Museum in Scharnstein
Kurt Bitschnau führt durch die Tongeschichte
Kurt Bitschnau lädt in sein Museum für Tontechnik in der Bahnhofstraße 12 in Scharnstein ein. Dort werden Schulklassen und Audioenthusiasten durch über 100 Jahre Tongeschichte geführt.
SCHARNSTEIN. Was als spontane Idee begann, hat sich zu einem faszinierenden Museum entwickelt, das Musikgeschichte und Technikbegeisterung vereint. Denn als ein Mitglied eines Kinderchores nicht wusste, was eine Musikkassette ist, entstand in Kurt Bitschnau der Gedanke, die einzigartige Geschichte der Tonaufzeichnung zu bewahren. Als ein erfahrener Tontechniker und ehemaliger Flugzeugelektriker, gründete Kurt vor etwa 6 Jahren das Museum für Tongeschichte und Technik in Scharnstein. Mit großer Leidenschaft und Hingabe begann er, eine beeindruckende Sammlung von audiotechnischen Schätzen zusammenzustellen. Die Finanzierung des Museums basiert auf freiwilligen Spenden.
Musikkassette im Fokus
Der Schwerpunkt liegt auf Musikkassetten, von denen im Scharnsteiner Museum über 90% aller jemals weltweit produzierten Exemplare ausgestellt sind. Auf den wenigen Quadratmetern des Museums kann man alles von dem ältesten Tongerät, ein Diktiergerät von 1912, bis hin zu moderner, digitaler Audiotechnik besichtigen. Die verschiedenen Räume des Museums bieten den Besuchern eine umfassende Darstellung der Tonaufzeichnungsgeschichte mit Geräten von bedeutenden Marken wie Grundig, Philips, Saba, Sony und Revox. Viele Geräte hat Kurt Bitschnau aus Amerika und Japan importiert, was die internationale Bedeutung seiner Sammlung unterstreicht. Kurt selbst bezeichnet sich schmunzelnd als "Lexikon der Tontechnik", und tatsächlich wirkt es so, als könnte er über jeden Gegenstand in seinem Museum eine spannende Anekdote erzählen. Im reinen Museumsraum sind zahlreiche Tongeräte, Musikkassetten, Platten und Bänder ausgestellt, die einen beeindruckenden Blick auf die Entwicklung der Musikwiedergabe ermöglichen. Im „professionellen Raum“, wo Kurt nach wie vor als Tontechniker arbeitet, können moderne Stereoboxen, Computersysteme und Mischpulte bewundert werden, die Kurts Begeisterung für zeitgenössische Technologie widerspiegeln. „Ich bin zwar grundlegend ein analoger Mensch, arbeite mittlerweile aber auch digital“, erzählt Kurt. Er kann es sich nicht verkneifen, ein paar analog aufgenommene Songs vorzuspielen und über die Tonqualität zu schwärmen: „Analog aufgenommene Musik hört sich einfach warm an. Als würde man direkt neben der Band stehen.“ Zwar hat Kurt schon vor mehreren Jahren die Entscheidung getroffen, nicht mehr als Tontechniker zu arbeiten, aber laut ihm sind „die Leute so lästig“ und verlangen immer wieder seine Expertise bei Musikprojekten.
Neu: Flugzeugtechnik
Neben seiner Leidenschaft für Musikkassetten beherbergt Kurt Bitschnaus Museum auch eine bemerkenswerte Sammlung von Flugzeugtechnik. In einem separaten Raum sind technische Artefakte, Computertechnik, Sauerstoffgeräte und originale Flugzeugsitze zu sehen. Kurt hilft zur Zeit in Deutschland bei dem Projekt mit, eine Halle von alten Flugzeugteilen auszuräumen. Dabei nimmt er den ein oder anderen geschichtsträchtigen Gegenstand mit nach Scharnstein, um die sonst verlorene Technik in seinem Museum auszustellen. Diese faszinierende und stets wachsende Vielfalt macht das Museum zu einem wahrhaftigen Schatz für Technikinteressierte.
Vom Sammler zum Autor
Kurt Bitschnau ist nicht nur passionierter Sammler und Museumsleiter, sondern auch ein Autor. Er hat ein Buch über die Geschichte der Musikkassette geschrieben, das kurz vor der Veröffentlichung steht. Darüber hinaus plant er ein Fotobuch, in dem er seine beeindruckende Sammlung vorstellen wird. „Ein Tonmuseum mit solch einer Sammlung gibt es nirgendwo anders in Österreich“, sagt Kurt stolz über seine Geräte. Zwar verfügen viele Museen über mehr Ausstellungsfläche, in Scharnstein ist jedoch jeder Zentimeter des Museums mit Geräten bestückt. Das kann überwältigend sein, zählt aber auch zum Charme des kleinen Museums. Zum Glück führt Kurt persönlich durch die Gerätesamlung und kann jede erdenkliche Frage zu seinen Schätzen beantworten.
Für einen Besuch des Museums wird um Anmeldung per E-Mail an tongeschichte@aon.at gebeten.
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