Professor Dr. Heiner Flassbeck - Die Schuld des Schuldners Warum wir den Zusammenhang von Sparen und Schulden nicht verstehen (wollen)
Bad Goisern:
Vortragsabend mit Professor Dr. Heiner Flassbeck
Am 8. Mai 2013 um 19.30 Uhr in der Goiserermühle
Freier Eintritt
Die Schuld des Schuldners
Warum wir den Zusammenhang von Sparen und Schulden nicht verstehen (wollen)
Professor Dr. Heiner Flassbeck, langjähriger Chefvolkswirt der UNCTAD in Genf und Staatssekretär a.D. des Bundesfinanzministeriums in Berlin, erklärt in seinem Vortrag die logischen Zusammenhänge zwischen Sparen und Schulden. Er zeigt, dass öffentliche und private sowie nationale und internationale Schulden nur in einem engen Beziehungszusammenhang beurteilt werden können. Er weist nach, dass keineswegs der Schuldner immer an Schuldenkrisen schuld ist, sondern oft der Gläubiger. Er zieht daraus provokante Schlussfolgerungen für die europäische Krisenpolitik.
Weltkulturerbe Denkautonomie
Autonomes Denken ist im inneren Salzkammergut historisch tief verwurzelt. Die kleinteilige Kulturlandschaft verhindert traditionell großagrarische Strukturen und begünstigt das Auskommen Aller. Die Obrigkeit brauchte seit jeher die personellen Ressourcen zur Salzgewinnung und beließ den Einwohnern ihre Freiheit. So etwas prägt: Weder politische noch konfessionelle noch wirtschaftliche Autoritäten genießen hier bis heute den Respekt, der ihnen anderswo zukommt. Standesunterschiede werden eher verhöhnt als befestigt. Schon Konrad Deubler, nachmaliger Goiserer Bürgermeister, wählte im 19. Jh. lieber 4 Jahre Kerker wegen „Ketzerei“, als sich von seiner aufklärerischen Freundschaft mit Ludwig Feuerbach abbringen zu lassen. Das mutet widersetzlich an, doch ist Widersetzlichkeit keine schlechte Eigenschaft: Alle Welt weiß mittlerweile, dass zB Innovation nicht aus Anpassung, sondern aus der Bereitschaft resultiert, gegen unhinterfragte Regeln im Denken zu verstoßen und nichts nur deswegen für wahr zu halten, weil es von Vielen vertreten wird. Das autonome Subjekt, der für sich selber denkende Mensch, war ein erklärtes Ziel der Aufklärung. Nach über 200 Jahren ist zwar schon viel erreicht, aber man kann keineswegs zufrieden sein. Intellektuelle Anpassung gibt es noch genug. Eine über Generationen hinweg geübte und noch heute gelebte Autonomie im Denken gehört zu einem bewahrenswerten Erbe der Weltkultur. In lockerer Reihenfolge will die Weltkulturerbe-Gemeinde Bad Goisern daher herausragende Vertreter abweichender Denkmuster jeweils zu sich einladen, um sich so zu einem intellektuellen Zentrum für autonomes Denken zu etablieren.
Den Anfang macht mit Heiner Flassbeck einer der profiliertesten Ökonomen unserer Zeit. Flassbeck entwirft ein komplett anderes Erklärungsmuster für die aktuelle Eurokrise, und darin sind nicht etwa die Griechen die Bösen und die Deutschen die Guten.
Heiner Flassbeck,
Prof. Dr., geb. 1950 in Birkenfeld/Nahe; Studium der Nationalökonomie im Saarland und Berlin. Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen Bonn, Schwerpunkt: Internationale Finanz- und Währungsfragen; 2003 bis 2012 Direktor für Globalisierung und Entwicklungsstrategien bei der UNCTAD (Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung) in Genf, 2005 Ernennung zum Honorar-Professor an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik. www.flassbeck.de; flassbeck-economics.de. Zahlreiche Bücher, u.a. "Zehn Mythen der Krise", Suhrkamp, 2012
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