Mietwohnungen in Salzburg
„Die Mittelschicht gerät massiv unter Druck"
Die Situation am Salzburger Wohnungsmarkt ist ernst. Sowohl bei Eigentumswohnungen als auch bei Mietwohnungen stagniert seit Jahren das Angebot. Hohe Preise sind die Folge. Diese treffen insbesondere Mieter schwer. Wir statteten dem Mieterschutzverband einen Besuch ab und sprachen mit Obfrau Karin Edtbrustner über aktuelle Probleme.
SALZBURG. „Die durchschnittlichen Mieten am freien Markt haben sich in Salzburg in etwa von 2000 bis 2022 um 80 Prozent erhöht und das liegt doch erheblich über der Inflation in die diesem Zeitraum", so Karin Edtbrustner. Doch aus ihrer Sicht gebe es einige Maßnahmen, mit denen man dieser starken Preissteigerung Einhalt gebieten könnte. So zum Beispiel eine Fixierung des Mietzinses.
Preisexplosion in Salzburg
Folgt man der Inflation, so Mieterschutzverband Obfrau Karin Edtbrustner, wären es knapp 60 Prozent Preissteigerung. 2022 lag laut ihr der durchschnittliche Mietzins in der Stadt Salzburg inklusive Betriebskosten am freien Markt bei circa 17,30 Euro. Nimmt man als Beispiel also eine 35 Quadratmeter Wohnung, ist man bei einem durchschnittlichen Preis von 605 Euro. Dabei sind Strom und Heizkosten in der Regel aber noch gar nicht inkludiert. „Das sind aber nur Durchschnittsmieten", so Edtbrustner. „In Neubauten lagen die Mietzinse oft weit darüber".
Auch die Mittelschicht betroffen
Viele Salzburgerinnen und Salzburger nehmen den Mieterschutzverband als Rechtsberatung in diversen Mietproblemen in Anspruch. Mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von derzeit 210 Euro sind sämtliche Beratungskosten abgedeckt. Alternativ kann man um 78 Euro auch einen einmaligen Beratungstermin vereinbaren. Auffallend ist laut Karin Edtbrustner, dass die Zahlungsschwierigkeiten bei der Miete nicht mehr nur Menschen aus sozial schwachen Schichten betreffen. Diese seien mittlerweile auch in der Mittelschicht angekommen.
Massiv unter Druck
Bei der finanziellen Belastung durch die Miete spielen laut der Mieterschutz Obfrau einige Faktoren eine Rolle. Ein wesentliches Problem sind die sehr hohen Nachzahlungen bei Strom und Heizkosten und auch die steigenden Mietpreise aufgrund von Indexanpassungen. Karin Edtbrustner betont auch, dass viele Mieter bei ihnen Unterstützung suchen, weil ihnen beim Auszug die Kaution vorenthalten wird.
„Durch die hohen Nachzahlungen bei den Energiekosten wie Heizöl, Gas und Strom und vor allem auch durch die hohen Wertsicherungsanhebungen der Mieten sind auch Einkommensbezieher aus der Mittelschicht massiv unter Druck geraten."
Karin Edtbrustner, Obfrau Mieterschutz Salzburg
Besonders problematisch ist laut Karin Edtbrustner, dass oftmals Indexanpassungen auch rückwirkend geltend gemacht werden können. In Summe kann es dadurch auch zu hohen Nachzahlungen kommen. Lediglich bei Altbauwohnungen, die vor dem 9. Mai. 1945 (Mietwohnungen vor dem 30. Juni. 1953) errichtet wurden, ist eine solche rückwirkende Verrechnung nicht möglich.
Lösungsansätze
Grundsätzlich gebe es laut Karin Edtbrustner einige Maßnahmen, mit denen man die stark steigenden Mietpreise in den Griff bekommen könnte. Denkbar wäre zum Beispiel für ein temporärer Mietzinsdeckel für alle Wohnungsmietverhältnisse. „Dem ist die Regierung bis jetzt nicht gefolgt. Man lehnt das kategorisch ab", so Edtbrustner. Eine weitere Möglichkeit wäre laut ihr auch alle Regelungen des Mietrechtsgesetzes auf alle Wohnungsmietverhältnisse anzuwenden oder den Zeitpunkt der Altbau-Regelung nachzuziehen.
„Als 1982 das Mietrechtsgesetz geschaffen wurde, hat man alle Mietobjekte, die ungefähr 40 Jahre alt waren, der Mietzinsregelung unterworfen. Jetzt sind wiederum 40 Jahre vergangen, man hat diesen Zeitpunkt aber nie nachgezogen. Was damals schon als vierzigjähriger Altbau qualifiziert worden ist, ist jetzt schon achtzig Jahre alt. Wenn man dieses Datum, was da die Grenze zwischen Altbau und Neubau war, nachziehen würde, dann würde man ungefähr auf 1985 kommen."
Karin Edtbrustner, Obfrau Mieterschutz Salzburg
Würde man diese Anpassung vollziehen und somit alle vor 1985 gebauten Wohnungen unter das Mietrechtsgesetz fallen, dann würde die preisliche Situation ganz anders aussehen, so Edtbrustner.
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