Psychologie
Probleme mit Aggression: Wut, Zorn, Empörung und Hass

Ist Aggression schädlich?

Was ist Aggression?

Aggression ist eigentlich eine gesunde Emotion, die wir brauchen, um uns zu schützen, uns zu verteidigen und uns zu wehren. Wut ist beziehungsstiftend, denn solange ich Wut spüre, habe ich mit dem anderen Menschen eine Beziehung und Verbindung. Zorn hingegen weist mich darauf hin, dass eine andere Person meine persönlichen Grenzen überschreitet oder mich missachtet. Empörung fühle ich, wenn ich ungerecht behandelt oder übergangen werde oder mir der andere nicht gerecht wird. Ich fühle Hass, wenn ich mich psychisch oder existentiell bedroht erlebe, wenn mir also eine subjektive Gefahr für Psyche, Leib und Leben droht. Hassgefühle können z.B. ein Indikator dafür sein, dass ich psychische Gewalt erlebe. Mobbing- oder Bossing-Opfer fühlen oft Hass auf die Täter*innen. Aber auch in gewaltvollen Partnerschaften stoßen wir auf Hass.

Film: "Was bedeutet passiv-aggressiv?"

Passiv aggressives Verhalten kann Beziehungen mehr belasten als ein konstruktiver und erwachsener Umgang mit Aggression.

Wenn wir die sinnvolle Wut nicht konstruktiv nutzen, sondern sie immer wieder ausagieren, etwa in Form von Herumschreien, Wutanfällen oder Tobsuchtsanfällen, dann setzen wir einen negativen Kreislauf in Gang. Wir werden dann immer noch instabiler und lernen einen destruktiven Umgang mit der wertvollen Emotion Wut. Wir werden psychisch wankelmütiger, jähzorniger und reizbarer.

Natürlich kann es sinnvoll sein, in Form von Skills negative Emotionen konstruktiv zu entladen, etwa in dem wir auf ein Kissen einschlagen oder Schatten-boxen. Ein Wutausbruch, der mir ohne innere Zustimmung passiert, schadet jedoch mir selbst. Er tritt dann immer frühzeitiger und unkontrollierter ein, und mein Körper kommt in den Hochstress. Langfristig erhöht sich dann mein Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen.

Es ist also gesund für Körper, Psyche und unser soziales Umfeld, wenn wir uns für das Wahrnehmen der Wut Zeit lassen und unsere Emotionen gut regulieren können. Dabei geht es nicht darum, unsere Emotionen zu unterdrücken, sondern sie bewusst anzunehmen, wahrzunehmen, um dann gut mit ihnen umzugehen. Denn auch unterdrückte Emotionen schaden Körper und Psyche.

Ich kann mich meiner Wut gegenüberstellen, sie innerlich beobachten, betrachten und distanziert wahrnehmen. Ich bin immer mehr als meine Wut.

Wut gibt uns grundsätzlich Energie, Fokussierung, Klarheit und Konzentration, wenn wir sie gut nutzen und ihre Botschaft zu verstehen suchen.

Aggression in der Sexualität

In der Sexualität liegt ebenfalls eine gesunde Portion an Aggression, denn das Wort kommt vom Lateinische "aggredere" und bedeutet soviel wie "auf den anderen zugehen".

Insofern hat jede aggressive Emotion eine wichtige Funktion in unserem Leben, und ohne diese Emotionen hätten wir im Laufe der Menschheitsgeschichte nicht überlebt. Aggression macht somit aus evolutionsbiologischer, sozialer und psychologischer Sicht immer Sinn und hat einen wichtigen Hinweischarakter.

Aggression ist ein gesundes Gefühl

Aggressionen sind gesunde Emotionen, lediglich ein schlechter Umgang mit Aggression kann zum Problem werden, etwa dann, wenn ich völlig die Kontrolle verliere, psychische und körperliche Gewalt ausübe, andere Menschen bedrohe, am Arbeitsplatz ausfällig werde etc. Auch das Unterdrücken von Emotionen kann zu schweren Problemen führen: Menschen, die ihre Aggression abspalten, werden oft depressiv oder entwickeln Angststörungen.

Ein gesunder Ausdruck von Aggressionen, Wut, Schmerz, Trauer, Hass und Frust kann, wenn er menschlich oder therapeutisch gut begleitet wird, einen Prozess der Gesundung und Heilung in Gang setzen.

In einer Psychotherapie oder psychologischen Beratung können Sie lernen, mit ihren aggressiven Emotionen besser umzugehen und den Zeitraum zwischen Impuls und konkreter Handlung auszudehnen. Besonders das Skillstraining und die Akzeptanz- und Commitmenttherapie sind hilfreiche Methoden, um einen besseren Zugang und Umgang mit Emotionen zu lernen.

Aufgestaute Aggressionen sind schädlich

Aggressionen sollten sich nicht zu lange aufstauen, weil wir sie sonst destruktiv im Außen oder bei unseren Mitmenschen ausagieren. Aus aufgestauten Aggressionen heraus blind zu agieren, ist fast immer destruktiv und schädlich. Wir verhalten uns dann unangemessen, überzogen oder behandeln andere Menschen ungerecht. Ich richte dann etwa meinen aufgestauten Zorn nicht konstruktiv und angemessen gegen meinen Vorgesetzten, der mich permanent abwertet, sondern unangemessen und überschießend gegen meine Partnerin oder gegen meine Kinder.

Es bedarf eines rechtzeitigen guten, erwachsenen und konstruktiven Umgangs mit Aggressionen. Wir können im Rahmen einer Psychotherapie dann lernen, Zorn, Wut und Empörung situativ angemessen auszudrücken, wenn es im realen Leben Ärgerliches gibt.

Was kann mir helfen, im Alltag gut mit meinen Aggressionen umzugehen?

Ich kann Skills einsetzen, um aufgestaute Aggressionen zu entladen. Im geschützten Rahmen sollte ich dann regelmäßig schlagen (etwa gegen Polster oder Boxsäcke), stampfen, gegen Polster oder Weiches treten, Schattenboxen, schreien, fluchen und toben. Auch zu schimpfen oder Wut- und Rache-Imaginationen können hilfreich sein. Dies ist eine gute Prävention und verhindert psychische, somatoforme Erkrankungen oder ein überzogen militantes Verhalten gegenüber meinen Mitmenschen.

In einer Psychotherapie können Sie lernen, Ihren Ärger angemessen, gezielt und konstruktiv auszuleben und ihm Raum zu geben.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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