Arbeitsbedingte Belastungen für die Gesundheit
Zwölf-Stunden-Tag: sehr hohes Risiko für schwere Depressionen

- Lange Arbeitszeiten erhöhen das Schlaganfallrisiko für Personen, die 55 Stunden oder länger in der Woche arbeiten.
- Foto: Symbolfoto: MEV
- hochgeladen von Daniel Schrofner
Der aktuelle Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer zeigt deutlich, dass die höchste arbeitsbedingte Belastung, die von den Salzburgern empfunden wird, Zeitdruck und Stress sind. Deshalb wird vor überlangen Arbeitszeiten und dem neuen Arbeitsgesetz mit dem Zwölf-Stunden-Tag gewarnt.
SALZBURG. Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste Wien warnt vor den negativen Folgen eines Zwölf-Stunden-Tages beziehungsweise einer 60-Stunden-Woche: "Eine Ausdehnung der Arbeitszeit würde für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung psychische und physische Erkrankungen nach sich ziehen." Die Krankenstandstage, die durch psychisches Leiden verursacht wurden, haben sich seit Mitte der 1990er Jahre verdreifacht. Zeitdruck und Stress sind laut dem aktuellen Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer die beiden höchsten arbeitsbedingten Belastungen, die von Salzburger empfunden werden. Mit Überstunden verschärft sich dieses Problem noch weiter.
Doppeltes Risiko für schwere Depressionen
Bei einem Elf-Stunden-Pensum am Tag ist im Vergleich zu sieben bis acht Stunden das Risiko eine schwere Depression zu erleiden doppelt so hoch. Arbeiterkammer-Arbeitspsychologin Karin Hagenauer warnt deshalb: "Lange Arbeitszeiten erhöhen das Schlaganfallrisiko. Personen, die 55 Stunden oder länger in der Woche arbeiten, erkranken zu 33 Prozent häufiger an einem Schlaganfall – verglichen mit jenen die 35-40 Stunden pro Woche arbeiten."
Ein wichtiger Punkt, den man nicht vergessen darf ist das Verletzungsrisiko – nach der zwölften Arbeitsstunde liegt ein 173 Prozent höheres Risiko vor, als nach der Achten.
Ein andauernder Ausnahmezustand
Nicht nur der gesundheitliche Aspekt darf bei einer längeren Arbeitszeit berücksichtigt werden, sondern auch die soziologische Perspektive spielt eine Rolle. Dazu erklärt Stefanie Hürtgen, Assistenzprofessorin an der Universität Salzburg: "Sozial erschöpfte Menschen sind immer weniger in der Lage, ihre alltäglichen Verrichtungen eigenständig, sinnvoll und nachhaltig zu organisieren. Soziale Kontakte gehen verloren. Betroffene bewegen sich in einem dauernden Ausnahmezustand. Sie wachen morgens auf und wissen nicht, wie sie den Tag überstehen." Hürtgen hat dieses Phänomen im Rahmen einer Studie bei überarbeiteten Produktionsmitarbeiternn in Deutschland beobachtet.
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