Sonntagspredigt von Rudolf Schrödl
Gedanken zum Ausspruch „Dafür bin ich nicht zuständig“

- Rudolf Schrödl, ehrenamtlicher Diakon in Traunkirchen, Pensionist der Energie AG, Notfallseelsorger im Kriseninterventionsteam Gmunden, Feuerwehrseelsorger
- Foto: Gerhard Jessl
- hochgeladen von Philipp Gratzer
Matthäus 15,21-28
„Dafür bin ich nicht zuständig“ ...
... wie oft in meinem Leben hab ich schon diese Worte gehört, ja hab ich dabei manchmal auch tiefste Ablehnung mitgespürt. Oft war es auch nur mangelndes Interesse an der Sache oder Motivationslosigkeit (was bringt‘s mir?) meines Gegenübers, doch immer hab ich dabei eines empfunden: Unsicherheit und eine gewisse Hilflosigkeit. Vielleicht haben auch sie die eine oder andere ähnliche Situation erlebt, vielleicht haben sie auch ganz anders empfunden? Ich hab meistens versucht freundlich zu reagieren, doch blieb ich dadurch manchmal nur verbittert und frustriert zurück. Oft werden abgewiesene Menschen sehr wütend, drehen durch und werden auch verbal ausfällig. Auch die abgewiesene kanaanäische Frau lässt sich nicht abwimmeln und „schreit“ hinter Jesus und den Jüngern hinterher! Das ist unangenehm, das fällt auf. Wir wissen nicht was es war, aber den Jüngern war es so unangenehm, dass sie Jesus aufforderten etwas zu tun: Schick sie fort!
Doch jetzt kam das Ungeheuerliche. Wir trauen unseren Ohren nicht!
Was sagt er da? „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israels gesandt!“ Der Grund für seine zurückweisende Haltung ist nicht etwa Mangel an Zeit oder weil er zu müde ist und Ruhe sucht. Nein, er liegt in der falschen Volkszugehörigkeit! Wäre sie eine Israelitin oder Jüdin, hätte er ihr geholfen. Aber einer „Heidin“? Da ist er nicht zuständig!?
Viele Exegeten meinen, dass Jesus erst in der Begegnung mit der Frau und in der anschließenden Diskussion mit ihr, seine Einstellung geändert hat.
Erst als die Frau ihren ganzen Stolz in Sorge um ihre kranke Tochter aufgibt, sich vor dem „Sohn Davids“ niederwirft, um Hilfe bettelt, sich vor dieser Männergesellschaft erniedrigt, dann noch von Jesus auf ihren Glauben hin geprüft wird, erst dadurch soll sich das Herz von Jesus erweichen lassen?
Ich kann mir das so nicht vorstellen. Ich glaube vielmehr, dass Jesus seinen Jüngern und Anhängern und heute auch uns allen vor Augen führen wollte,
was so ein abweisendes Verhalten bewirkt. Wie demütigend so ein Haltung ist, dass Menschen erst zu Kreuze kriechen müssen um Hilfe zu bekommen.
Wie man sich in Menschen, die vermeintlich „Hunde“ sind, täuschen kann.
Das gerade auch solche Menschen, die nicht zu unserer Gemeinschaft gehören, einen ganz großen Glauben haben können!
Für mich ist die Botschaft des heutigen Evangeliums ganz klar: Das ein „Nichtzuständigsein“ für uns Christen in seiner Nachfolge unmöglich ist!
Amen.
Diese Predigt für 16. August 2020 stammt von Rudolf Schrödl, ehrenamtlicher Diakon in Traunkirchen, Pensionist der Energie AG, Notfallseelsorger im Kriseninterventionsteam Gmunden, Feuerwehrseelsorger.
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