Traunkirchen
Rollstuhl-Reise für Gertrude Hofstätter nur mit Hindernissen möglich
Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung wollen ein möglichst normales Leben führen.
SALZKAMMERGUT. Dass das nicht immer leicht ist, beweist der Fall von Gertrude Hofstätter aus Traunkirchen. "Wir wollten bei der Firma Kneissl Touristik eine Reise mit Besuch der Bregenzer Festspiele und Besuch der Insel Mainau buchen. Da ich nach einer mehrmaligen Hüft-Op für Reisen einen klappbaren, etwa 23 Kilogramm schweren E-Rolli benutze, deponierte das mein Gatte bei der Anfrage", so die Traunkirchnerin. "Sofort wurde uns die Reise als sehr unattraktiv beschrieben und obwohl wir angeboten haben, bei unwegsamen Passagen auf die Reisegruppe zu warten, musste der 'Fall' erst mit der Geschäftsleitung besprochen werden." Tags darauf hätte sich eine hörbar betroffene Sacharbeiterin von Kneissl Touristik bei Hofstätter gemeldet und mitgeteilt, dass "die Firma eigene Statuten auf höchstem Niveau hat und sie mich und meinen Gatten für diese Reise nicht buchen dürfe." Das verletzte Hofstätter, "da wir bis dato von allen anderen Reiseveranstaltern äußerst liebenswürdig und bevorzugt behandelt wurden." Sie verstehe nicht, warum es dann nicht gleich bei der Ausschreibung vermerkt wird, wenn Rollstuhlfahrer nicht erwünscht sind.
Kneissl Touristik: "Manche Reisen sind nicht für Rollstuhlfahrer geeignet"
Bei Kneissl Touristik hat man den Fall anders wahrgenommen. "Die Mitarbeiterinnen in Buchungszentrale und Produktion haben pflichtgemäß auf die Hürden hingewiesen, die für Rollstuhlfahrer und geheingeschränkte Menschen bei einer Kneissl-Reise entstehen", so Sabine Schaller, PR/Qualitätsmanagement. "Und darauf, dass nur ein Bruchteil der Reiseleistungen eingelöst werden können." Auch andere Anbieter mit einem gleichartigen Angebot würden diese Reise nicht für Rollstuhlfahrer empfehlen. Dass Familie Höfstätter nicht den hohen Niveau-Anforderungen von Kneissl Touristik entsprechen würde, sei so nie gesagt worden. Aber: "Kneissl Touristik bedauert, dass die Kommunikation bei den Beratungsgeprächen nicht ausreichend klar und respektvoll verlaufen ist." Mittlerweile haben die Hofstätters eine Ersatzreise mit nur geringfügig anderem Programm gebucht: "Der Anbieter hat uns sofort eine der vorderen drei Sitzreihen im Bus in Aussicht gestellt. Auch würde er sich bemühen, ein Zimmer mit Dusche statt Bad oder ein Hotel mit Lift für uns zu organisieren", so Hofstätter.
Betreute Reisen in die Welt
Es gibt in der Region Reiseveranstalter, die sich auf betreute Reisen spezialisiert haben. „Forum Erleben Reisen“ aus Altmünster organisiert seit fünf Jahren für Gruppen von vier bis zwölf Personen betreute Reisen in die ganze Welt. "Es gibt viele Menschen, die gerne reisen würden, sich dies aber nicht zutrauen, weil sie Unterstützung brauchen“, so Geschäftsführer Hans Peter Greunz. Er und seine Mitarbeiter führen mit den Teilnehmern im Vorfeld Gespräche und organisieren zusätzliche Reisebegleitung mit pflegerischer Ausbildung. "Auf jeden Fall ist während der ganzen Reise jemand von uns an der Seite der Teilnehmer", betont Greunz. "Das Schöne daran ist, dass wir Reiseerlebnisse ermöglichen, von denen die Personen nicht geglaubt haben. Im April begeben wir uns mit einer Gruppe auf eine zweiwöchige Rundreise durch Costa Rica. Wie jedesmal ist ein Rollstuhlfahrer dabei."
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