Pride Week
Salzburg steht eine ganze Woche im Zeichen des Regenbogens
Mit der "Pride Week", die sich heuer erstmals über eine gesamte Woche erstreckt, will die HOSI Salzburg die Sichtbarkeit der LGBTQIA+ Community erhöhen und für gleiche Rechte in der Gesamtgesellschaft eintreten.
SALZBURG. In der Stadt Salzburg steht heuer eine ganze Woche im Zeichen des Regenbogens: Die Homosexuellen Initiative Salzburg (HOSI) veranstaltet von 29. August bis 4. September erstmals eine "Pride Week" und will damit die Sichtbarkeit der LGBTQIA+ Community in der breiten Bevölkerung erhöhen. Unter dem Motto "Be visible, Schatzi" stehen 30 Veranstaltungen auf dem Programm - Höhepunkt wird der CSD-Walk am 3. September durch die Stadt Salzburg sein.
Nicht nur die bunten Bilder
Es sind aber nicht nur die schrillen, bunten Bilder von Menschen, die in den Farben des Regenbogens an der CSD-Parade teilnehmen, die die Community ausmachen. Ebensowenig ist der CSD "nur" eine große Party-Veranstaltung. Vielmehr dient er dazu, Missstände, Benachteiligungen und Diskriminierungen von queeren Menschen aufzuzeigen und sichtbar zu machen.
Und diese Ungleichbehandlung gibt es nach wie vor, wie der Mitorganisator des CSD, Klaus Horvat-Unterdorfer, betont: "Homosexuelle Menschen dürfen heiraten und Kinder adoptieren, aber ein Taxifahrer dürfte uns die Fahrt zum Standesamt verweigern, weil wir schwul sind. Ein Vermieter dürfte uns den Mietvertrag verweigern, weil wir bisexuell sind und uns darf der Restaurantbesuch verweigert werden, weil wir trans sind. Es braucht endlich den gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung auch im Privatbereich", sagt Horvat-Unterdorfer.
Ein Schlüssel am Weg zu einer diskriminierungsfreien Gesellschaft ist die Bildung. "Das fängt schon in der Schule an. In Schulbüchern kommen Regenbogen-Familien nicht vor. Dabei wäre es ganz wesentlich, bereits den Kindern zu zeigen, wie vielfältig wir alle sind", betont Horvat-Unterdorfer.
Bildungsprojekte und neues Vereinszentrum
Die politischen Forderungen seien aber nur ein Teil der Tätigkeit der HOSI - Kern der Vereinsarbeit sei vor allem die Arbeit unmittelbar mit den Menschen in Salzburg. "Die Hosi ist für sehr viele Menschen ein rettender Anker, ein sicherer Platz und ein Ort des Angenommen-Werdens. Viele aus der queeren Community sind 'unsichtbar', haben Angst sich zu outen und ausgegrenzt zu werden. Die Folgen sind oft Depressionen, psychisches Leid und Vereinsamung", sagt HOSI-Geschäftsführerin Conny Felice.
Mit den beiden Bildungsprojekten "Schule der Vielfalt" und "Vielfalt im Beruf" wolle man vorbeugen, präventiv arbeiten und für ein angstfreies Schulklima und für einen angstfreien Arbeitsplatz sorgen.
Im Herbst wird die HOSI in das neue Vereinshaus im Andräviertel übersiedeln und ihre Sichtbarkeit in der Gesamtgesellschaft weiter erhöhen. Integriert wird dort auch ein Zentrum für Jugendarbeit, kündigt auch die Neos-Landesrätin Andrea Klambauer an. "Dort haben die Jugendlichen einen Ort, an dem sie sich treffen und an dem sie sein können, wie sie eben sind", sagt Klambauer.
Buntes Potpourri bei der Pride Week
Zuvor stehe jedoch noch die "Pride Week" an. Auch diese wird in diesem Jahr breiter aufgestellt sein und soll helfen, neue Partner und Unterstützer für die LGBTQIA+ Community zu erreichen. Denn: es seien bisher vor allem nationale Unternehmen aus der Wirtschaft, die die HOSI unterstützen und sich klar positionieren, sagt Conny Felice. Sie würde sich hier auch mehr Salzburger Firmen wünschen.
Das Programm der "Pride Week" ist - so wie unsere Gesellschaft - bunt und vielfältig: Gemeinsames kochen, ein Pub Quiz, ein Rainbow-Market, eine Queere Stadtführung sowie die Führung im Salzburg Museum unter dem Titel "Einzigartig Vielfältig" finden sich im Programm. Hinzu kommt ein Filmabend im Das Kino, "Posing or Poetry" im Probenzentrum des Salzburger Landestheaters, ein Songwriting Workshop und vieles mehr. Und als Höhepunkt findet am 3. September der CSD-Walk statt - Start ist um 17 Uhr am Hauptbahnhof, danach geht es weiter zum Schloss Mirabell in Richtung Staatsbrücke und über den Rudolfskai bis zum Unipark Nonntal und der ARGE Kultur.
"Be visible" als sozialpolitisches Thema
Genau um dieses Sichtbar-machen gehe es, sagt auch Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schelhorn (Grüne): "Erst wenn etwas sichtbar wird, wird es auch von der breiten Bevölkerung akzeptiert. Das heurige Motto 'be visible' ist ein zentrales sozialpolitisches Anliegen: alle Menschen müssen gleiche Rechte und Möglichkeiten haben. Und auch die gleiche Aufmerksamkeit bekommen", sagt Schellhorn.
Für Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) ist die Pride Week ein "Zeichen für Diversität. Es wird aufgezeigt, dass jeder sein Leben nach seinen individuellen Bedürfnissen gestalten kann."
SPÖ-Sozialstadträtin Anja Hagenauer bekräftigt die klare Haltung der Stadt Salzburg. "Salzburg lebt die Vielfalt. Das ist auch notwendig, denn noch immer gibt es manche, die Vielfalt als Bedrohung sehen und auch vor Angriffen auf Menschen und auf Symbole wie die Regenbogenfahne nicht Halt machen", so Hagenauer.
Zentrale Bedeutung der Pride Week
Diskriminierungen von Menschen aus der queeren Community, beschmutzte Regenbogen-Zebrastreifen oder zerstörte Regenbogenfahnen - es seien genau diese Fälle, die auch im Jahr 2022 die Notwendigkeit von Veranstaltungen wie der "Pride Week" und des CSD zeigen. "Solange Menschen ob ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer sexuellen Identität unter Depressionen leiden und angefeindet werden. Solange Regenbogenfahnen angezündet und gestohlen werden und solange bunte Zebrastreifen beschmiert werden, braucht es eine Pride Week Salzburg", sagt Horvat-Unterdorfer.
Einen Kommentar zum Thema findet ihr hier:
Einen Bericht mit Drag Queen Gigi La Pajette könnt ihr hier lesen:
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