Klimaaktivismus Salzburg
Stimmungsbild: "Unterstütze die Dringlichkeit"
Den Satz "Kleb dich nicht an" hört Paul Wolfgruber, Aktivist aus Salzburg, in letzter Zeit häufiger. Salzburger Klimaaktivisten und Museumsdirektoren sprechen darüber, wie weit Protest für sie gehen darf.
SALZBURG. Vor etwa einer Woche blockierten Aktivisten in mehreren österreichischen Städten Verkehrswege. Seit etwa drei Wochen besetzen Studenten österreichischer Universitäten, so auch in Salzburg, Hörsäle. Aktionen, um medial auf die Klimakrise aufmerksam zu machen, häufen sich. Ein Vorfall, der die österreichischen Gemüter besonders erhitzte: Mitte November beschütteten Klimaaktivisten in Wien die Glasscheibe eines Klimt-Gemäldes mit Öl und klebten sich anschließend daran fest. "Ist ja nur eine Glasscheibe", sagen die einen. "Bei Beschädigung von Kunst geht es zu weit", sagen die anderen. Die BezirksBlätter haben sowohl bei Salzburgs Klimaaktivisten als auch bei Museen nachgefragt, wie weit Klimaaktivismus für sie gehen darf.
"Willst du einen Keks?
Um die 20 Menschen haben sich an einem Freitag vor dem Salzburger Bahnhofsgebäude versammelt. Manche halten selbstgebastelte Plakate in den Händen. Auf grünen Transparenten steht: "Climate Justice Now", übersetzt "Klimagerechtigkeit jetzt". Freundlich lächelnd geht der Salzburger "Fridays for Future"-Aktivist Paul Wolfgruber mit einer Tupperdose in der Hand Richtung Bahnhofsgebäude.
"Willst du einen Keks", fragt er Passanten, die gerade das Bahnhofsgebäude verlassen. "Fridays for Future Salzburg" wolle Pendler, die den Zug für ihre täglichen Wege nutzen, mit einem Keks belohnen, erklärt Wolfgruber die Aktion. "Ich möchte immer im gesetzlichen Rahmen bleiben", sagt er. Ein ungeschriebenes Statut der "Fridays for Future"-Bewegung sei es, friedliche Aktionen durchzuführen. Die Glasscheibe eines bedeutenden Gemäldes beschmutzen würde der 20-Jährige nicht.
Er versteht aber Aktivisten, für die in Sachen Klimakrise zu wenig passiert und die radikalere Schritte setzen. "Durch die Klimakrise ist Kunst und Kultur deutlich mehr in Gefahr als durch Öl auf einer Glasscheibe", meint er. Schade findet Wolfgruber, dass durch die "Klimt-Aktion" jeder über die Kunst spreche, aber niemand über die Klimakrise.
"Kleb dich nicht an"
Auch Klimaaktivist Max, der derzeit mit etwa 20 anderen Studenten Hörsäle der Universität Salzburg besetzt, setzt auf friedlichen Protest. "Wir haben nicht vor, uns anzukleben, festzuketten oder etwas zu beschmutzen", sagt er. Ähnlich wie Wolfgruber versteht er aber die Dringlichkeit der Aktionen. Dass Menschen eine Abneigung gegenüber Klimaaktivisten entwickeln, wenn sie beispielsweise aufgrund einer Straßenblockade im Stau stehen, ist sowohl Wolfgruber als auch Student Max klar.
Helfen würden solche radikalen Aktionen der Klimabewegung allgemein nicht unbedingt. Den abfälligen Satz "Kleb dich nicht an" höre Wolfgruber immer häufiger. Eine klare Antwort, wie weit Klimaaktivismus gehen darf, haben weder Wolfgruber noch Max. Wichtig seien die Grundidee und der Adressat der Aktion. Wolfgruber findet es sinnvoller einen Flughafen zu besetzen als eine Hauptverkehrsstraße.
Museen fordern Kreativität
Deutliche Worte finden Salzburgs Museumsdirektoren zur "Klimt-Aktion". Die Direktorin und die Direktoren des DomQuartiers, des Museums der Moderne und des Kunstvereins verstehen zwar die Dringlichkeit, unterstützen diese Form des Protests aber nicht.
"Es bedarf eines kreativen Ansatzes, um Protestaktionen durchzuführen, die eine gute Presseberichterstattung erzeugen und die Botschaft nach außen tragen", sagt Kunstverein-Direktor Séamus Kealy, der früher selbst für "Greenpeace Canada" aktiv war.
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