Salzburger Festspiele 2023
Festspieleröffnung mit Ruf nach mehr Vernunft
Festspieleröffnung mit Aufruf zu mehr Liberalität, Quantenphysik, Instagramm-Anfragen, Marxismus und Blasen die für mehr Horizonterweiterung platzen sollen. Vor dem Festspielhaus gab es keine nennenswerten Proteste. Bundespräsident mit militärischen Ehren Empfangen.
SALZBURG. Bei Kaiserwetter wurden die 103. Salzburger Festspiele eröffnet. Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer konnte bei strahlendem Sonnenschein Bundespräsidenten Alexander van der Bellen am Residenzplatz empfangen. Gemeinsam schritten die Beiden dann eine Ehrenformation des Bundesheeres und Würdenträger des Landes Salzburg ab. Aus der Besuchermenge ertönten einzelne Rufe von Protestanten, die aber in der Masse der Zuseher und Ehrengäste untergingen.
Zahlreiche Ehrengäste, unter anderem Bundeskanzler Karl Nehammer und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, sowie Mitglieder der Bundesregierung, Landesregierung und Abgeordnete waren in der Felsenreitschule. Die diesjährige Festrede wurde vom österreichischen Nobelpreisträger Anton Zeilinger gehalten. Grußworte richteten Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Vizekanzler Werner Kogler und Festspielpräsidentin Kristina Hammer an die Gäste in der Felsenreitschule und die Zuseher
Festspiele als elementare Kraft in der Gesellschaft
Die Festspielpräsidentin Krista Hammer betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass die Kunst eine elementare Kraft darstellt. Dabei lud sie in ihren Begrüßungsworten auch ein zum Dialog und zum Diskurs. „Denn beides ist heute wichtiger denn je, damit unsere Gesellschaft eine offene bleibt. Kunst ist nämlich eine elementare Kraft und die wirksamste Antwort, mit der wir Anschläge auf die Grundwerte unserer Gesellschaft widerstehen können“, so die Festspielpräsidentin. "In diesem Jahr wird den 225.000 Besucherinnen und Besucher aus mehr als 70 Ländern wieder das Beste aus Oper, Konzert und Schauspiel geboten", so die Präsidentin.
Gegen die Ausgrenzung, gegen das Suchen von Schuldigen.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer ging neben der Schönheit der Kultur auf die aktuelle Stimmungslage ein. „Wir versinken in einem Tsunami an Hiobsbotschaften ohne Boden unter den Füßen“, so Haslauer: „Verlust und Zukunftsängste sind wie Hagelkörner auf dem Himmel einer sich verdunkelnden Wohlstandsgesellschaft.“ Daher stellen sich für den Landeshauptmann heute grundlegendere Fragen für die Zukunft: „Was sind die Passwörter unseres Lebens? Gegen die Ausgrenzung, gegen das Suchen von Schuldigen.“ Die Antworten auf die Gegenwart lägen „nur in uns selbst“, meinte er. „Die wahren, echten Wunder können uns alltäglich werden“, zitierte Haslauer am Ende seiner Rede Lessings „Nathan der Weise“.
Allianz für die Aufklärung in Europa
Eine Allianz für die Aufklärung forderte der Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler bei seinen Grußworten als die wesentlichen Fundamente Europas ein. „Die Rechtsstaatlichkeit, die Demokratie und damit die Freiheit, der soziale Zusammenhalt sowie die internationale Zusammenarbeit werden wieder angegriffen. Wollen wir die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft gemeinsam bewältigen, benötigt Europa eine neue ,Allianz für die Aufklärung‘“, so Kogler. „Unsere Geschichte ist geprägt von Führern und Verführern. Man brauche den „Optimismus des Willens“, meint der Vicekanzler und zitiert dabei den Marxisten Antonio Gramsci. „Vielleicht, Herr Landeshauptmann, verbindet uns ja Gramsci“, so Kogler.
Vernunft ist eine gefährdete Spezies
Der diesjährige Festredner Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger hob unter anderem die Bedeutung der Vernunft hervor: „Sie ist heute eine gefährdete Spezies. Ohne sie ziehen wir uns den Boden unter den Füßen weg. Wenn wir uns nur auf das Faktische beziehen, laufen wir in die Gefahr der Banalität“, so Zeilinger. Der Wissenschafter stellte die Frage, ob die Wahrheit eine Frage der Mehrheit ist, da es in der Wissenschaft nur die beweisbare Wiederholung ein Fakt ist: „Die Faszination der Naturwissenschaft ist, dass man dort seine Meinung und Erkenntnisse ändern kann. Die ,ultimative Richterin‘ sind die Natur und das Experiment“, so Zeilinger, der sich auch dafür aussprach, Kindern ihre jugendliche Begeisterung für Wissenschaft und Kunst zu erhalten.
Bringen wir unsere Blase zum platzen
Der Bundespräsident Alexander van der Bellen sprach sich für ein miteinander und aufeinander zugehen aus. „Wieso nicht einmal die Algorithmen verwirren, indem wir auch denen „followen“, deren Meinung vielleicht nicht so ganz unserer Meinung entspricht?", so Bundespräsident Van der Bellen heute beim Festakt der Salzburger Festspiele. "Folgen Sie einmal Fridays For Future. Oder dem Autofahrerclub. Ändern Sie die Spielregeln. Bringen Sie Ihre Blase zum Platzen!" Um mit gutem Vorbild voranzugehen, öffnete er sein Instagram am Handy und abonnierte den Kanal seines früheren Bundespräsidentenwahl-Kontrahenten Norbert Hofer.
Zur Rede des Bundespräsidenten HIER
Weitere Beiträge von Martin Schöndorfer HIER
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.