Predigt zum 8. Sonntag im Jahreskreis
Wie viele „G“ brauchen wir tatsächlich?
Ein befreiendes Gebot oder verbitterte Gesetze der Verbote und Verurteilungen?
SALZKAMMERGUT. Jesus geht es nie um Anklage und Verurteilung, wie die Männer, die die auf frischer Tat ertappte Ehebrecherin vorführen, um sie zu steinigen. Vielleicht war es auch ein Faschingssonntag, so wie heute. Jesus hält sich nicht an das Gesetz von Mose (Levitikus 20,10), das hier die Steinigung vorschreibt. Jesus hat eigene Gebote und sagt ohne Scherz: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Grandios. Alle Männer gingen weg.
Grandioses Geschehen
Jesus geht es nicht um Diskriminierung. Vielmehr um Zuwendung und Handschlag-Qualität. Um Vertrauen von Angesicht zu Angesicht, ohne Versteck und Maske, indem er dieser Frau zusagt: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh, und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 7,53-8,11)
Getrübtes Gewissen?
Genau um diesen Bereich geht es Jesus auch heute: Schau zuerst auf dich. Auf dein Leben, unter deine Maske. Den Splitter im Auge deiner Brüder und Schwestern siehst du. Deinen eigenen Balken aber nicht. „Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen den Splitter aus dem Auge deines Bruders / deiner Schwester herauszuziehen.“
Gewichtige Gesetze
Das Gesetz Gottes braucht nicht viele Paragrafen. Es besteht in der Überlieferung des jüdischen Glaubens aus genau drei Aufträgen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. Richtig, drei Aufträge. Keine Verbote. Kein „Du sollst nicht“. Drei Gebote die in eines münden: Du sollst lieben. Dich, deinen Nächsten, und deinen Gott.
Gesetz der Liebe
Gute Gesetze entstehen dort wo dieses eine göttliche Gebot der Liebe durch alle menschlichen Gesetze hindurchwirkt. Wenn sich einer auf den anderen verlassen kann, weil er ihm blind vertraut. Ohne Splitter und Balken, ohne Maske, oder Heuchelei und Misstrauen. Stellen wir die Liebe an die erste Stelle. Handeln wir aus Liebe, denn Liebe ist der Grundauftrag unseres Christseins, unsere Prämisse, unser Grundgesetz, vielmehr unser Grundgebot.
Glänzendes Gewissen
Bemühen wir uns nicht zu den Menschen zu gehören die andere aufdecken und demaskieren: „Schau, was der oder die gemacht hat!“, und dabei meinen selbst alles richtig zu machen. „Alles richtig zu machen“ wird kaum möglich sein. In zweifelhaften Situationen fragen wir: „Jesus, wie würdest du handeln?“ Glaube nur, die Antwort kommt gleich. Das ist kein Scherz. Es ist meist der erste Gedanke, der überlegtes Handeln erlaubt, und dadurch ruhiges Gewissen und Gelassenheit schenkt.
Gesundheit und Glück
Als ich einen Bekannten fragte was für ihn die wichtigsten „G“ sind gab dieser zur Antwort: „Gesundheit und Glück“. Die „G“ lassen sich ergänzen mit Gottvertrauen, Gelassenheit, glänzendes Gewissen, getauft, gesalbt, gefirmt. Manche auch geweiht. Gottes Gegenwart schenkt viele „G“. Ganz gewiss.
Geglücktes Leben?
Zur ersten Lesung: „Wir sollen den Menschen kennen, und ihn beurteilen, ehe wir ein Lob über ihn aussprechen“, meint Jesus Sirach (27,4-7). Richtig, aber ist es nicht wichtiger wenn wir uns selber kennen, über unseren Lebenssinn nachdenken, unser Lebensziel reflektieren, und dabei alle Masken fallen lassen?
Was macht dein Leben aus? Wofür setzt du dich ein? Über diese Fragen nachzudenken und sie zu beantworten ist nicht alltäglich und eher skurril. Macht aber Sinn, wenn ich empfehlen darf.
Bei einem Seminar im Stift Reichersberg war die Aufgabenstellung den eigenen Nachruf zu schreiben. Ich schaffte das in der vorgegebenen Zeit nicht, weil ich so im Detail war. Als ich mir diese Aufgabe abends mit aufs Zimmer nehmen wollte war die einhellige Antwort: „Klaus, du gehst mit an die Bar!“ Gegen diesen Vorschlag hatte ich nichts Gegenteiliges einzuwenden.
Möglichst viele „G“
Danach hab ich wieder über den Titel nachgedacht: „Wie viele ‚G‘ brauchen wir tatsächlich?“ Und ich bin drauf gekommen, dass wir möglichst viele „G“ brauchen. Mit Gottes Güte gelingt Gelassenheit, glänzendes Gewissen, und glückseliges geborgen sein in Gott. Mit diesen Gedanken schlief ich glückselig und in aller Gelassenheit ein.
Die Predigt stammt von Klaus Autengruber, Diakon der Pfarre Lindach.
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