Jung, urban, bürgerlich: Asdin El Habbassi ist seit Mitte Oktober Salzburgs neuer ÖAAB-Obmann.
Ein Porträt
Mit 27 Jahren ist er der jüngste ÖAAB-Obmann aller Zeiten und er ist – auch wenn er das eigentlich nicht so gerne in den Vordergrund stellen möchte – ein Role Model für Österreicher mit Migrationshintergrund generell und in der Politik im Speziellen: Asdin El Habbassi. Sein Vater stammt aus Marokko, die Mutter ist Österreicherin, er ist als das älteste von neun Kindern in Salzburg aufgewachsen. In die Politik ist er mehr oder weniger hineingestolpert – das war noch während seiner Schuljahre in der HAK. "Ich bin mit den Stundenkürzungen der damaligen Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer groß geworden." Zuerst wurde er Schülervertreter, dann Schulsprecher und damit wurde auch sein politisches Interesse geweckt. Dass er letztlich bei der ÖVP-nahen Schülerunion gelandet ist, war nicht geplant. "Ich komme ja aus keinem ÖVP-Elternhaus", lächelt El Habbassi, der seit einem Jahr auch ÖVP-Nationalratsabgeordneter ist.
Islam und christliche Werte
Er habe sich ursprünglich keiner der beiden großen Schülervertretungen zuordnen wollen, in der Arbeit aber dann gemerkt, dass er mit der Schülerunion "ganz gut kann". Und das ist jetzt beim ÖAAB nicht anders. "Die christlich-sozialen Werte, der Leistungsanspruch, die große Rolle, die das Thema Familie spielt – da fühle ich mich zu Hause", so der junge Mann, der in der Schule den islamischen und den katholischen Religionsunterricht besucht hat.
Dass er ein "Migrationsaushängeschild" der ÖVP sei, das sieht er eher als Ergebnis ständiger journalistischer Wiederholung, denn als Abbild der Realität. "Ich habe mich immer als Österreicher gefühlt und während meiner Schulzeit und bis zu meiner Wahl zum JVP-Obmann war meine Herkunft nie ein Thema. Wenn ich jetzt aber ein Icebreaker dafür sein soll, dass man auch mit einem anderen Namen Teil der österreichischen Gesellschaft sein kann, dann übernehme ich das gerne." Was ihn aber ärgert, ist, wenn er als "Migrationskandidat" oder Integrationssprecher hingestellt wird. Denn: "Ich bin wegen der Bildung in die Politik gegangen und das ist auch nach wie vor mein wichtigstes Themengebiet."
Wenig Begeisterung kann er auch dem angeblichen Anti-Rassismus-Denken der Marke "Du bist anders, aber das ist okay" entgegenbringen. "Wir müssen dahin kommen, dass das keine Rolle mehr spielt, sondern normal ist und daher auch nicht mehr thematisiert werden muss."
Nein zu "Klassenkampf"
Doch zurück zur Politik: So wie ihm das "Klassenkampfgetöse, die ständige Suche nach einem Feindbild" der SPÖ-nahen Aktion kritischer Schüler (AKS) nie gefallen hat, geht es ihm auch als Vertreter der ÖVP-nahen Arbeitnehmer: "Unternehmer und Arbeitnehmer müssen keine Gegner sein, sondern das ist eine Partnerschaft. Denn der Arbeitgeber hat ja ein Interesse daran, dass es dem Arbeitnehmer gut geht, dass er bei ihm gut aufgehoben ist." Als ÖAAB-Obmann sieht er sich als Vertreter jener Arbeitnehmer, "für die Leistung kein Fremdwort ist und die sich vielleicht einmal ein Eigentum schaffen wollen." Auch wenn das in der Realität schwierig sei. "Aber es wäre schön, wenn sich Menschen meiner Generation auch etwas erarbeiten könnten. Es gibt immerhin 248.000 Arbeitnehmer in Salzburg, und die sollen auch ein bürgerliches Angebot haben."
"Strukturen überdenken"
Dem ÖAAB will El Habbassi ein klareres Profil geben und seine Aufgabe nicht auf die einer Personalvertretungspolitik beschränken. "Da geht es auch um Kinderbetreuung, ganztägige Schulangebote oder Verkehrsthemen. Ich hätte gerne, dass der ÖAAB hier mit neuen Ideen in die Diskussion einsteigt, wir müssen weg von der Zeigefingerpolitik. Und wir müssen jünger, weiblicher und aktueller werden – etwa bei der Internetpräsenz." Bei den Mitgliedern seien Informationen und Service gefragt und nicht Sitzungen mit ewig langen Vorträgen – "dafür hat keiner mehr Zeit. Und es gibt auch ein soziales Gesicht der ÖVP, und das möchte ich zeigen."
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