Der Preis, der Wert, die Zukunft

Kammeramtsdirektor Nikolaus Lienbacher, Bäuerin Carmen Glück und LK-Präsident Franz Eßl mit selbstgemachten Produkten. | Foto: Wolfgang Dürnberger
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  • Kammeramtsdirektor Nikolaus Lienbacher, Bäuerin Carmen Glück und LK-Präsident Franz Eßl mit selbstgemachten Produkten.
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SALZBURG (pl). "Mein Herz hängt an der Milchkuh", so Carmen Glück, Stadtbäuerin in Salzburg. Sie hat, wie auch schon ihre Schwiegermutter und Vorgängerin, unterschiedliche Standbeine auf ihrem Bauernhof. Dabei geholfen haben ihr auch Kurse und Zertifikatslehrgänge des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) wie "Schule am Bauernhof" und die Ausbildung zur Seminarbäuerin. Carmen Glück lehrt andere Menschen die Ursprünge der Lebensmittel und bringt ihnen teilweise verloren gegangenes Wissen zurück. "Brot backen zum Beispiel, das geht so schnell und die Leute wissen das gar nicht mehr. Es ist aber erstaunlich, wie groß das Interesse an meinen Kursen ist. Die Leute sind sehr empfänglich für das Selbermachen von guten Lebensmitteln." Ihr Bauernhof mitten in der Stadt hat viele Vorteile – er ist für viele Kindergärten und Volksschulen schnell erreichbar. Es gibt aber auch Nachteile: Spaziergänger verwechseln ihre Wiesen oft mit Wanderwegen und erkennen den Hof nicht als privates Wohnhaus. Diese Fragen des bäuerlichen Eigentums sind zentrale Anliegen in der Landwirtschaft und so auch in diesem Jahr großes Thema für die Landwirtschaftskammer.

Der Lebensmittelpreis

"Die Preise, vor allem jener für die Milch, sind gesunken, sind auf einem zu niedrigen Niveau", sagt Landwirtschaftskammer Präsident Franz Eßl, "Molkereien setzen auf die Spezialitäten unseres Landes, schaffen neue Produkte sowie neue Märkte. Gegen den Preisverfall steuern auch die bäuerlichen Interessenvertreter an. Der Konsument entscheidet, was im Regal steht und wie viel es kostet. Darum ist es unsere Aufgabe, auch im Jahr 2016 bewusstseinsbildend zu wirken und die auf der Welt einzigartig hohe Qualität der heimischen Produkte zu betonen." Der Verein der Direktvermarkter arbeitet ebenfalls mit Hochdruck daran, die heimischen Produkte in den Vordergrund zu stellen. Erstmals gibt es eine Landesprämierung in verschiedenen Bereichen, die Auszeichnungen werden am 6. Juni verliehen.

Der Einheitswert

Die Neufeststellung des Einheitswerts bringt für die Bauern neue Bemessungsgrundlagen in steuerlichen und sozialrechtlichen Angelegenheiten. Nötig war diese neue Einstufung, weil die alte nicht mehr zeitgemäß gewesen sei. "Ohne eine neue Bewertung wäre der Einheitswert als Instrument weggefallen und somit auch die so wichtige Pauschalierungsverordnung für die Salzburger Bauernfamilien", so Eßl. Die Bescheide über die neuen Bemessungsgrundlagen werden im Laufe des ersten Halbjahres bei den Salzburger Bauern eintreffen.

Die berufliche Weiterbildung

Aus- und Weiterbildung sei weiterhin ein großer Schwerpunkt der Landwirtschaftskammer Salzburg. Wichtiger denn je sei es, Möglichkeiten bereit zu stellen und Perspektiven zu öffnen, damit die Salzburger Bauern fit für die Zukunft bleiben. Neben dem LFI (Ländliches Fortbildungsinstitut), der LFA (Lehrlings- und Fachausbildungsstelle) bietet die Landwirtschaftskammer mit verschiedenen Arbeitskreisen gezielte Bildungsschwerpunkte in den unterschiedlichen Sparten. "Die Bevölkerung hat die Landwirtschaft entdeckt", so Kammeramtsdirektor Nikolaus Lienbacher. "Der Zuspruch ist enorm, allein bei den Zertifikatslehrgängen sind es über hundert Absolventen pro Jahr."

Die Öffentlichkeitsarbeit

Im Zentrum der Öffentlichkeitsarbeit wird auch heuer wieder die "Woche der Landwirtschaft" stehen, vom 28. April bis zum 8. Mai. Die erste Veranstaltung findet gemeinsam mit den SALK statt und erklärt die wichtigen Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und Ernährungsmedizin. Am 30. April laden Salzburger Bauern zum "Tag der offenen Stalltür" ein. Begleitend zur Landesausstellung im Salzburg Museum veranstaltet die Landwirtschaftskammer täglich über das LFI Kurse für Konsumenten zu unterschiedlichen Themen.

Das bäuerliche Eigentum

"Eigentum ist die Grundlage für jede Landwirtschaft. Der bäuerliche Grund und Boden wie Wiesen, Almen und Wälder wird allerdings auch gerne von der Allgemeinheit genutzt, als Freizeitfläche für die Bevölkerung zum Beispiel. Diese Mehrfachnutzung ist Teil unserer Kultur, erfordert aber auch die Zustimmung der Grundeigentümer. Doch das Bewusstsein darüber, dass es sich hier um die wichtige Produktionsgrundlage der Landwirtschaft handelt, müssen wir auch in Zukunft schärfen", erläutert Lienbacher.

Der Naturschutz

Mit der Naturschutzabteilung des Landes ist die Landwirtschaftskammer um eine positive Gesprächsbasis bemüht. Ein wichtiges Anliegen, das die tagtägliche Arbeit in der LK mitbestimmt, ist der Vertragsnaturschutz, denn anders können Auflagen und Einschränkungen in der Bewirtschaftung nicht umgesetzt werden. Das bäuerliche Eigentum darf nicht ohne weiteres beschränkt, sondern muss durch gegenseitiges Einvernehmen gewahrt werden.

Das Tierwohl

Enthornen und Kastrieren von Kälbern ist in Salzburg Teil der Arbeitsabläufe auf dem Bauernhof, auch aus Sicherheitsgründen. In Zukunft sollen diese Eingriffe nur noch unter Schmerzausschaltung geschehen. Für die Bauern sei dies ein logischer Schritt, doch mehr Praktikabilität sei gefragt. "Wir wollen diese Fortschritte machen, doch wir wollen auch eine Lösung, mit der nicht bei jedem Eingriff der Tierarzt nötig ist. Auch hier ist wichtig, dass die Vorschriften praxisgerecht sind, denn das Tierwohl ist da, wo die Tiere sind, nämlich im Stall, bei den Bauern und nicht an den Schreibtischen verschiedener Tierschutzorganisationen", so Franz Eßl.

Die Forstwirtschaft

Arbeit im und Einkommen aus dem Wald sei wichtiger Bestandteil der Salzburger Landwirtschaft. Die Holzmobilisierung sei eine zentrale Aufgabe der Interessenvertretung. Durch intensives Marketing und mit viel persönlichem Einsatz wurden 2015 über proHolz Salzburg viele Holzgebäude im öffentlichen Bereich auf Schiene gebracht. Durchschnittlich zehn Betriebe pro Gemeinde sind mit der Verarbeitung von Holz wichtige regionale Arbeitgeber im ländlichen Raum.

Das Projekt Haunsberg

Im Rahmen des Jubiläumsjahres "Salzburg 20.16" widmet sich die Landwirtschaftskammer Salzburg der Region Haunsberg, die acht Gemeinden umfasst und von nur eine einzigen Hauptverkehrsader durchtrennt wird. Die Region ist geologisch sehr interessant und weist eine besonders große Artenvielfalt im pflanzlichen und tierischen Bereich auf. Prägend für dieses Gebiet ist die Landwirtschaft, die den Haunsberg nachhaltig gestaltet.

Die Beratung

Insgesamt berieten die Mitarbeiter im Jahr 2015 über 46.000 Stunden lang. Die Mehrfachanträge sind jedes Jahr großes Thema, im Jahr 2015 gaben die Salzburger Bauern 7.862 davon ab (- 3,93 % im Vergleich zu 2014). Heuer wird der Einheitswert die Berater stark in Anspruch nehmen. Die Bauberatung ist aufgrund der Investitionsförderung ebenso großes Thema. Nach einigen Jahren Pause gibt es auch in der Landwirtschaft wieder Unterstützung bei Bauvorhaben, die den bäuerlichen Betrieb aufwerten. 278 Anträge wurden nach dem ersten Einreichstichtag am 31. Juli 2015 bewilligt. "Das Fördervolumen betrifft rein Baumaßnahmen und fließt in die Wirtschaft, damit stellt die Landwirtschaft einen wichtigen Wirtschaftsfaktor abseits des eigenen darf", sagt Eßl. Auch dafür seien die Berater der Landwirtschaftskammer und der Bezirksbauernkammern zuständig. Weil die Direktvermarktung immer interessanter wird, sei eine dahingehende Beratung (bis hin zur Hygieneschulung) ein wichtiger Baustein der Arbeit 2016.

Das Agrarzentrum Maishofen

Die Bauarbeiten sind ausgeschrieben, die Genehmigung liegt vor: Im Frühjahr nimmt die Landwirtschaftskammer ein Bauprojekt in Angriff, welches viele Wege für die Bauern im Pinzgau erleichtern soll. Gemeinsam mit dem Maschinenring wird die neue Bezirksbauernkammer ein Agrarzentrum bilden, in der zweiten Phase soll der Rinderzuchtverband dieses vervollständigen. Geplant ist ein beispielgebender Holzbau, der bereits Ende des Jahres die bisherige BBK in Zell am See ablösen soll. Die Nutzfläche wird 800 Quadratmeter betragen.

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