Supervision / Psychologie
trans*ident - das Problem der Gutachten

Was ist trans*Identität?

Trans*Identität (veraltet: Transsexualismus) heißt, dass die davon betroffenen Menschen im anderen Geschlecht oder zwischen den Geschlechtern leben möchten.

Trans*Personen (Menschen, die transident, transsexuell, transgender, pangender, polygender, agender, genderfluid, nicht binär sind) fühlen sich unwohl und zutiefst unglücklich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt aufgrund ihrer biologischen Merkmale zugewiesen wurde. In der Regel lehnen sie ihre sekundären Geschlechtsmerkmale ab, oft auch ihre primären und streben chirurgische, hormonelle oder andere körpermodifizierende Maßnahmen an, um sich ihrem Wunschgeschlecht anzugleichen.

Manche Menschen möchten auch außerhalb der zwei-Geschlechternormen leben (non binary/nicht binär, pangender), erleben sich als geschlechtsneutral (agender) oder irgendwo auf dem breiten Kontinuum zwischen männlich und weiblich (genderfluid).

Film: "Coming-out als trans – Der schwierige Weg eines Teenagers in ein neues Leben"

Unsicherheiten der Berufsgruppen

Viele Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen sind sich unsicher, wie sie mit trans*Personen und der Geschlechtsidentität von Menschen arbeiten und therapeutisch vorgehen sollen und lehnen dann trans*idente und non-binäre Menschen ab. Unter Umständen liegt dies daran, dass trans*Personen oft gar keine klassische Psychotherapie benötigen, da es ja nicht um die Heilung von Symptomen oder einer psychischen Erkrankung geht, sondern vielmehr um eine aktive Unterstützung auf dem Weg der Transition und der persönlichen Entwicklung.

Gutachter*innen

Besonders Menschen, die Gutachten und Stellungnahmen schreiben, welche trans* (transidente, transsexuelle, transgender, nicht binäre, diverse) Personen benötigen, um mit hormonellen und chirurgischen Maßnahmen zu beginnen, spüren oft Sorgen und Unsicherheiten. Immerhin sind sie selbst ja haftbar, wenn ein Mensch wieder zurück in sein biologisches Geschlecht möchte (Detransition).
Gutachter*innen, Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen, die Stellungnahmen für die Krankenkassen oder für die Freigabe zu hormonellen und chirurgischen Maßnahmen schreiben, haben oft eine undankbare Doppelfunktion: Einerseits arbeiten sie mit ihren trans*identen Klient*innen therapeutisch und haben somit eine besondere Beziehung und ein großes Vertrauensverhältnis zu ihnen. Anderseits sollen und müssen Sie beurteilen, ob die trans*Geschlechtlichkeit oder Geschlechtsdysphorie auch stabil und echt ist. Dies wiederum erleben trans*Menschen als Fremdbestimmung und Entmündigung.

trans*Identität bei schweren psychischen Störungen

Besonders komplex wird es dann, wenn trans*idente Personen schwere psychische Erkrankungen haben, wie etwa Schizophrenie, Psychosen, Borderline mit desintegriertem Strukturniveau, Komplexe Posttraumatische Belastungsstörungen mit dissoziativen Zuständen, dissoziative Persönlichkeitsstörungen etc. Hier muss dann die Diagnostik besonders sorgfältig sein, und Gutachter*innen sollten sich auch auf ihre eigene Intuition und ihr Spüren verlassen.
Auch bei Personen, die sich im Autismusspektrum befinden, wo trans*Identität gehäuft auftritt, und bei Menschen mit ADHS ist eine sorgfältige Diagnostik Pflicht.

Wenn Menschen nur vorgeben, trans* zu sein - ein Hype?

Einerseits sollten wir als Psychotherapeut*innen oder Ärzt*innen trans*affirmativ sein und das Erleben unserer Klient*innen immer validieren und bestärken. Andererseits lerne ich aber auch in meiner eigenen Praxis (sehr selten!) Menschen kennen, die Hormontherapien und körpermodifizierende Maßnahmen anstreben und die mich ganz unsicher werden lassen, ob hier auch wirklich eine echte trans*Identität vorliegt. Hier bin ich dann meinem Gewissen, meiner Berufsethik und Sorgfalt verpflichtet und darf der Hormontherapie und/oder chirurgischen Maßnahmen nicht zustimmen. Diese Schwierigkeiten kennen wohl viele Gutachter*innen und Sachverständige.

Immer mehr Mädchen, die Jungen werden wollen

Zudem ist es auch in und en vogue, trans* zu sein. Das zeigen vor allem die Zahlen bei geschlechtsdysphorischen Mädchen, die extrem stark, nämlich exponentiell ansteigen, was sich nicht allein durch eine höhere Akzeptanz der trans*Geschlechtlichkeit erklären lässt, sondern vielmehr durch eine regelrechte Modeerscheinung.

Echte trans*Identität immer unterstützen

Pubertätsblocker dürfen auch bei Kindern nie rigoros ausgeschlossen werden. Bei echter trans*Identität haben wir als Psychotherapeut*innen und Gutachter*innen sogar die ethische Verpflichtung, einem Kind möglichst vor der Pubertät pubertätsblockierenden Medikamenten zuzustimmen, damit es nicht zu einer irreversiblen Pubertät im abgelehnten biologischen Geschlecht kommt. Der psychische Schaden ist bei echter trans*Identität für Körper und Seele nämlich weitaus schädlicher als die Nebenwirkungen von Pubertätsblockern und Hormontherapien. Des Weiteren ist eine Aussöhnung mit dem Geburtsgeschlecht nur ganz selten möglich - gerade das ist ja das Wesentliche der trans*Geschlechtlichkeit.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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