Die Landespolitik soll verständlicher werden
Was hinter der "leichten" Sprache steckt, und was dieses Konzept mit Barrierefreiheit zu tun hat.
Homepage und Broschüren des Landes sollen laut Beschluss im Sozialausschuss des Landtags mittels "leichter" Sprache barrierefrei werden. Sie sind Kunstvermittlerin und Barrierefrei-Projektleiterin im Salzburg Museum. Dort werden bereits seit eineinhalb Jahren Informationen und Führungen in "leichter" Sprache angeboten. Ist "normales" Deutsch zu schwierig?
NADJA AL MASRI: Die "normale" deutsche Sprache wäre nicht zu schwierig. Texte und Broschüren im Kultur- und Museumsbereich, aber auch bei vielen Ämtern sind das oft schon – weil sie von Menschen mit einem hohen Bildungsniveau verfasst wurden und wirklich schwierig sind. Unsere Texte in "leicht verständlicher" Sprache sind übrigens auch in "normalem" Deutsch geschrieben.
Was wird dort anders beschrieben oder erklärt als in herkömmlichen Texten?
NADJA AL MASRI: Die Sätze sollten möglichst kurz sein. In einem Satz steht – wenn irgendwie möglich – nur eine Information. Für ein- und denselben Begriff verwenden wir immer dasselbe Wort und keine Abwechslungen wie einmal Auto, dann Fahrzeug und später Wagen. Wir verwenden keine Fremdwörter, und wenn doch, dann mit einer kurzen Erklärung dazu. Das sind einige von vielen Punkten, die wir beachten.
Warum ist das wichtig?
NADJA AL MASRI: So, wie eine große Stiege eine Barriere für einen Rollstuhl darstellt, stellen auch unverständliche oder schwer verständliche Texte eine Barriere bei der Informationsbeschaffung dar. Nur, wenn ich mir selber ein Bild von einer Sache, einem Thema und in unserem Fall einer Ausstellung machen kann, dann kann ich mir auch eine eigene Meinung dazu bilden. Wenn ich mir keine Meinung bilden kann, dann kann ich auch keine Entscheidung treffen. Mithilfe unserer Folder über Angebote in einfacher Sprache können die Menschen entscheiden: Ja, diese Ausstellung interessiert mich, oder auch nein, sie interessiert mich nicht.
Ist das eine Maßnahme, die gezielt auf Personen mit nicht-deutscher Muttersprache zugeschnitten ist?
NADJA AL MASRI: Nein, weil das auf wesentlich mehr Menschen zugeschnitten ist als nur diese Gruppe.
Wer profitiert davon?
NADJA AL MASRI: Eigentlich alle. Kinder natürlich, Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache, alle lernbeeinträchtigten Menschen, Legastheniker, alle Menschen mit Leseschwäche – alle, die sich ein Thema erarbeiten wollen und noch nicht viel damit zu tun gehabt haben. Da ist es eine enorme Erleichterung, wenn man einen Text vor sich hat, den man versteht. Aber wichtig ist meiner Meinung nach, dass man parallel dazu auch für diejenigen, die sich schon gut auskennen, ein Angebot hat. Der Leser soll entscheiden, was er möchte.
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