auch Hauptcharakter Doro Grimm. Lethargisch füllt sie ihre Tage mit dem Warten an. Von Aufbruchstimmung fehlt jede Spur. Man möchte in das Buch hineinkriechen und die Frau schütteln, endlich zu realisieren, dass das Leben jetzt gerade passiert und alles in ihrer Hand liegt. Sprachlich wagt die Autorin ein Kunststück, dass nicht immer auf Anhieb einzuordnen ist, schön zu lesen, ähnlich einem Haiku ist es allemal.


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