Interview Fachkräftemangel Postbus
"Sprache ist für uns kein Hindernis"

Klaus Baumgartner, Pressesprecher der ÖBB für Oberösterreich und Salzburg, im Interview mit MeinBezirk, über den Personalmangel beim Postbus. | Foto: ÖBB Pressefoto
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Busfahrer sind derzeit besonders gefragte Arbeitskräfte. Nicht alle Stellen in Salzburg können besetzt werden. Klaus Baumgartner, Pressesprecher der ÖBB, im Interview über Personalmangel- und suche, den "Karrieretag" und welche Rolle ausländische Arbeitskräfte spielen.

SALZBURG. Obwohl Buslenkerin und Buslenker noch immer nicht als Mangelberuf gilt, gibt es eine große Personallücke in Salzburg. Und diese Lücke will gefüllt werden. Dabei greift die ÖBB gerne auf Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger zurück. Auch ausländische Arbeitskräfte sind gefragt, besonders bei der Saisonarbeit. Diversität wird im Unternehmen groß geschrieben, da auch die Fahrgäste der ÖBB vielfältige kulturelle Hintergründe haben.

Herr Baumgartner, wie schätzen Sie die aktuelle Situation bezüglich des Personalmangels bei Busfahrerinnen und Busfahrern in Salzburg ein? 
KLAUS BAUMGARTNER: Die aktuelle Situation ist herausfordernd, der Fachkräftemangel macht sich bemerkbar. Die aktuell laufenden Recruitingmaßnahmen zeigen aber eine deutlich positive Wirkung.

Sollte der Beruf Busfahrer deiner Meinung nach in die Mangelberufsliste aufgenommen werden?

Wie verliefen die letzten Monate? 
KLAUS BAUMGARTNER: Postbus kann alle bestellten Linien in Salzburg zuverlässig abdecken. Es kommt oder kam in den letzten Monaten aufgrund von Personalmangels zu keinen Busausfällen, Fahrplanänderungen oder anderen Auswirkungen auf die Fahrgäste wegen eines Personalmangels.

Gibt es konkrete Zahlen zum fehlenden Personal für Salzburg?
KLAUS BAUMGARTNER: Derzeit suchen wir im gesamten Bundesland Salzburg 15 bis 20 Buslenkerinnen und Buslenker. Unter Berücksichtigung der Leistungsausweitung durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Salzburg und der erforderlichen Ausbildungszeit, liegt der Bedarf bis Ende des Jahres bei 50 neuen Fachkräften.

Welche Auswirkungen hat der Personalmangel?
KLAUS BAUMGARTNER: Der Zusammenhalt im Team unter der Stammmannschaft ist sehr groß, das Engagement ungebremst hoch. Selbstverständlich werden auch Zusatzleistungen von den Lenkerinnen und Lenkern abgedeckt, die sich auf die Dienstpläne bewerben können. Zusatzleistungen werden mittels Überstunden abgewickelt (im gesetzlich möglichen Rahmen) und dementsprechend entgeltlich abgegolten.

Was tut die ÖBB, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken?
KLAUS BAUMGARTNER: Bei der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern setzen wir unter anderem auf klassische Maßnahmen wie die Suche über das Arbeitsmarktservice und Stelleninserate. Wir nutzen aber auch die Heckflächen unserer Busse als großflächige Werbefläche sowie – bei Leerfahrten – die vordere elektronische Zielanzeige für die Suche von Lenkerinnen und Lenkern.

Postbus hat außerdem eine eigene Offensive „Ausbildung zur_zum Buslenker:in“ gestartet, um wieder mehr Menschen für den Beruf zu begeistern. Dabei werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits während der Zeit der rund zweimonatigen Busführerscheinausbildung für 30 Stunden fix bei Postbus angestellt und auch intern geschult. Den Interessenten entstehen dabei keine Kosten für die Ausbildung für den D-Führerschein. Darüber hinaus läuft mit dem Verkehrsverbund eine gemeinsame Kampagne unter dem Titel „Lenk‘ mich doch“, um auf den Job Buslenkerin und Buslenker aufmerksam zu machen.

Am 1. April fand der Karrieretag „Alles Postbus“, in der Stadt Salzburg, statt. Wie groß war das Interesse?
KLAUS BAUMGARTNER: Die Türen standen für Neu- und Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger offen. Das Interesse war sehr groß. Insgesamt waren 25 Interessierte vor Ort und haben sich über die Karrieremöglichkeiten und den Lenkberuf beim Postbus informiert. 15 haben direkt vor Ort Interesse an der Ausbildung bekundet und den Bewerbungsbogen ausgefüllt – darunter waren auch vier Frauen – welche bereits die erforderlichen Tests positiv abgeschlossenen haben und in den nächsten Wochen bereits mit der Führerschein-Ausbildung starten.

Frauen am Steuer sind beim Postbus herzlich willkommen. | Foto: ÖBB Pressefoto
  • Frauen am Steuer sind beim Postbus herzlich willkommen.
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Wurde dieser Karrieretag extra veranstaltet, weil Personal fehlt?
KLAUS BAUMGARTNER: Das Land investiert intensiv in den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, damit einhergehend steigt der Bedarf an Personal. Aufgrund des Generationenwandels geht ÖBB-weit rund ein Viertel der aktuellen Belegschaft in den nächsten Jahren in Pension. Das stellt natürlich auch den Postbus vor Herausforderungen

Bei der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen wir auch auf Maßnahmen wie den Tag der offenen Tür, z.B. den Karrieretag, um Interessierten direkt vor Ort die Möglichkeit zu bieten, sich über das Unternehmen und die Karrieremöglichkeiten sowie offenen Stellen zu informieren.

In Ihrer Ausschreibung zum Tag der offenen Tür stand unter anderem, dass sie auch  Saisonkräfte ansprechen möchten. Wie darf man sich eine Saisonarbeit beim Busfahren vorstellen? Und woher kommen diese Arbeitskräfte?
KLAUS BAUMGARTNER: Ein besonderer Fokus liegt im Winter auf den Bundesländern im Westen (Salzburg, Tirol und Vorarlberg). Jährlich sucht Postbus zusätzlich rund 150 Skibuslenkerinnen und Skibuslenker, die die Kolleginnen und Kollegen in den Wintersportgebieten im Westen Österreichs unterstützen. Wintersportbegeisterte werden sicher auf die Piste und wieder ins Tal gebracht. Beispielsweise finden alleine im Bereich Zell am See zehn Skibuslenkerinnen und Skibuslenker einen attraktiven Saisonjob – ein Arbeitsplatz, wo andere Urlaub machen.
Zudem haben Skibuslenkerinnen und Skibuslenker die Möglichkeit einer Fixanstellung, weil auch der Tourismus im Sommer boomt. Darüber hinaus erbringt der Postbus auch wichtige Leistungen für den ÖBB-Personenverkehr wie den Schienenersatzverkehr bei Bahnbaustellen.

Skibuslenkerinnen und Skibuslenker kommen aus den unterschiedlichsten Regionen und Ländern, wie z.B. aus Ungarn oder Slowenien. Auch zwei Lenker aus Spanien waren von der Österreichischen Postbus AG und der Salzburger Bergwelt derart begeistert, dass sie auch in der nächsten Wintersaison wieder als Skibuslenker für die Wintersportlerinnen und Wintersportler im Raum Zell am See hinter dem Postbus-Steuer sitzen wollen.

Postbus beschäftigt auch gerne Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. | Foto: ÖBB Pressefoto
  • Postbus beschäftigt auch gerne Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger.
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Wurde der Beruf Buslenkerin und Buslenker in die Mangelberufsliste aufgenommen?

KLAUS BAUMGARTNER: Nein, aktuell ist er noch nicht gelistet

Warum wurde der Beruf nicht aufgenommen?

KLAUS BAUMGARTNER: Die Aufnahme der Busfahrerinnen und Busfahrer in die Mangelberufsliste befürworten wir, auch dass der Zugang zum Arbeitsmarkt für diesen Beruf erleichtert wird. Dafür bedarf es allerdings auf arbeitspolitischer Ebene Änderung der Voraussetzungen, Kriterien und Rahmenbedingungen, um in die Mangelberufsliste aufgenommen zu werden.

Kannst du dir vorstellen selber Busfahrer zu sein?

Werden generell vermehrt Buslenkerinnen und Buslenker aus dem Ausland angeworben? Welche Rolle spielt eine mögliche Sprachbarriere?
Wir rekrutieren seit Jahren in den umliegenden Ländern, wie beispielsweise Ungarn oder Kroatien. Bereits heute haben wir Buslenkerinnen und Buslenker sowie Mechanikerinnen und Mechaniker unterschiedlicher Kulturen aus nahezu 50 verschiedenen Ländern bei uns im Team. Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund aus z.B. Afghanistan, dem Kosovo arbeiten Seite an Seite mit Kolleginnen und Kollegen aus Brasilien, Großbritannien, Mazedonien oder Syrien. Das ist auch gut so.

Diversität in der Belegschaft nimmt beim Postbus einen zentralen Stellenwert ein. Das bringt Zusammenhalt und fördert die Zusammenarbeit im Team. Sie ist aber auch für den Geschäftserfolg wichtiger denn je. Schließlich haben auch unsere Fahrgäste vielfältige kulturelle Hintergründe und Wurzeln. Die Sprache ist für uns kein Hindernis. Postbus geht auch hier neue Wege und bietet den Lenkerinnen und Lenkern eigene Sprachkurse an.

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