Fokus Frau Tennengau
Beide Geschlechter haben Qualitäten
Der Tourismus ist sehr weiblich. Die Chefs sind oft Männer. Gudrun Heger hält dennoch nichts von Quoten.
GOLLING. Frauen sind am touristischen Arbeitsmarkt stark vertreten. In vielen Ländern liegt die Beschäftigungsquote von Frauen im Tourismus über dem Durchschnitt anderer Branchen. Im Management und in höheren Positionen sind Frauen unterrepräsentiert, wie der UN Women „Global Report on Women in Tourism“ (2010, UNWTO) aufzeigt. Dennoch kommt der Bericht zum Schluss, dass die Tourismuswirtschaft durchaus Wegbereiter für den beruflichen Erfolg von Frauen sein kann. Eine davon ist die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Golling (GF TVB Golling) Gudrun Heger.
Frau Heger, Sie sind seit geraumer Zeit im Tourismus tätig, was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?
Gudrun Heger
Ich wollte damals hinaus in die Welt und Sprachen lernen. In der Hotellerie war es vor allem die Arbeit mit und für die Menschen aus den verschiedensten Kulturen. Es ist spannend wie unsere Gäste aus Nah und Fern Österreich sehen. Darüber hinaus ist es interessant, wenn man selbst einmal einige Zeit im Ausland verbracht hat und wie man dann unser schönes Land mit anderen Augen sieht. Man lernt vieles wieder zu schätzen – wie zum Beispiel unser sauberes Wasser und die schöne, erhaltungswürdige Natur.
Sie haben lauter Frauen in Ihrem Team. Haben Sie absichtlich darauf eingewirkt?
Das hat sich einfach so ergeben. Wir haben keine qualifizierten männlichen Bewerbungen in den letzten Jahren erhalten. – Ich halte nichts von Quoten bei der man eine Frau durchdrücken muss. Das entscheidende ist die Qualifikation und die Persönlichkeit.– Wir sind ein starkes Frauenteam und es funktioniert wirklich gut. Wir haben super Mitarbeiterinnen. Ich persönlich bin eher für gemischte Teams. Gerade mit der Burg als Veranstaltungsort steckt viel physische Arbeitskraft und Bühnentechnik. Da wäre manchmal ein technisch versierter Mann sehr hilfreich.
Ziehen Ihrer Meinung nach Frauen in Führungspositionen weitere Frauen an?
Das glaube ich durchaus. Ich glaube schon, dass das eine Vorbildfunktion hat und das Selbstbewustsein von Bewerberinnen stärkt.
Wie vereinbaren Sie Familie und Beruf für Ihr Team?
Als Arbeitgeber hat man in letzter Zeit gesehen, dass eine flexiblere Arbeitszeit von großer Wichtigkeit ist. Wir haben natürlich auch Mitarbeiterinnen mit Kindern, die zum Beispiel bei der Urlaubswahl den Vortritt erhalten. Oder wenn das Kind krank wird, dass man da einfach flexibel reagiert. Es hat sich meiner Meinung nach aber in den Familien mit der Arbeitsaufteilung gegenüber früher vieles getan. Männer sind in der Kinderbetreuung aktiver.
Frauen sind im Tourismus stark vertreten. In erster Linie im Service bzw. im mittleren Management, weniger in Führungspositionen, stimmt das für Salzburg?
Jein. Ich kann das jetzt nur für meinen Bereich sagen, ohne dass ich das jetzt mit Zahlen untermauern kann. Im mittleren Management ist die Aussage richtig. Wobei in den letzten Jahren immer mehr junge Frauen in den Betrieben oder der Politik Spitzenpositionen eingenommen haben.
Wie kann man mehr Frauen für die Spitzenpositionen motivieren?
Es ist nicht jeder für eine Spitzenposition geeignet. Man sollte sich die Frage stellen, ob man für so eine Stelle der richtige Typ ist. Oft sind Leute am zweiten oder dritten Platz sehr gut, aber nicht im Führungsfeld. Frauen müssen sich noch besser vernetzen und mehr Selbstbewusstsein ist gefragt. Wichtig ist, dass Frauen endlich gleichwertig bezahlt werden. Als Frau hat man in Österreich sehr viele Möglichkeiten Karriere zu machen. Teilweise ist es so, dass Frauen in einer Führungsstellung versuchen auf "männlich" zu machen. Das finde ich als ganz falsch. Beide Geschlechter haben ihre Qualitäten.
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