Sehnsucht nach dem Amoralischen? Programm des Landestheater Salzburg

SALZBURG (sm). Der Moral etwas Neues geben. Mit "Sehnsucht nach dem Amoralischen?" präsentiert das Landestheater, auf der heutigen Pressekonferenz, die Spielzeit 2018/2019. Den Auftakt gibt der Auszug der Ouvertüre aus "Der Prozess" von Philipp Glas. Mittels Drehbühne wird ein Perspektivenwechsel eingeleitet.

Themenfindung im Salzburger Landestheater - Sehnsucht oder Faszination der Amoral?

Die Angriffe auf Pressefreiheit und gesellschaftliche Werten mehren sich. Das Amoralische ist die bewusste Überschreitung dessen, was für den moralischen Konsens gehalten wird. Das Theater gibt Raum, alternative Lebensentwürfe, Sehnsüchte und Realitäten durchzuspielen und die Grenzverschiebungen zu durchleben und erforschen. Man fragt sich unwillkürlich "Schlummert das auch in mir?"

Schauspiel: Ben Becker spielt Caligula 

Der unvergleichliche Ben Becker wird in Camus "Caligula" den amoralischen Kaiser geben, der seine eigenen Bedürfnisse und Maßlosigkeit über die der Gesellschaft stellt. Mit "Hamlet" steht der große Zauderer auf der Bühne des Salzburger Landestheater und hadert. Elfriede Jelineks "Das Licht im Kasten" beschäftigt sich mit der Macht der Mode und wird für den Zuschauer mit leichten, aber undurchschaubaren Texten zu erleben sein. Die Frauenfigur Marianne aus "Geschichten aus dem Wiener Wald" erlebt die Kleinbürgerhölle von Harváth im Frühjahr 2019. Ein besonders Erlebnis gibt es in "Aquarium" zu sehen. Lebensgeschichten älterer Menschen werden Lippensynchron eingesprochen. Die Darstellung übernehmen allerdings junge Schauspieler, die Synchronschwimmteams darstellen und so eine Verzerrung des Alters wiedergeben.  Mit "Die schönsten Neurosen unserer Haustiere" wird der Spiegel des heutigen Stellenwerts der Haustiere hochgehalten. Die Haustiere werden vermenschlicht und anders als der Titel vermuten lässt offenbaren sich hier nicht nur die Neurosen der Tiere...

Oper: 200-jähriges Jubiläum von "Stille Nacht" und dreitägiger Mozart-Da Ponte-Zyklus

Mit "Wiener Blut" kommt die vom Publikum lang ersehnte Operette auf die Bühne, die einen guten Teil des Lebens widerspiegelt. Der Moral der Liebe widmet sich "Manon", wo  eine Frau zwischen Liebe und Konsum steht und Rossini´s "La Gazzetta", der den Heiratsmarkt mittels Zeitungsmarkt behandelt. Zum 200-jährigen Jubiläum des Weihnachtslieds "Stille Nacht" steuert das Salzburger Landestheater "Meine Stille Nacht" als modernes Märchen bei, das im November in der Felsenreitschule zur Uraufführung kommen wird. Bereits Ende April/Anfang Mai starten hierzu interne Workshops, um noch Anpassungen vorzunehmen. "Wir sind gespannt auf die Realisierung", sagt Intendant und Schauspieldirektor Carl Philip von Maldeghem.
Gespannt darf man auf die Oper "Der Prozess (The Trail)" sein. In der österreichischen Erstaufführung von Philip Glass, nach Motiven von Franz Kafka, wird mit einer starken, prägenden Musik die menschliche Ohnmacht in einem System der totalen Bürokratie auf die Bühne gebracht. Der Da Ponte Zyklus von Mozart wird die Spielzeit ausklingen lassen. Zweimal wird es die Möglichkeit geben, den kompletten Zyklus an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu erleben.

Junges Land: Starke Vorbilder, die mit Mut für Toleranz und Selbstakzeptanz einstehen

Erin Jade Lange wurde mit ihrem Buch "Halbe Helden" für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Uraufführung zeigt die Freundschaft zweier ungleicher Buben - ein Schlägertyp und ein Junge mit Down-Syndrom. Der Pumuckl ist ein Rebell und geistert ab November in "Meister Eder und sein Pumuckl" über die Bühne. Poetisch und humorvoll geht es in verschiedene Welten in "Paulas Reisen", in der die Heldin des Stückes - Paula angepasst werden soll. Doch Paula denkt gar nicht daran, sie behauptet ihr Anderssein und wird zum Vorbild für Eigenständigkeit und Toleranz. Andersartigkeit kennt auch Jakob, der gerne Kleider trägen möchte. "Jakob im Kleid" behandelt die Gendernormen und die Freiheit seine eigene Identität gegen alle Normen frei entfalten zu dürfen. Das Besondere an dem Jugendballett ist, dass die Aufführung im Klassenzimmer stattfindet - mit einem begleiteten Workshop, der den Mut vermittelt, zu sein, wer man sein möchte. Zusätzlich sollen die Kinder aufgefordert werden, sich durch Tanz auszudrücken. 

125 Jahre Jubiläum des Salzburger Landestheater

Seit 125 Jahren wird am Makartplatz im neuen Gebäude des Landtheaters gespielt. Im Oktober jährt sich der 125. Geburtstag des von Wiener Architekten Fellner & Helmer geplanten Gebäudes. Am 11. Oktober wird dieses Jubiläum mit einem Festakt mit Anwesenheit des Landeshauptmanns gewürdigt. Erinnerungen an die Entstehungszeit und vergangene Produktionen werden aufleben. Die Abonnenten sind dazu aufgefordert, dem Landestheater Anekdoten und Erinnerungen rund um das erlebte Schauspiel zu schreiben, die in die Jubiläumsausgabe mit aufgenommen werden. Kaufmännischer Direktor Bernhard Utz möchte aus den Geschichten der Zuschauer ein Kaleidoskop generieren und den Dialog weiter fördern, der oftmals vom festen Besucherstamm in der Garderobe fortgeführt wird. 

Zwischenbilanz der Spielzeit 2017/2018 und Probenzentrum in Aigen

Die aktuelle Spielzeit brachte eine Auslastung von über 80%. Mehr als 94.000 Besucher sahen die bis Mitte März gespielten Vorstellungen. Als erfolgreichste Produktion galt der "Nussknacker" mit über 90% Auslastung. "Die kleine Hexe" zeigte sich als absoluter Publikumsliebling, mit 97 % Auslastung. Die in der Residenz stattgefundene Produktion "Nachts im Museum" feierte Erfolge durch einen vollständigen Ausverkauf.  Das neue Probenzentrum in Aigen, wird im Mai mit einer Premiere erstmals für die Zuschauer zugänglich sein. 

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