Grenzüberschreitung mit Gänsehaut
Premiere „Kopf oder Zahl“ in den Kammerspielen, 14. Jänner 2011.
SALZBURG. Kopf oder Zahl, schwarz oder weiß, Krieg oder Frieden, ich oder du – Christopher (Tim Oberließen) kämpft an vielen Fronten und vor allem mit sich selbst. Dass er scheitert und zum Amokläufer wird, obwohl er doch gerade jetzt, nach der Entlassung aus dem Jugendarrest, wirklich „gut“ sein will, liegt an seiner kalten, verständnislosen Umwelt, die nichts als Regeln und Einschränkungen kennt. Es liegt aber auch in ihm selbst und an seinem Alter Ego (Peter Marton), „Der Andere“, der ihm das Leben schwer macht, der provoziert, kritisiert und ihn aufstachelt. Laut, aggressiv, selten leise und sehnsuchtsvoll und vereinzelt mit etwas platten Bildern unterlegt, steuern beide der weiteren Katastrophe entgegen. Christopher verliert den Kampf gegen sich selbst und sprengt seine Schule in die Luft.
Eine schauspielerische Tour de Force erlebten die Gäste bei der Premiere von „Kopf oder Zahl“ in den Salzburger Kammerspielen. Die beiden Darsteller gönnten sich und dem Publikum nur wenige Verschnaufpausen im Stück von Katja Hensel. Aggressionen gegen sich selbst und andere stehen im Mittelpunkt der Inszenierung von Marco Dott, der mit Manuela Weilguni (Ausstattung) und Angela Beyerlein (Dramaturgie) das Thema Amoklauf und Jugendgewalt auf die Bühne bringt.
Als Grenzüberschreitung in vielerlei Hinsicht beschrieb Intendant Carl Philipp von Maldeghem die Aufführung und begrüßte insbesondere den neuen kaufmännischen Direktor des Hauses, Stefan Bammer, bei seiner „ersten Premiere“. Mit gemischten Gefühlen reagierten die Gäste auf das Stück - manche von ihnen mit Gänsehaut. Besonders begeistert waren die zahlreichen Jugendlichen vom Landestheater Jugend-Club, die bereits kräftig für das Stück „Schöne Neue Welt“ arbeiten, das im Frühjahr zur Aufführung kommt.
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