Woher kommt diese Redewendung?
Das brennt wie Zunder

- Baumschwamm
- Foto: (c) Edith Mair
- hochgeladen von Edith Mair
Man sagt öfter "das Brennt wie Zunder", aber wer oder was ist dieser oder dieses Zunder?
Ganz einfach: so bezeichnet man leicht brennbares Material. Und es gibt sogar einen Baumschwamm, der diesen Namen trägt, den Zunderschwamm! Von diesem möchte ich euch heute erzählen.
Zuordnung
Der wissenschaftliche Name des Zunderschwamms lautet Fomes fomentarius, er gehört zu den sogenannten "Stielporlingsverwandten", die wiederum zu den "Ständerpilzen" gehören, welche ihre Sporen auf Ständern ausbilden. Merkt ihr's? Der Zunderschwamm ist trotz seines Namens kein Schwamm, sondern ein Pilz! Manchmal ist es ein bisserl seltsam in der Biologie. *)
Vorkommen
Man findet die Baumschwämme/-pilze - der Name verrät es uns - auf Bäumen. Der Zunderschwamm (der ein Pilz ist :) ) wächst hauptsächlich auf Laubbäumen wie Birken, Erlen, Rotbuchen, Ahorn, Eichen etc. Selten wächst er auf Nadelbäumen.
Man bezeichnet diese Lebewesen als "Schwächeparasiten", sie dringen über eine Wunde an der Baumrinde in den Baum ein und wachsen dann als Parasit weiter, oft sogar bis über den Tod des Baums hinaus. Der Parasit verursacht beim befallenen Baum die sogenannte Weißfäule, das heißt, das Lignin (Bestandteil des Holzes) wird zerstört, damit wird das Holz weich und fasrig.
Übrigens: Was wir äußerlich sehen, ist - wie bei vielen Pilzen - nur der Fruchtkörper. Im Inneren des Baums oder unter der Erde gibt es bei allen Ständerpilzen (zu denen auch die Speisepilze, unsere "Schwammerl", gehören) weit verzweigte, fadenförmige Systeme, die man als "Mycel" bezeichnet.
Was ist jetzt mit dem Zunder?
Als Zunder bezeichnet man wie erwähnt leicht brennbares Material. Und der Zunderschwamm wurde früher als Brennmittel verwendet! Man fing mit ihm die Funken auf, der Schwamm begann zu glimmen, verbrannte aber nicht. So konnte man die Glut sogar über weite Strecken transportieren! Auch die weltweit bekannte Gletschermumie Ötzi hat ein Stück Zunderschwamm mit sich getragen! Ob der Schwamm geglimmt hat, als der Ötzi ihn ins Gebirge mitgenommen hat, weiß ich nicht.
Nur ein Schädling?
Wir Menschen betrachten gern etwas als "Nützling" oder "Schädling". In der Natur hat aber alles Sinn, alles spielt zusammen. Wie gesagt lösen die parasitären Baumschwämme die Weißfäule aus. Das weiche, fasrige Holz dient manchen Höhlenbrütern unter den Vögeln als Nest, sie können ihre Bruthöhle gut aus dem weichen Holz herauspecken.
Feuerschwamm
Der abgebildete Baumschwamm ist kein Zunderschwamm, sondern ein Feuerschwamm (lateinisch Phellinus). Ich hoffe, dass ich bald mal einen Zunderschwamm fotografieren kann, dann reiche ich ihn nach. Der Feuerschwamm wurde ebenso als Zunder verwendet, er ist allerdings nicht so gut geeignet wie der Zunderschwamm.
Update, März 2025: Auf der ORF-Newsseite gibt es einen interessanten Artikel zu den Pilzen, die sich um den Wald kümmern. Siehe: https://orf.at/einfach/stories/3386293/
(Der Artikel ist in sog. 'einfacher Sprache' für Menschen mit Lernschwierigkeiten)
Disclaimer:
Ich bin keine Pilz-Expertin, mich faszinieren diese Lebewesen aber sehr. Sollte ich mich hier daher in gewissen Dingen geirrt haben, so schreibt mir das bitte in die Kommentare.
*) Als Pilze werden die weichen Gewächse wie Champignon, Eierschwammerl etc., unsere umgangssprachlichen Schwammerl, bezeichnet und die harten oder die zähen Gewächse wie die Baumschwämme. Die tatsächlichen Schwämme leben meist im Meer (wie z.B. der Gemeine Badeschwamm - der echte, nicht der synthetische - den man etwa in Griechenland von Strandhändlern kaufen kann). Manche Schwämme leben auch im Süßwasser.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.