19. Castrol-Sportwagen-Alpentrophy 26. – 28. Juni 2015

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Bad Ischl und erweitertes Salzkammergut, gewürzt mit einer Spur Lungau, Enns- und Murtal…

„Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel“
Dieser Satz wird von Lehrmeister Kong, als Konfuzius bekannt, überliefert, soll also vor 2.500 Jahren geprägt worden sein – und fand sich auf unserer Fahrkarte für die Katrin-Seilbahn am Abend des ersten Tages. Er dürfte aber auch für Maschinen von (fast) heute gelten, denn unsere alpenerprobte Triumph Gloria 1936 gab schon nach wenigen Meilen des Weges ins Gebirge auf der vielleicht 15 m hohen Eisenbahnüberführung in Linz-Wegscheid auf. Also wechselten wir auf unseren mit 25 Jahren noch nicht ganz wettbewerbstauglichen Toyota MR2, um von dem verheißungsvollen Programm dieser traditionsreichen Veranstaltung (erstmals 1989 von Max Lagler und Karl Marinc organisiert) wenigstens die landschaftliche Hülle mitzubekommen.

53 Teilnehmerteams (aus CH, D, A) mit Fahrzeugen aus den Baujahren 1929 – 1985 fuhren ab 16 Uhr über die Startrampe im Ischler Kurpark, vor der eindrucksvollen Kulisse des Kur- und Theaterhauses, Spielort des Lehár-Festivals. Als kundiger Platzsprecher fungierte wieder unser lieber Freund Hermann Tratnik aus Villach, der der beachtlichen Publikumskulisse die Oldtimer von BMW, Triumph, Porsche, Mercedes, ALFA Romeo, Jaguar, Volvo, Austin-Healey, Toyota (einer von 361 gebauten 2000 GT!) und anderervorstellte.
Nun ist Bad Ischl Straßenknoten dreier Täler, die recht eng sind und daher nur wenige Variationen der Strecke zulassen. Sollte man glauben. Aber Hans und Resi Kreischer, Robert Krickl, Ing. Karl Eder, die ein Organisationsteam von 20 Personen anführten, fanden doch wieder, auch für altgediente „Bad Ischler“, neue, fahrerisch herausfordernde und panoramaseits überraschende Streckenvarianten. Sie führten uns über schön ausgebaute Paßstraßen wie hinterhältige Nebenwege, in dunkle Sackgassen enger Täler und die dünne Luft von Paßhöhen, brachten uns in engen Kontakt mit der alpinen Milchwirtschaft (in Form von die Strecke kreuzenden Viehherden). Man konnte die archaische Dampfkraft der Murtalbahn bestaunen, die romantische Rekonstruktion alter Burggemäuer, die Bronze gewordene Kraft der roten Zentralstier; und es gab Wasser, in Seen, Bächen und Flüssen – leider aber auch in der Form von Regen, der uns auf Teilen der Strecke heimsuchte.

Am Freitag fuhren wir, bei perfektem Wetter, über die Weissenbacher Straße an den Attersee, weiter über Unterach zum Mondsee, nach Thalgau, Hof, in den Faistenauergraben, über das ruppige Perfalleck, entlang des Wolfgangsees zurück nach Ischl. Gespickt war die Strecke mit einer großen Zahl von Sonderprüfungen; diese verlangten genaues Ablesen der Uhr (samt Einrechnung von absichtsvoll nicht immer gleichartig, natürlich aber jeweils korrekt formulierten Zeitangaben) wie Beherrschung des Fahrzeuges beim Durchfahren der Lichtschranke und brachten viele Teams gehörig ins Schwitzen und Diskutieren – aber auch für einige die Erkenntnis, daß Harald Negers Rallyekurse, so kryptisch die unterrichteten Weisheiten dem Neuling auch scheinen mögen, doch sehr viel mit der Praxis zu tun haben…
Die samstägliche „Königsetappe“ führte uns über die Kaltenbachau und Lauffen ins hinterste Gosautal, über den Paß Gschütt ins Lammertal, weiter über Filzmoos und Ramsau (leider teils im Regen, der die Sicht auf die Dachstein-Südwand verschleierte), vorbei an Schladming, durch Forstau und über den Radstädter Tauern auf 1.738 m; Mittagsrast (und für den Regen genug Zeit, uns auch jenseits der Tauern einzuholen) gabs in der Burg Mauterndorf. Dieses Muster mittelalterliche Trutzigkeit wurde, ähnlich den „altdeutschen“ Burgen am Rhein, doch erst im späten 19. Jahrhundert zu seiner heutigen Gestalt (re)konstruiert.
Weiter unten im Murtal zweigten wir auf den Sölkpaß ab, mit 1.788 m der Gipfelpunkt der 19. Castrol-Alpentrophy und das Tor ins Kernland der „Ennstal-Klassik“, dann gings vorbei an der Festung Trautenfels hinauf ins Ausseerland; von Pichl, Bad Aussee und Altaussee fanden wir über eine ebenso originelle wie schwierig zu fahrende Strecke über Lupitsch zurück auf die Bundesstraße über den Pötschen. Nach rund 320 km und 14 weiteren Zeitprüfungen konnte Hermann Tratnik wieder fast alle Fahrzeuge im Ischler Kurpark begrüßen – nur die Froschschenkerl eines Austin-Healey Sprite lahmten wegen Ölverlustes, am Tauernpaß, gerade vor dem altehrwürdigen Hospiz (und heutigen Hotel) Wisenegg.
Beim von Operetten- und Musicalkostproben des Teams von Lehárfest-Intendant Prof. Dr. Lakner künstlerisch beachtlich umrahmten Festabend stellte sich dann heraus, daß man für den Sieg bei dieser von Streckenführung wie Aufgabenstellung höchst anspruchsvollen Fahrt weder von einem jüngeren Baujahr noch von einem PS-satten Supersportwagen begünstigt war, sondern, schlicht und ergreifend, das perfekte Zusammenspiel von Fahrer, Beifahrer und Auto den Ausschlag gab – auch wenn das Gefährt das schwächste und älteste des Feldes war. Sicher, die 40 PS von Edsel Ford’s dem Vater Henry mühsam abgetrotzten A-Typ mögen profund wie die von Brauereipferden sein, aber: alleine diese Strecke mit einem 86 Jahre alten Auto zu bewältigen ist schon eine große Leistung. Dann noch all die Zeitprüfungen mit in Summe nur wenigen Sekunden Abweichung zu absolvieren – da müssen sich Doris Horeth und Erich Hemmelmayer schon sehr konzentriert haben; den beiden und ihrem treuen Ford A ein kräftiges „Bravi!“, aber ebensolcher Applaus und herzlichster Dank auch der reibungslos funktionierenden, ausgefeilten Organisation, den treuen Sponsoren und Gemeinde sowie Tourismusverband Bad Ischl!

Dr. Helmut & Petra Huber

Ergebnis:
1. Hemmelmayer Erich Horeth Doris auf Ford A Coupe
2. Schwarzbauer Günther und Birgit auf Lagonda M45 Tourer Side Angle Top 1934
3. Meindl Marcel Meindl Herbert auf Chevrolet Corvette C1 1959

Fotos OÖMVC

Wo: Kurpark, 4820 Bad Ischl auf Karte anzeigen
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Foto: Cityfoto
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