Salzburgs SPÖ holt Expertenmeinung ein
S-Link verbessert Verkehr mit begrenzter Entlastungswirkung
Heute Mittag (20. Oktober) fand im Haus der SPÖ eine Pressekonferenz zur Präsentation der wissenschaftlichen Evaluierung des Projekts "S-Link" statt. Die SPÖ, die sich derzeit als einzige politische Partei klar gegen das enorm teure Verkehrsprojekt stellt, präsentierte dabei die Ergebnisse einer Evaluierung des Grazer Verkehrsplaner Georg Kriebernegg und schlug anstelle des S-Links eine Modernisierung und den Ausbau des derzeitigen öffentlichen Verkehrsnetz vor.
SALZBURG. Schon im Juni haben sich David Egger, Salzburger SPÖ Landesparteivorsitzenden, und Vizebürgermeister Berhard Auinger, wie wir berichteten, gegen das enorm teure Verkehrsprojekt ausgesprochen. Am 26 November findet die Bürgerbefragung in der Stadt Salzburg zum Verkehrsprojekt „S-Link“ statt, zu dessen Ergebnis sich die SPÖ bekennen will. Nichtsdestotrotz hat die Salzburger SPÖ die Expertenmeinung des Grazer Verkehrsplaners Georg Kriebernegg zum Großprojekt "S-Link" eingeholt.
Wir berichteten:
Erkenntnisse der Evaluierung
Die Evaluierung des "S-Links" bringt drei wichtige Erkenntnisse, die der Experte Kriebernegg bei der heutigen Pressekonferenz (20. Oktober) präsentierte: Einerseits wäre die Entlastungswirkung auf den Individualverkehr und folglich auf die öffentlichen Verkehrsmittel begrenzt. Dadurch wären zweitens auch die Auswirkungen des "S-Links" außerhalb des direkten Einzugsgebietes geringer: "Lediglich rund 4-5 Prozent", wie Kriebernegg erklärte. Das bedeutet, dass Staubildungen nur in geringem Maß reduziert werden könnten.
Drittens könnten, laut Kriebernegg, auf Basis der vorhandenen Daten und Dokumente derzeit keine konkreten Aussagen zu strecken- oder knotenspezifischen Entlastungswirkungen durch den S- Link gemacht werden. Dafür wären aus Expertensicht weiterführende und vertiefende Untersuchungen notwendig.
"Als Verkehrsplaner glaube ich man muss den Menschen dringend Alternativen zum Auto anbieten. Ein zusätzliches unabhängiges System des öffentlichen Verkehrs zum motorisierten Individualverkehr verbessert den öffentlichen Verkehr. Die Wirkung wäre jedoch sehr gering",
so der Grazer Verkehrsplaner und ergänzt: "Ein wesentliches Thema ist zudem, dass der Hauptteil der Fahrgäste des geplanten S-Links vom öffentlichen Verkehrssystem, nicht vom motorisierten Individualverkehr kommt."
S-Link als "Milliardengrab"
Salzburgs Vizebürgermeister, Bernhard Auinger, der davon überzeugt ist, dass man mit dem S-Link Lichtjahre von einer Stauauflösung entfernt ist, sieht sich von Knieberneggs Expertise in seinen Befürchtungen bestätigt:
"Dort wo jetzt 100 Autos fahren werden auch mit dem S-Link mindestens 95 Autos fahren. Mit dem S-Link geht der Stau nur begrenzt zurück, die Kosten von rund drei Milliarden Euro sind dafür exorbitant."
Dieser Meinung ist auch SPÖ-Landesverkehrssprecherin Sabine Klausner, die kritisierte, das es bis jetzt keine ehrliche Kostenabrechnung für den S-Link gebe:
"Ob die Errichtungskosten von drei Milliarden Euro halten ist angesichts der anhaltenden Inflation mehr als fraglich",
so Klausner und weißt auch auf die Liste von unterirdischen Bahnprojekten hin, bei der die Kostenschätzung und die schlussendlichen Einrichtungskosten weit auseinandergingen. Beispielsweise bei der Linzer Westspange, bei deren 200 Millionen Euro Schätzung nach der Fertigstellung insgesamt 1,19 Milliarden Euro Gesamtkosten zusammenkamen. Auch dürfe man laut Klausner nicht auf die zu erwartenden Personal- und Instandhaltungskosten des S-Links vergessen.
Anstelle dieses "Milliardengrabes" ist Auginger der Überzeugung, dass man mit einem Bruchteil der geplanten Kosten das Obus-Netz mithilfe von externen Expertinnen und Experten auf einen attraktiven und zukunftsfitten Stand bringen könne. "Solange wir kein flächendeckend funktionierendes System haben, brauchen wir keine Lösung andenken, bei der es keine validen Zahlen gibt. Viele Projekte im Bereich Wohnen, Kinderbetreuung, Schulen, Pflege und städtische Infrastruktur würden dadurch nicht nur gefährdet, sonder de facto unmöglich realisierbar werden", so Auinger.
Modernisierung des derzeitigen öffentlichen Verkehrsnetz
"Es muss endlich eine Mobilitätsstrategie für die Stadt auf den Tisch, die alle Mobilitätsformen
berücksichtigt und miteinander verbindet", fordert der städtische SPÖ-Verkehrssprecher Tarik Mete. Aus Metes Sicht würde mit der öffentlichen Imagekampagne des S-Link fälschlicher Weise der Eindruck vermittelt werden, dass durch ein Loch im Untergrund mit einem Schlag alle Verkehrsprobleme der Stadt aber auch des Umlandes gelöst wären.
"Seit Jahren erleben wir einen Stillstand im öffentlichen Verkehr - teilweise sogar massive Rückschritte. Der S-Link wird die Situation leider nicht auf die versprochene Art und Weise verbessern. Auch das lückenhafte Nahverkehrskonzept, das kürzlich seitens der ÖVP in Stadt und Land präsentiert wurde, ist weit weg von einer zukunftsweisenden Vision und Strategie für die Mobilität in unserer Stadt."
SPÖ-Verkehrssprecher der Stadt Salzburg, Tarik Mete
Fazit der SPÖ Salzburg
Für die Salzburger SPÖ steht demnach fest, dass durch eine Modernisierung des bestehenden öffentlichen Verkehrsnetzes sowohl Stadtteile, die von den Öffis abgeschnitten sind, besser angebunden werden könnten, sowie auch bessere Schnittstellen mit dem Umland hergestellt werden könnten.
Konkret soll das mit folgenden Schritten erreicht werden:
- Einer Taktverkürzung beim Obus auf fünf bis maximal zehn Minuten und dessen Erweiterung auf die Umlandgemeinden,
- der Errichtung einer Messebahn in Verbindung mit dem Ausbau der Park&Ride Parkplätze,
- einer landesweiten Fahrradoffensive,
- der Freifahrt für Personen in der Ausbildung sowie
- der Modernisierung der bestehenden Lokalbahn, der Pinzgaubahn und der Murtalbahn
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