Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für 6. Februar 2022 von Teresa Kaineder

- Teresa Kaineder leitet die kirchlichen Projekte und Initiativen im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024.
- Foto: Reinhard Winkler
- hochgeladen von Kerstin Müller
SALZKAMMERGUT. Die Predigt für Sonntag, 6. Februar, zu Jes 6, 1–2a.3–8; 1 Kor 15, 1–11; Lk 5, 1–11, stammt von Teresa Kaineder. Sie leitet die kirchlichen Projekte und Initiativen im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024.
Heldenzeit?
Wintersport hat Hochsaison. Groß und Klein fiebern vorm Fernseher mit. Wir hören von Hundertstel-Sekunden, Verletzungen, Comebacks und Spitzengeschwindigkeiten. Die Athletinnen und Athleten bringen Höchstleistungen. Bewundernswert! Wir Menschen lieben solche Helden-Geschichten. Die Fragen der letzten Monate: Wer wird für uns zu den Olympischen Spielen fahren? Wer bekommt das Ticket nach China? Wer wird gesendet?
„Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?“ hört auch Jesaja die Stimme Gottes in der heutigen Lesung. Gott wählt überraschend: Einen Jesaja, der sich total unwürdig und wertlos fühlt, einen Paulus, der sich selbst als „Missgeburt“ bezeichnet, einen Simon Petrus, einen einfachen und erfolglosen Fischer. Es sind Situationen der kompletten Erfolglosigkeit, des Scheiterns und des Fallens in denen wir erinnert sein sollen: „Fürchte dich nicht!“ Du bist auserwählt!
Es ist eine andere Logik, die die biblischen Erzählungen durchzieht. Sie kennt keine Helden, keine Versager. „Erfolg ist keiner der Namen Gottes“, meint der Religionsphilosoph Martin Buber. Keine Frage: Erfolg hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Es gehört zu uns Menschen, erfolgreich sein zu wollen. Viele leisten mit Einsatz und Hingabe Großartiges. Kritisch wird es da, wo Erfolg mit gelungenem Leben gleichgesetzt wird, und die Würde des Menschen daran gemessen wird. Ich kann Erfolg haben, wie vieles andere im Leben. Letztlich gehört er jedoch nicht wesentlich zu meinem Sein. Bald naht wieder einmal ein Zeugnistag. Es ist wie mit Eltern, die ihr Kind bedingungslos lieben, egal welche Noten im Zeugnis stehen.
Jemand meint es zutiefst gut mit uns und lässt uns nicht fallen. Das hat Simon Petrus vermutlich ansatzweise verstanden als er mit Jesus loszog. „Von nun an wirst du Menschen fangen!“ Das klingt aufs erste sehr befremdlich. „Menschen auffangen“ hört sich jedoch weniger bedrohlich an – im Gegenteil. Das Fischernetz wird zum Sicherungsnetz, das auffängt und freisetzt, neue Erfahrungen ermöglicht. Wir sind gesendet, daran mitzuknüpfen.
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