Gefahr durch Schneemassen
Winter hat das Salzkammergut nun fest im Griff

- Auch auf der alten Bundesstraße im Gemeindegebiet Ebensee kam es zu Lawinenabgängen.
- Foto: Siller
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SALZKAMMERGUT (pg, km). Lange hat es nach einem fast grünen Winter ausgesehen, pünktlich zum Start ins neue Arbeitsjahr hat das Salzkammergut aber mit erheblichen Schneemengen zu kämpfen. Seit dem Wochenende ist die Lage auch in Ebensee sehr gefährlich. „Während der Situation im Tal vielleicht harmlos erscheinen mag, türmen sich einige hundert Höhenmeter weiter oben die Schneemassen auf“, so Bürgermeister Markus Siller. Am 5. Jänner ging in Ebensee um 12 Uhr eine Lawine aus den Steilwänden des Steinkogels ab und verschüttete dabei die Langwieserstraße auf einer Breite von 15 Meter etwa 3,5 Meter hoch. Der Lawinenkegel wurde von 25 Mann des Bergrettungsdienstes Ebensee abgesucht und sondiert. Es konnten keine Hinweise auf Personen oder Fahrzeuge unter den Schneemassen festgestellt werden. Der oberhalb verlaufende Soleleitungsweg wurde ebenfalls kontrolliert. Im Nahbereich gingen noch zwei kleinere Lawinen ab. „Die Lage spitzt sich weiter zu“, so Siller, „und ist so schlimm, wie selten zuvor.“ Vor allem feuerkogelseitig sei die Gefährdung groß, die letzten großen Probleme hätte es aber 1974 gegeben. „Derzeit (Stand 8. Jänner) können wir für die B145 noch keine Entwarnung geben, die Sperre wird voraussichtlich bis zum Wochenende aufrecht bleiben“, bittet der Ebenseer Ortschef um Verständnis der Verkehrsteilnehmer.
Chaos auf den Straßen
Aufgrund der extremen Schneefälle und der damit verbundenen starken Lawinengefahr musste die Pass Gschütt Bundesstraße B166 in beiden Richtungen zwischen Gosau-Mühle und Gosau am 5. Jänner um 17.30 Uhr für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt werden. Diese Sperre wurde am Abend des 6. Jänner wieder aufgehoben. Auch der Koppenpass zwischen Obertraun und Bad Aussee war bis zum Redaktionsschluss (Dienstag Mittag) nicht passierbar. Bereits am 4. Jänner wurde die FF Ohlsdorf zu einem heiklen Unfall gerufen: Ein Lkw ist in Ehrenfeld auf der Straße umgestürzt, die Bergeaktion dauerte Stunden. Die enormen Schneemengen, die in der Nacht auf den 5. Jänner fielen, haben einen Baum neben der B145 in Altmünster soweit kippen lassen, dass dieser auf die Bundesstraße zu stürzen drohte. Er musste mittels Teleskopmastbühne gekappt werden.
Räumdienste im Einsatz
„Bereits seit 24. Dezember herrscht bei uns Hochbetrieb“, so Alfred Schilcher von der Straßenmeisterei Bad Ischl. „Unsere volle Mannschaft – also 21 Mann – sind im Inneren Salzkammergut im Einsatz, um die Bundes- und Landesstraßen zwischen Obertraun und Ebensee Schnee- und Eisfrei zu halten.“ Das bisherige Schneeaufkommen sei schon etwas mehr, als in den Vorjahren, aber vom Jahrhunderwinter sei man noch weit entfernt. „Natürlich stellt das erhöhte Schneeaufkommen seit die Räumdienste vor große Herausforderungen“, erklärt Schilcher. Die Sperre diverser Straßen beschließt die jeweilige Lawinenkommission – diese gibt es in allen Gemeinden – und muss dann durch die Straßenmeistereien umgesetzt werden.Bluesky Prognoseggf für Infokasten
Nicht unterschätzen: Gefahr für Skifahrer
Die Schneemassen und das schlechte Wetter sind aber auch für Wintersportler gefährlich. So verirrten sich gleich mehrere Personen am 5. Jänner im dichten Schneetreiben auf dem Krippenstein.
Auf die leichte Schulter sollte mann die tiefwinterlichen Verhältnisse also nicht nehmen. "Derzeit besteht die Lawinenwarnstufe 4 auf der fünfteiligen europäischen Lawinengefahrenskala", so Christoph Preimesberger, Landesleiter des Bergrettungsdienstes OÖ. Das bedeutet: "Lawinen können von selbst und ohne Zusatzbelastung ausgelöst werden." Der Lawinenlagebericht wird täglich erstellt und kann unter lawine.at für ganz Österreich abgefragt werden. Preimesberger weiß: "Die derzeitigen Neuschneemengen sind sicherlich spektakulär und kommen nicht alle Jahre vor." Bei den gegenwärtigen Verhältnissen sei die Bewegungsmöglichkeit abseits der gesicherten Pisten nur sehr eingeschränkt möglich. "Unerfahrene Schifahrer sollten daher das freie alpine Gelände meiden oder sich einem Bergführer anvertrauen. Selbst für erfahrene Bergsportler stellt das Gelände abseits der Pisten momentan ein hohes Risiko dar. Unfälle gefährden nicht nur die eigene Person, sondern auch die Retter."
Situation in den Skigebieten
Generell freuen sich die Betreiber der Skigebiete über den anhaltenden Schneefall: "Gerade wenn es auch im Flachland schneit und der Schnee liegen bleibt, bekommen auch die Gäste im Flachland Gusto aufs Skifahren. Die Stimmung ist ausgezeichnet. In ganz Europa weiß man jetzt, dass wir genug Schnee haben – das hilft auch bei den Buchungen der Nächtigungsgäste", so Peter Grögler von der OÖ Seilbahnholding. Aber auch er betont: "Auf den Pisten bleiben – sonst herrscht Lebensgefahr!" In den Skigebieten gab es in den letzten Tagen einige Liftsperren wegen des Sturms – die aktuellen Informationen gibt es tagesaktuell auf den jeweiligen Homepages.
Wetter: Keine Entspannung in Sicht
Für Wolfgang Traunmüller von Blue Sky Wetter in Attnang-Puchheim waren die letzten Tage auch eher außergewöhnlich: "Wir haben nicht jedes Jahr solche Schneefälle wie in den letzten Tagen. In kurzer Zeit hat es viel geschneit – es war ja zu Weihnachten noch grün. Die Lawinengefahr ist derzeit enorm hoch, aber das Lawinenmanagement ist sehr professionell und arbeitet auf Hochtouren. Ich rechne damit, dass die Lawinengefahr in den nächsten Tagen noch steigen wird und mancherorts sogar die Lawinenwarnstufe fünf ausgesprochen wird!" Auch die restliche Woche soll es noch ordentlich schneien, von Enstpannung ist bis zum Wochenende keine Rede. "In den Bergen kommt sicher noch bis zu einem halben Meter Schnee dazu, in den tieferen Lagen wird das nicht mehr so viel." Die ungünstige Kombination aus Schneefall und Wind begünstigt auf jeden Fall die Lawinenbildung.
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