Leserbrief von J. K. Neuhauser
Noch eine Erzählung – Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024

Hubert von Goisern und seine 1.000 Sängerinnen und Sängern bei der Kulturhauptstadt-Eröffnung in Bad Ischl. | Foto: Wolfgang Spitzbart
  • Hubert von Goisern und seine 1.000 Sängerinnen und Sängern bei der Kulturhauptstadt-Eröffnung in Bad Ischl.
  • Foto: Wolfgang Spitzbart
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In seinem Leserbrief nimmt der Gmundner J. K. Neuhauser Stellung zur Kulturhauptstadt-Eröffnung und diversen Programmpunkten.

BAD ISCHL. Nachdem die Eröffnung stattgefunden hat, mit dem großartigen Jodeln von Hubert von Goisern und seinen 1.000 Sängerinnen und Sängern, mit seinem monatelangen Einsatz diese zu finden, zu organisieren, zu üben und dann in der Kälte auszuharren – einfach großartig. Auch war da noch eine Prinzessin und Politiker und sogar Minister dabei, das alles wurde überschattet vom „Pudertanz“ der Nackten auf der Bühne, nach einer Idee einer Künstlerin vom Attersee, der es auch gleich ins deutsche Fernsehen schaffte (eben eine europäische Veranstaltung). Mein Eindruck war aber: die Darstellung des wirklichen Lebens, mit Rollstuhl und zuckenden, hüpfenden Nackten – zwischen nackt geboren und nackt gestorben. Statt Puder hätte man doch dem Thema entsprechend Salz nehmen können. Der Salzirrgarten am Boden verlegt, ist rechtzeitig fertig geworden, das Salz kann wieder verwertet werden, je Kilogramm mit 1 Euro Kulturaufschlag. So sieht Erfolg aus, wie die Intendantin angekündigt hat: „Man muss neue Wege gehen …“

Servus TV verkündete bereits am 10. oder 11. Oktober 2023 exklusiv, dass uns noch ein weiterer Höhepunkt bevorsteht. Es soll in Bad Goisern von einem Künstler eine große Grube gegraben werden, in der er ein Originalwohnzimmer mit allen Accessoires einbaut und wieder zuschüttet. Am Ende des Jahres wird das Wohnzimmer wieder ausgegraben. Wahrscheinlich um nachzusehen, ob etwas fehlt … Die Busparkplätze werden international reserviert.

Meine Erfahrung mit der Organisation der Kulturhauptstadt war folgende: In einer der örtlichen Gratiszeitungen habe ich gelesen, dass in Bad Ischl noch ein großer, renovierter Dachboden für Ausstellungen zur Verfügung stehen würde. Mit dem Wort Dachboden fiel mir ein, dass ich seit den 1980er Jahren 200 Bilder im Dachboden gelagert hatte, die damals ein Jugendlicher gemalt oder besser mit einfachen Mitteln selbst angefertigt hatte (Rahmen, Bespann, usw.). Ich habe die Bilder später einmal fotografieren und digitalisieren lassen, Bezeichnung „Bilder vom Dachboden“. Einige der Bilder habe ich nach Bad Ischl geschickt, um bei Bedarf eine Auswahl zu treffen. Die Antwort lautete, dass die Bilder sehr interessant seien, aber leider keine Fläche mehr frei sei.

In der Folge stand wieder in der örtlichen Zeitung, dass der Hr. Bürgermeister von Altmünster und der Hr. Bürgermeister von Gmunden den „Kunstigel“ nach Gmunden holen werden (ein Pavillon, der mit ca. 140 m² für Veranstaltungen zur Verfügung stehen wird). Daraufhin habe ich eine Fotomappe von den Bildern vom Dachboden machen lassen und persönlich an die Herrn Bürgermeister und den Kulturstadtrat gesandt, damit sie sich einen Eindruck davon machen können und die Fotomappe vielleicht auch für interessierte Besucher zur Verfügung zu stellen. Leider kam weder eine Reaktion auf die Mappe noch eine Antwort. Vor der Eröffnung habe ich dann ersucht mir die Mappe zurückzusenden: keine Antwort, keine Fotomappe.

Dann las ich in der „Sonntags Krone“ vom 04. Februar 2024, dass in Gmunden gelungen war, den in Irland lebenden und in Wien geborenen, international bekannten, hervorragenden Künstler Gottfried Helnwein in das Stadtbild von Gmunden zu integrieren, der mit großformatigen Bildern auch die Rathausfront verdunkelte. Bei der Motivauswahl wurde auch erwähnt, dass sie für die allgemeine Öffentlichkeit nicht so gut geeignet wären.

Jetzt war ich froh, dass die Bilder aus den 1980er Jahren nicht gezeigt worden waren, da diese auch eher düstere Geschehnisse thematisieren: Einsamkeit, Armut, Sucht, elternlose Kinder, gebrechliche Alte, brillierende Kriegsherren, Tod und Klimakrisen. Sie berühren so sehr, wie sie belasten, traurig und nachdenklich stimmen. Obwohl in den 1980ern geschaffen, sind sie heute so aktuell wie eh und je. Manche Krisen, ob Lebenskrisen, Schicksale oder der Klimawandel kommen nie aus ihrer düsteren Mode. (bei Interesse gerne eine Email an: bildervomdachboden2022@gmx.at)

Die 10.000 „hiesigen und dasigen“, die mit Freude und Stolz für ihre Kultur, die ja weit bis in die Hallstattzeit zurückreicht, werden dieses Jahr noch viel Freude bereiten, wenn sie unsere Salzkammergutkultur zur Schau stellen, auch der Hubert will mit seiner Musik noch durch das Salzkammergut wandern: „Brenna tuats guat …“

J. K. Neuhauser, 80 Jahre, stolzer Rollator-Inhaber, manchmal pudelnackat
Gmunden

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