Prävention und Deeskalation
Die Stadt sagt der Gewalt den Kampf an

- Setzen ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen: Adelheid Moser, Patrick Pfeiffenberger, Anja Hagenauer und Alexandra Schmidt.
- Foto: Stadt/Alexander Killer
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Im Vergleich zum Jahr 2019 verzeichnet das letzte Jahr einen Anstieg, was Vernachlässigung und Misshandlung junger Menschen betrifft. Deshalb startet die Stadt nun eine Kampagne gegen Gewalt und will die "Task Force Kinderschutz" auf Kurs bringen.
SALZBURG. Man dürfe nicht mehr wegschauen, sind sich alle Anwesenden der Pressekonferenz einig. Die Frauen- und Gewaltschutzbeauftragte Alexandra Schmidt, Sozialstadträtin Anja Hagenauer, Abteilungsvorstand für Soziales Patrick Pfeiffenberger und die Amtsleiterin der Kinder und Jugendhilfe Adelheid Moser treten gemeinsam entschieden gegen Gewalt an Kinder und Jungendlichen auf. Unter dem Hashtag #gewaltfreiestadtsalzburg und der Info-Plakatkampagne "Mensch mach’s möglich", auf denen die wichtigsten Krisen-Telefonnummern versammelt sind, will man das Ziel verfolgen, als Stadt in wenigen Jahren gewaltfrei zu werden. Die Plakate sollen für Aufklärung und Sensibilisierung sorgen und das direkte Umfeld der Betroffenen sowie die Betroffenen selbst ansprechen.
Zunahme bei Misshandlungen im Corona-Jahr
Die Kinder und Jugendhilfe legt Zahlen vor, bei denen Vernachlässigung, Gewalt und sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent gestiegen sind. Fälle über Misshandlungen und Gewalt nahmen um 61 Prozent zu. Der Abteilungsvorstand der MA 3 - Soziales, Pfeifenberger gibt Einblick und erzählt, dass seiner Erfahrung nach die Menschen wegschauen, Warnhinweise ignorieren oder keine oder wenn, zu spät Meldung machen.
"Wenn selbst Profis nicht an uns herantreten, wie sollen wir das von den Bürgern erwarten?",
fragt Preiffenberger. Er erzählt von "Geschehnissen, die sprengen fast die Vorstellungskraft" und ergänzt: "Es muss uns einerseits gelingen Betroffenen Mut zu machen sich zu melden, aber es ist mindestens genauso wichtig auch den Menschen, die die Zeichen von Gewalt erkennen, das Rüstzeug in die Hand zu geben, ohne Angst vor Fehlern zu helfen.", so Pfeifenberger in Anbetracht, dass sogar Lehrer sich in einigen Fällen nicht trauen eine Meldung zu machen.
Corona als Verstärker für Gewalt
Durch die Pandemie seien viele in Kurzarbeit oder Arbeitslos. Die damit verbundenen finanziellen Engpässe belasten, der Drogen und Alkoholkonsum seien gestiegen. "Eine Hoffnungslosigkeit mache sich breit, gepaart mit erhöhtem Aggressionspotential", sagt Moser. Für die Amtsleiterin sei ein frühes Melden wichtig, um Handlungsmöglichkeiten zu haben.
Sexuelle Gewalt immer noch Tabuthema
"Man kann davon ausgehen, das in jeder Klasse durchschnittlich zwei Kinder sitzen, die Erfahrungen mit Gewalt oder sexuellen Missbrauch gemacht haben", sagt Hagenauer. Sie appelliert: "Gewalt ist scheiße, Gewalt ist traurig, Gewalt ist zum schreien. Als Erwachsene Person habe ich die Stärke und die Pflicht Verdachtsfälle zu melden."
Bei Gewalt Hilfe suchen
Das es Hilfe gibt und zwar nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für jene, die Gewalt ausüben weiß Schmidt. "Man kommt unter Druck, wird wütend und weiß nicht weiter. Das ist nur allzu menschlich. Doch es gibt Auswege für Betroffene – auch für jene, die Gewalt ausüben", so Schmidt, die erklärt, dass es die Möglichkeit gebe Hilfe zu holen. "Wir wollen den Menschen helfen, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Aber auch, wenn sie überfordert sind, wenn sie nicht weiter wissen, wenn alles aussichtslos erscheint.", ergänzt Hagenauer.
Task Force soll Konzept für Schulen entwickeln
Die eigens für die Kampagne ins Leben gerufene „Task Force Kinderschutz“ soll durch das Team Vielfalt koordiniert werden und neben der Kinder- und Jugendhilfe auch Vereine aus dem Bereich Kinder- und Jugendarbeit und Gewaltschutz mit einbinden. Das erklärte Ziel der Task Force soll es sein, ein Präventionskonzept zu erarbeiten, dass für Schulen und Vereine einfach adaptierbar ist und in der Praxis vor Ort zum Einsatz kommt. Des weiteren will Die Sozialabteilung zukünftig die Einhaltung dieser erarbeiteten Präventionskonzepte zu einem fixen Bestandteil der Fördervoraussetzungen machen.
Hier erhältst du Hilfe:
Kinder- & Jugendhilfe 2 8072-3993
kids-line.at 2 0800 234 123
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