Fiaker Salzburg
Tierschützer demonstrieren vor dem Schloss Mirabell

"Lahmende Pferde", "Pferd ins Gesicht geschlagen" und "Lebensgefahr in engen Gassen", so lauten einige der Beobachtungen des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) in Salzburg. Die Aktivisten kritisieren das Verhalten der Fiakerfahrer scharf. Es wird ein Verbot gefordert.

SALZBURG. Mit Ende des Jahres laufen in Salzburg die aktuellen Verträge mit den Fiakern aus. Nach Dutzenden dokumentierten angeblichen Missständen während des Sommers fordert der VGT nun von Bürgermeister Harald Preuner "keine Verlängerung der Tierquälerei". Das Büro des Bürgermeisters dementiert die Vorwürfe und sieht in den Aktionen der Tierschützer eine Personenjagd.

Sollte die Tradition der Fiaker in Salzburg beibehalten werden?

"Dokumentierte Missstände"

Über den Sommer 2022 hinweg wollen die Aktivistinnen und Aktivisten des Verein gegen Tierfabriken zahlreiche Situationen im Bezug auf die Salzburger Fiaker dokumentiert haben. Wie Alexandra Nobis den RegionalMedien im Interview erklärte, handelt es sich aus ihrer Sicht dabei sowohl um klare Missstände als auch um Vertragsbrüche.

So soll der VGT zum Beispiel allein im Juli 2022 73 Fälle dokumentiert haben, in denen die vereinbarten Ruhezeiten der Pferde nicht eingehalten wurden. Eine weitere Kontrolle im September soll mit 13 Verstößen im Zeitraum von fünf Tagen ein ähnliches Bild gezeichnet haben.

Elf Aktivisten des VGT protestierten am Donnerstag vor dem Schloss Mirabell gegen die Salzburger Fiaker. | Foto: Philip Steiner
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"Laut Vertrag müssten die Pferde nach einem Arbeitstag mindestens einen Ruhetag haben. Das wird aber nicht eingehalten. Wir haben dokumentiert im Sommer, dass die Pferde teilweise bis zu vier Tage hintereinander im Einsatz sind", erklärt Alexandra Nobis die Situation.

Weitere vom VGT im Sommer dokumentierte Fälle sind laut Alexandra Nobis:

  1. Ein Pferd, dass mit Chilipaste gequält wurde.
  2. Ein Fiaker der seinem Pferd ins Gesicht schlug, es wiederholt auspeitschte und am Zügel riss.
  3. Zu enges Geschirr, das Unwohlsein bei den Pferden herbeiführt.
  4. Lahmende Pferde und Tiere, die am Pflasterstein ausrutschen.
  5. Gefährliche Situationen in der engen Sigmund-Haffner-Gasse.
  6. Sowie auch das nicht Einhalten der vorgeschriebenen Fahrtrouten.
Bei der kleinen Demonstration kam man mit einigen Menschen ins Gespräch. | Foto: Philip Steiner
  • Bei der kleinen Demonstration kam man mit einigen Menschen ins Gespräch.
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Die Vertragsverlängerung

Aufgrund dieser aus ihrer Sicht sehr klaren Missstände fordert nun der VGT von Bürgermeister Harald Preuner die Verträge mit den Fiakern nicht zu verlängern. Diese würden dann mit Ende des Jahres auslaufen.

Der Verein gegen Tierfabriken positioniert sich klar gegen die Praxis der Fiaker in der Stadt Salzburg. | Foto: Philip Steiner
  • Der Verein gegen Tierfabriken positioniert sich klar gegen die Praxis der Fiaker in der Stadt Salzburg.
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Das Büro von Bürgermeister Harald Preuner dementiert jedoch die Vorwürfe. Man habe sich die einzelnen Fälle angesehen und das Ganze auch mit dem zuständigen Tierarzt besprochen. Letztendlich habe man keine gröberen Verstöße festgestellt. Den Tieren gehe es gut, so Bernd Huber vom Bürgermeisterbüro.

"Was der VGT hier veranstaltet ist eine Personenjagd. Hier werden einzelne Fiaker stundenlang verfolgt und dann fragwürdige "Verstöße" dokumentiert. Durch diese Vorgehensweise werden die Existenzen einiger Fiakerfahrer und ihrer Familien gefährdet. Wir haben die Vorwürfe überprüft. Der Fall mit der Chilli-Paste wird noch untersucht. Aber grundsätzlich fehlt den Vorwürfen des VGT einfach die Substanz. Die Position des Bürgermeisters ist daher klar. Der für die Vertragsverlängerung notwendige Bericht wird positiv ausfallen.
Bernd Huber, Büro des Bürgermeisters

Grüne Bürgerliste

Politischen Rückenwind erhält der VGT jedoch von den Grünen der Stadt Salzburg. Der grüne Gemeinderat Bernhard Carl ist schon lange an dem Fall der Salzburger Fiaker dran. Aus seiner Sicht ist es einfach nicht mehr zeitgemäß, sich mit Pferdekutschen durch die Innenstadt zu bewegen. Stattdessen würde man den Salzburger Fiakern gerne mit einer Umschulung helfen. Ein Budget von 30.000 Euro habe man dafür theoretisch schon gesichert.

Seitens der Salzburger Grünen hat man sich 2020 auch für Hitzefrei für die Pferde ab 30 Grad (Messung am Residenzplatz) eingesetzt. Diese Regelung wurde zwar im Gemeinderat beschlossen, sie ist jedoch nur freiwillig und wird (laut VGT) von den Fiakern missachtet. Die aktuell gesetzlich bindende Regelung von Hitzefrei ab 35 Grad (Messung im Freisaal) greift sowohl den Grünen als auch dem VGT viel zu kurz.

"Niemand der sich mit Pferden auskennt geht im Hochsommer bei über 30 Grad in der sengenden Nachmittagshitze Reiten. Das ist einfach viel zu heiß für die Tiere", so Gemeinderat Bernhard Carl.

Bernhard Carl (Grüne Bürgerliste) betrachtet die Salzburger Fiaker auch als nicht mehr zeitgemäß. | Foto: Bürgerliste
  • Bernhard Carl (Grüne Bürgerliste) betrachtet die Salzburger Fiaker auch als nicht mehr zeitgemäß.
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Seitens der bürgerlichen Grünen will man jedenfalls aktiv werden, wenn das Thema aufgrund der anstehenden Vertragsverlängerung wieder im Gemeinderat behandelt wird. Dies sollte voraussichtlich im November der Fall sein.

Die Petition

Laut Alexandra Nobis wird der VGT auch in den kommenden Wochen immer Donnerstags von 15 Uhr bis 16.30 Uhr vor dem Schloss Mirabell demonstrieren. Man sieht sich in dieser Sache als Stellvertreter der über 22.000 Menschen, die bereits die Petition für ein Fiakerverbot in Salzburg unterzeichnet haben. Die Situation bleibt angespannt.

Mehr zum Thema:

VGT mahnt: Behörden in Salzburg schlafen!
20.000 Unterschriften für Fiakerverbot gesammelt

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