Insolvenzstatistik
Insolvenzen in Salzburg um 13,9 Prozent gesunken

Eine Annäherung an das Vorkrisenniveau scheint erreichbar.  | Foto: Symbolbild: Unsplash
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  • Eine Annäherung an das Vorkrisenniveau scheint erreichbar.
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Laut aktueller Hochrechnung der Insolvenzen vom ersten bis zum vierten Quartal verzeichnete das Land Salzburg einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen von 13,9 Prozent (161 Fälle im Vergleich zum Vorjahr). Das Kapital der Unternehmen hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar erhöht. 

SALZBURG. Legt man das Ziffernmaterial den Vergleichszahlen von 2019 ergänzend gegenüber, so ist das ein erster Anhaltspunkt, dass das „Vor- Krisen – Niveau“ Schritt für Schritt erreicht wird. Im Vergleich zum Vorjahr wo das Passiva (dem Unternehmen zur Verfügung stehendes Kapital) nur 50. Millionen Euro betragen hatte kam es jetzt zu einem Anstieg um das fast 2,5-fache und beträgt 131 Millionen Euro. Die eröffneten Privatinsolvenzen sind in Salzburg gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 24 Prozent auf 285 Fälle gesunken.

Annäherung an Vorkrisen-Niveau

Im Jahr 2021 schlitterten 161 Salzburger Unternehmen in die Insolvenz – das sind um 26 Fälle weniger (minus 13,9 Prozent) als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In der bestehenden, langjährigen Insolvenzstatistik muss man bis in die 70er-Jahre zurückblicken, um ähnlich niedrige Insolvenzzahlen in Salzburg zu finden.

„Seit Beginn der Corona-Pandemie nähern sich die Quartalszahlen stark an das „Vor-Krisen-Niveau". Dieser Anstieg ist unter anderem damit zu erklären, dass insbesondere die Finanzämter und Gesundheitskassen Insolvenzanträge stellen. Fernerhin laufen die Staatshilfen aus“, so Aliki Bellou, Insolvenzexpertin des KSV1870 am Standort Salzburg

Österreichweit stellt der KSV1870 ein gleichbleibendes Niveau zum Vorjahr (plus von 0,5 Prozent) bei den Unternehmensinsolvenzen fest. Das Insolvenzaufkommen im Osten Österreichs bewegt sich schon deutlich in Richtung „Vor-Krisen-Niveau“. So verzeichnet Wien mit 1.227 Insolvenzen die höchste Steigerung von 14,1 Prozent. Im Bundesländerranking findet sich Salzburg mit 161 Firmenpleiten auf Platz 5, hinter Oberösterreich (262 Firmeninsolvenzen), der Steiermark (361) und Niederösterreich (586). Das Bundesland Salzburg liegt somit im österreichweiten Trend.

In Salzburg wurde ein Rückgang der Insolvenzen um 13,9 Prozent verzeichnet.  | Foto: KSV1870
  • In Salzburg wurde ein Rückgang der Insolvenzen um 13,9 Prozent verzeichnet.
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Insgesamt 161 Insolvenzverfahren in Salzburg

Die Steigerung in den Passiva im Bundesland Salzburg erklärt sich mit zwei Großverfahren, welche am Landesgericht Salzburg eröffnet und anhängig sind, nämlich die Insolvenz der Verlassenschaft Palfinger samt die Insolvenz der Salzburg Schokolade GmbH. Damit ist im österreichweiten Vergleich eine Salzburger Großinsolvenz unter den Top 5 zu finden (Top 6: Salzburg Schokolade GmbH, Grödig mit EUR 28 Millionen). Insgesamt waren 161 Verfahren im Bundesland Salzburg anhängig. Hiervon wurden 112 Verfahren eröffnet, davon 95 als Konkursverfahren und 17 als Sanierungsverfahren. Die mangels kostendeckendem Vermögen nicht eröffneten Verfahren belaufen sich im Bundesland Salzburg auf 49 Verfahren.

„Die Anzahl der abgewiesenen Verfahren hat sich ebenfalls im Vergleich zum Vorjahreszeitraum reduziert, was eine Folge davon ist, dass die öffentlich rechtlichen Träger, die Finanz und Gesundheitskassen aufgrund des Moratoriums weniger Konkursanträge gestellt haben und in logischer Konsequenz ein Rückgang bei den Konkursabweisungen vorliegt“, so Aliki Bellou.

Markant für das Bundesland Salzburg ist, „dass eine Steigerung von 88,9 Prozent an eröffneten Sanierungsverfahren (lediglich 9 Sanierungsverfahren im Jahr 2020) zu verzeichnen ist, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass die Salzburger Unternehmen bereit sind ihre Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit einzugestehen und eine geordnete Sanierung auch im Interesse der Gläubiger zu erreichen“, so Bellou.

Prognose für 2022

Durch die staatlich eingeleitete „Safety Car Phase“ haben die Unternehmen die Möglichkeit erhalten eine Stundung der Rückzahlung ihrer Schulden zu erreichen. Mit Ende September 2021 wurde dieser Schutzschirm beendet. Das vorliegende Ziffernmaterial indiziert, dass langsam aber sicher das Vorkrisenniveau erreicht wird. Die Trendwende ist eingeleitet.

„Das regulative Korrektiv der Insolvenzordnung wird wieder zu greifen beginnen, sodass insolvenzreife Unternehmen saniert oder durch die Eröffnung von Konkursverfahren bereinigend vom Markt genommen werden können“, so Aliki Bellou.

Bei Privatkonkursen hinter Österreichschnitt

285 Privatkonkurse wurden 2021 bei den Salzburger Bezirksgerichten eröffnet. Das bedeutet ein Minus von 24 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres mit 375 Fällen. Das Bundesland Salzburg liegt daher deutlich hinter dem österreichweiten Trend, in welchem sogar ein leichtes Plus von 0,4 Prozent verzeichnet wird. Die angemeldeten Verbindlichkeiten sinken von 63 Millionen Euro auf 33 Millionen Euro, das bedeutet einen Rückgang um rund 50 Prozent. 

Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren wurden regelmäßig mit einer Einkommensverminderung wegen eines Arbeitsplatzverlustes, Konsumschulden und nunmehr mit der eingetretenen Kurzarbeit begründet.

Die Vermutung, dass aufgrund der seit Juli 2021 umgesetzten Insolvenznovelle, die eine Verkürzung der Entschuldungsdauer von 5 auf 3 Jahre vorsieht, Auswirkungen durch eine Erhöhung der Fallzahlen nach sich zieht, hat sich bis dato nicht realisiert. Im Bundesland Salzburg verhält es sich entgegengesetzt.

„Stundungen, Kurzarbeit, Arbeitsplatzverlust aber auch das Hinausschieben der Regulierung der Schulden stellen keinen moderaten Grund dar rechtzeitig im Interesse der Gläubiger aktiv zu werden“, so Aliki Bellou.

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