"Kreuzfahrtschiff oder Ärzte ohne Grenzen – im Pflegebereich können Sie Ihr Leben gestalten"

Direktorin der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der AK am BFI Waltraud Gruber-Hofmann
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  • Direktorin der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der AK am BFI Waltraud Gruber-Hofmann
  • hochgeladen von Stefanie Schenker

Am BFI werden angehende Pflegekräfte hauptsächlich auf dem zweiten Bildungsweg ausgebildet. Warum spielt dieser zweite Bildungsweg eine so große Rolle für den Pflegebereich?
GRUBER-HOFMANN:
Abgesehen davon, dass wir mit der Gesundheits- und Krankenpflegerschule des Krankenhauses Hallein auch einige Teilnehmer haben, die am BFI auf dem ersten Bildungsweg ausgebildet werden, ist es tatsächlich so, dass der zweite Bildungsweg eine große Rolle spielt. In den 90er-Jahren wurde der Personalnotstand im Pflegebereich ausgerufen und da wurde gezielt versucht, Wiedereinsteigerinnen zu gewinnen – das war ein Erfolgsmodell und daraus hat sich auch der heutige Schwerpunkt auf den Erwachsenenbereich in unserer Pflegeausbildung entwickelt.

Welche Motivation bewegt Menschen, im zweiten Anlauf Pflegekraft zu werden?
GRUBER-HOFMANN:
Etwas, das ich immer wieder höre, ist: Ich möchte mir meinen Traum verwirklichen. Das heißt, viele konnten oder wollten vorher nicht in diesem Bereich tätig sein, vielleicht, weil sie Kinder bekommen haben oder andere familiäre Pflichten hatten. Aber die Sehnsucht nach dem Pflegeberuf ist da.

Sind Ihre Kurse überlaufen oder ist es schwierig, Teilnehmer zu finden?
GRUBER-HOFMANN:
Wir haben in der Regel doppelt so viele Bewerber wie Plätze. Die Mär vom schwierigen Pflegeberuf, den eh keiner will, kann ich nicht bestätigen. Das mag vielleicht für den ersten Ausbildungsweg gelten, aber auf dem zweiten Bildungsweg ist das ein attraktiver Beruf. Hier sind es Argumente oder Wünsche wie mit Menschen zu arbeiten und gleichzeitig finanziell abgesichert zu sein, die eine große Rolle spielen. Der Pflegeberuf bietet viele Möglichkeiten der Weiterbildung und unsere Absolventen haben drei bis vier Angebote in der Tasche, wenn sie fertig werden. Und: Als Pflegekraft kann ich mir die Welt anschauen: Ich kann zu Ärzte ohne Grenzen gehen, ich kann auf ein Kreuzfahrtschiff gehen – da ist alles möglich, da können Sie Ihr Leben gestalten.

Was unterscheidet die Ausbildung am BFI von der anderer Anbieter?
GRUBER-HOFMANN:
Wir haben in den vergangenen 24 Jahren unserer Pflegeausbildung eine sehr hohe Kompetenz in der Arbeit mit Erwachsenen entwickelt. Neben familiären Pflichten oder einfach vorhandenen anderen Aufgaben eine Berufsausbildung zu absolvieren, ist nicht einfach. Da geht es darum, dass die Kinder gut betreut sind, dass die Zeitstruktur der Kurse mit dem Leben unserer Teilnehmer zusammenpasst und es geht auch um die finanzielle Absicherung während der Ausbildungszeit. Das sind alles Punkte, die wir gemeinsam mit unseren Kursteilnehmern abklären. Denn wir wissen, dass sie nur dann auch erfolgreich sein können. Und unsere Drop-out-Rate liegt bei sieben bis zehn Prozent, das ist sehr niedrig.

Das klingt fast ein bisschen nach Lebensberatung.
GRUBER-HOFMANN:
Das ist Lebensbegleitung im Zuge der Ausbildung. In der Pflege sehen wir uns ja auch so: Wir unterstützen und zeigen Wege auf. Wir lösen die Probleme unserer Teilnehmer nicht, aber wir gehen wertschätzend mit ihnen um. Ausbildung ist auch Begegnung, weil Pflege auch Begegnung ist.

Was muss man mitbringen für den Pflegeberuf?
GRUBER-HOFMANN:
Nicht nur ein gutes Herz und Empathie, man muss auch gut denken und lernen können. Pflege ist ein innovativer Beruf und jeder Pflegepatient braucht eine individualisierte Lösung. Hier nur eine Handlungsoption zu haben, ist zu wenig. Man muss sich in einen Reflexionsprozess begeben, um mehrere Handlungsoptionen zu sehen und sich dann für eine entscheiden zu können. Und es gibt sehr lustvolle Momente im Pflegealltag. Wenn sich eine demenzkranke Person unter das Bett legt, weil sie früher vielleicht Autos repariert hat, dann kann man sich auch einmal dazulegen. Man muss mit den Augen des Patienten sehen können.

Das Land Salzburg finanziert ab Herbst einen Diplompflegelehrgang mit 36 Plätzen am BFI. Reicht das?
GRUBER-HOFMANN:
Darüber haben wir uns sehr gefreut, denn das sind wirklich zusätzliche Ausbildungsplätze. Aber insgesamt ist die Absicherung der Ausbildungskosten ein schwieriges Thema. Für die Zukunft werden wir Wege finden müssen, wie die Bedarfer – also jene, die Pflegekräfte als Arbeitskräfte brauchen – einen Solidarbeitrag zahlen, um diese Ausbildungen zu sichern.

Künftig soll die Pflegeausbildung ja an die Fachhochschule wandern. Was bleibt dann am BFI?
GRUBER-HOFMANN:
Diese Akademisierung der Berufsgruppen ist sehr wichtig, und es gibt ja sogar Überlegungen, dass Pflegekräfte und Mediziner in manchen Bereichen die gleiche Ausbildung erfahren sollen. Daneben wird die Pflegehilfeausbildung als Einstieg aber außerhalb der FH bleiben. Und im Rahmen der Erwachsenenbildung wird es am BFI weiterhin eine Diplompflegeausbildung geben – mit einem Zusatzmodul, das dann als Brücke zu einer weiteren Spezialisierung an der FH fungieren soll. Ich glaube nämlich, dass wir die Gruppe der Erwachsenen, die auf dem zweiten Bildungsweg in die Pflege kommt, nicht verlieren sollten.

Über die Gesundheits- und Krankenpflegeschule am BFI

Die staatlich anerkannte Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der AK am BFI wird in Kooperation mit der Klinik Diakonissen Salzburg GmbH geführt. Es werden folgende Ausbildungen angeboten: Ausbildungen zur Erlangung des Diploms für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege, Lehrgänge für Pflegehilfe, die Ausbildung in der Heimhilfe – inklusive des Moduls Unterstützung bei der Basisversorgung. Ab dem Herbstsemester 2014 können sich Interessierte im Rahmen einer Schule für medizinische Assistenzberufe zur Ordinationsassistenz sowie zur Laborassistenz ausbilden lassen. Für Pflegehilfen (gem. GuKG) sowie für medizinische MasseurInnen (gem. MMHmG) ist eine verkürzte Ausbildung zur medizinischen Fachassistenz möglich.

Mehr dazu unter http://www.bfi-sbg.at/kurse/pflege-und-gesundheitsberufe.

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